Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

Neben Aktuellem finden Sie im Weiteren Geschichtsphilosophisches und Quellenliteratur
Hier vorab einige Schlaglichter


Angelus Silesius + Tomaso Albinoni zu Michaeli:
"Vertilgst du in dir die Unruh und das Getümmel, wirft Sankt Michael den Drachen aus dem Himmel"
Es gibt wohl genug Drachenkämpfer, jedenfalls waren 100.000 beim Drachenfest in Berlin.  -
Wann wird man je verstehn?!....


Vor 55 Jahren habe ich in arabischen Gefilden von einer 'Miserlou' aus Tausendundeiner Nacht geträumt - wir waren unterwegs mit dem Konterfei von Jimi Hendrix auf unserem VW-Bus.
Solche Miserlous habe ich als Klavierspieler in einer Bar kennengelernt auf ihrem Weg in das Nachtleben, gut behütet von ihren 'Freunden'. -Die Armen!
Ob 'Miserlou' heute noch lebt? - Aber nicht nur, weil nun ein halbes Jahrhundert verstrichen ist!

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Unser Leib ist nicht einfach eine Hülle, in der wir „drinstecken“, so als käme es nicht auf ihn, sondern nur auf den seelisch-geistigen Kern an. Er gehört nicht zufällig zu uns und ist uns nicht einfach nur äußerlich, sondern eng verbunden mit unserem Seelisch-Geistigen. Dennoch hat er immer wieder auch etwas Fremdes und geradezu Objekthaftes. Erst daran kommen wir zu Bewusstsein und damit auch zu einer Freiheit des Handelns, einer Freiheit allerdings, in der uns gerade durch den Leib Grenzen gesetzt sind. Wären wir – wie die Tiere – ganz identisch mit unserem Leib, würden also die Differenz nicht spüren, könnten wir nicht wirklich handeln, und das heißt: nicht Geschichte schreiben. Unser Leib ist etwas Gegebenes, und zugleich können wir ihn gestalten. Physisches und Geistiges durchdringen sich im Leib, und damit durchdringen sich auch die beiden Welten, die die sogenannte „Metaphysik“ trennt: die Welt der Sinne und die Welt des Geistes. Letztlich ist es das, was wir „Inkarnation“ nennen, diese Durchdringung von Seelisch-Geistigem mit dem Physischen. Sie geschieht in der Zeit, in der weder die eine noch die andere Seite fertig ist, sondern beide zusammen in Entwicklung sind.
An Epiphanias erinnern wir uns daran, dass genau dies auch mit Gott geschehen ist. Christus hat sich inkarniert. Das ist eine Ungeheuerlichkeit, die es in keiner anderen Religion gibt. Ja, in den beiden Geschwisterreligionen, dem Judentum und dem Islam, ist dieses Zentrum des Christentums geradezu ein Tabu. Denn mit Christus kommt eine zweite Person ins Spiel, was dem Gebot des Monotheismus („Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“) zu widersprechen scheint. Und zugleich steht die sinnliche Gestalt dem Bilderverbot entgegen, mit dem man dem unaussprechlichen Wesen Gottes gerecht zu werden sucht. Aber die Menschwerdung als Durchdringung der ganzen Leiblichkeit ist der Kern der Gewissheit, dass sich Gott ganz und gar mit den Menschen und der Erde verbunden hat und als Handelnder und Leidender in die Geschichte eingetreten ist, die eben auch unsere Geschichte ist. Die Inkarnation Gottes zu denken bleibt eine Herausforderung bis heute, denn es ist einfacher, das Göttliche in einem Jenseits zu belassen. Nehmen wir die Herausforderung an, so machen wir uns auf den Weg, das Höchste nicht einfach in einem losgelösten Geistigen zu suchen, sondern in der sich gegenseitig befruchtenden Zusammengehörigkeit der Welt der Sinne und der Welt des Geistes, in der auch jeder Einzelne erst seinem Wesen gerecht wird.
Ruth Ewertowski
(Mit freundlicher Genehmigung)
Und dazu das rechtsstehende erste - ein traditionelles jiddisches Lied - Es handelt von "Eretz Israel", das ist eine traditionelle hebräische Bezeichnung für das Land, das in der Tora meist "Land Kanaan" genannt wird, in dem die Israeliten nach biblischer Darstellung seßhaft wurden und mehrere Jahrhunderte neben Kanaanäern, Philistern und anderen Völkern lebten. Ich habe das Lied um die Nennung von Muslims und Christen erweitert.




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Ein musikalischer Beitrag zum Thema Spaltung:
Der Grundstein
Ein Lied zum Beginn der Adventszeit. Möge der, der die vier Himmelsrichtungen zuammenführt, den Geist der Spaltung bannen in Rußland, Nahost, USA und Europa - eigentlich rund um unsere Erde.
Das irische Lied erinnert an die Spaltung der Iren. Sie durften ihre Nationalfarbe Grün nach der Besetzung durch England unter Todesandrohung nicht tragen.

'Foggy Dew' - Nebliger Tau -
die Melodie wurde einer Ballade über den Osteraufstand 1916 unterlegt. Eigentlich ein rätselhaftes Lied - wen heiratet man im morgendlich ätherischen Nebel?
Das Feenhafte der irischen Lieder wird wohl auch inspiriert durch die unermeßliche Weite des Ozeans, die dort bis zur Antarktis durch keine Landmassen unterbrochen wird. Das Lied habe ich 4-stimmig auf 4 Oktaven verteilt mit einem durchgängigen oberen Ton und getragen gespielt. Es ist, als ob es die Weite der See spüren lässt, die die irischen Glaubensboten hinausgezogen hat auf das Festland, dem sie diese Weite dann seelisch-geistig vermittelt haben.
1977 und dann 2006, nach einer Saturnrunde konnte ich auf dieser uralten, geologisch devonischen Insel sein, das erstemal als Hitchhiker, das zweitemal mit meiner Frau und Mietauto. Durch den warmen Golfstrom mit Grünendem reich gesegnet und ätherisch durchwirkt, ist sie physisch-mineralisch aber eine sehr alte Lady.
Leider kann ich nicht im Kreis gucken, sonst hätte ich die Pinguine auf der Antarktis gesehen, aber die Robbe, die uns so neugierig beäugte, hat uns auch die Weite des Atlantiks spüren lassen. Und es kommt spürbar mehr als nur Feuchtes an, wenn eine riesige Nebelbank heranweht.

Und was in der Sinneswahrnehmung und im Gegenwartserleben nicht erfasst werden kann - erd- und zeitenumspannend kann hier empfunden werden, daß so viele unterschiedliche Menschen diesen Planeten bewohnen, wenn wir uns an den halten, von dem das schöne irische Steinkreuz zeugt. Die 4 Rundungen an der Überkreuzung deuten darauf hin, daß hier nicht nur Stoffliches gemeint ist. Ätherisches wirkt aus dem Umkreis - "aus Ost, West, Nord, Süd - wir Menschen mögen es begreifen". Die irischen Hochkreuze sind Grundsteine der Evolution und dem Meditationsaufbau des Rosenkreuzes verwandt.
Das Foto zeigt das St.Patrick-Kreuz in Carndonagh, und ist von dem Konstanzer Priester der Christengemeinschaft, Karl Hublow, +1979, aufgenommen. Er war von Kindheit an mit einem Zeugnis der Irischen Kirche vertraut und hat darüber geschrieben: der St.Georgs-Kirche auf der Insel Reichenau im Bodensee.

 

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- Anthroposophie, soziale Dreigliederung, Geschichtsphilosophie -

"Gedanken und seelisches Ringen soll eine allgemeine Angelegenheit werden,

nicht mehr diejenige von Fachgelehrten"

(Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr.335,S101) 
- Résumees eines 68ers - Karl-Heinz Kaesebier -
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Nachklang zu Johanni und Vorklang zu 100 Jahre Weihnachtstagung
"Ändert Euren Sinn!"
Das kann auch so verstanden werden:
"Erkenne Dich selbst!".
Denn über die Welt wissen wir ja alle schon ziemlich Bescheid.
Nur uns selbst gegenüber sind wir meist das unbekannte Wesen.
Und die Aufforderung kann auch noch so verstanden werden: "Do it Yourself!"
Denn vor Gruppen(zuge)hörigkeit gilt es sich zu schützen.
Individualisierung will selbst vollzogen sein.
Da helfen nicht einmal die guten Geister.
Sie raunen uns zu: Wir lassen Dich frei - damit Du eben dieses werden kannst!
In diesem Sinne ist Anthroposophische Gesellschaft gemeint: Als eine solche freiheitsliebender Menschen!
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Zu Johanni 2023:
"...Vertrauend nur mich suchend in Weltenlicht und Weltenwärme" - von Rudolf Steiner.
Dazu paßt von George Gershwin "Summertime"
und der Ausspruch des Christus "So Ihr nicht werdet wie die Kindlein..."
Auch wenn es in unserer Zeit mehr und mehr anders scheinen mag!

 

In der ARD heute - 20.3.23 - über Anthroposophische Medizin, Fazit: "Nicht naturwissenschaftlich!" Und das, nachdem am Anfang ein Arzt zeigt, daß diese Medizinrichtung auf der Schulmedizin aufbaut, d.h. sie nicht ignoriert, sondern geisteswissenschaftlich erweitert. Der Film ist eigentlich nur eine investigativ hübsch bebilderte Dokumentation darüber, wie Wesentliches übersehen und verdreht werden kann. Kommt das Urteil denn vorurteilsfrei zustande? Das wäre dann nicht wissenschaftlich!

Rudolf Steiner, der Urheber der anthroposophischen Geisteswissenschaft und der von ihr befruchteten Praxisfelder, hat immer wieder den Unterschied von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft herausgearbeitet und schriftlich und mündlich dargestellt. Darauf wird in den Kritiken an den Einrichtungen nicht eingegangen, nur ein Urteil gefällt: Nicht nur unwissenschaftlich, sondern höchst bedenklich - die ganze Sache!". - Das meine ich auch, aber über die unsachliche Attacke!


  In der Wochenschrift "Das Goetheanum" vom 15.10.21/Nr.42 macht Gerald Häfner von der sozialwissenschaftlichen Sektion der Anthroposophischen Gesellschaft die bemerkenswerte Beobachtung eines epochalen Wandels anläßlich des Wählervotums der Deutschen:

"Unbewußt haben sie die Dreigliederung gewählt"

Frage Wolfgang Held:

"Erstmals gibt es nicht eine einzelne starke Kraft bei der Wahl, sondern mehrere im Mittelfeld. Wie bewerten Sie das?"

Gerald Häfner:

"Das ist gut! Es ist nie klug, zu viel Macht in die Hände von zu wenigen zu legen. Ich gehe so weit zu sagen: Die Menschen haben klug gewählt. Sie haben unbewußt die Dreigliederung gewählt! Sie haben, zuerst und vor allem, für mehr soziale Gerechtigkeit gestimmt. Die haben wir in diesem Land und auch weltweit dramatisch vernachlässigt. Das hatte sich die SPD mit dem Ruf nach mehr Respekt gegenüber jedem Menschen und für alle Mitglieder der Gesellschaft auf die Fahne geschrieben. Die Bürgerinnen und Bürger haben zweitens, zugleich für mehr und eine neue globale Brüderlichkeit gestimmt: Das Thema des Klimawandels betrifft nichts anderes als die Erkenntnis, daß wir auf diesem Planeten nicht allein sind. Alles, was wir hier tun, hat Auswirkungen auf alle anderen Menschen, Pflanzen und Tiere, auf die Erde als Ganzes. Da gilt es, den Egoismus zu überwinden. Wir müssen lernen, geschwisterlich mit der Erde umzugehen. Das war das Hauptthema der Grünen! Dieses Thema hatte zu Beginn ja den ganzen Wahlkampf bestimmt. Trockenheit, Waldbrände, sterbende Bäume und reißende Hochwasser unterstrichen dabei die Unausweichlichkeit einer tiefgreifenden Politikänderung in diesem Bereich. Doch nach dem Höhenflug im Frühsommer verloren die Grünen an Zustimmung, weil sie seelisch nicht die ganze Gesellschaft mitnehmen konnten. Das hatte auch mit einer Änderung in Personal und Ton zu tun. Gerade in der Pandemiedebatte wirkten manche Voten hier oberlehrerhaft und kühl, zu sehr nach <Zeigefingerpolitik> und Verordnungen von oben.

Das - und die angesichts der Entwicklung zunehmend weniger verständliche, einseitig auf obrigkeitsstaatliche Maßnahmen setzende Pandemiepolitik - führte dazu, daß ein wachsender Teil der Bevölkerung sich zunehmend sorgte, die Freiheit könnte unter die Räder kommen. Das hat dazu geführt, daß auf der Zielgeraden der Wahl, also in den letzten drei Monaten, eine Partei, die fast abgeschrieben worden war, enorm an Stimmen gewann, die FDP. Man merkte plötzlich: Man braucht auch noch eine Partei, die für die Freiheit eintritt. Auch wenn die Art und Weise, in der diese auftritt und sich äußert, eher die Freiheit der 1990er-Jahre beschwört als die neu zu buchstabierende Freiheit des 21. Jahrhunderts - aber ohne die Freiheit ist auch die bestgemeinte Politik nichts.

So haben die Bürgerinnen und Bürger unbewußt einen neuen Regierungsauftrag geschaffen: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Regierung auf der Höhe der Zeit als politische Aufgabe zu verwirklichen. Diesen drei Parteien und den von ihnen benannten Personen haben sie das am ehesten zugetraut. Jetzt ist nur zu hoffen, daß die Verantwortlichen der drei Parteien das selbst begreifen und ihre Rolle darin mutig und zukunftsoffen ergreifen!"


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Mit diesem Wahlergebnis ist unweigerlich der Einheitsstaat infragegestellt! Die politischen Verhältnisse tendieren wie die sozialen zu einer Differenzierung und Gliederung. Was in der Berichterstattung lange schon gepflogen wird: die Unterscheidung zwischen politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Teil kann jetzt konstitutionell in die Regierungsstruktur einfliessen und dort gestaltend wirken. Man müsste sich nur daran gewöhnen, daß nicht mehr ein "Kanzler" die Oberhoheit über die gesamte Politik hat - die nach menschlichem Ermessen die Kräfte eines Einzelnen auch überfordert, sondern drei gleichwertige Kompetenzzentren die Richtung vorgeben und bestimmen. Goethes "gemischter König" ist brüchig und hinfällig geworden und hält sich nur noch mit aller Macht an der Macht im Zirkeltanz fest, ohne sein Land noch gestalten zu können!

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  Ein Sinn für Wandlungen konstatiert: Unsere soziale Verfassung differenziert sich - Forschung liberalisiert sich, Recht emanzipiert sich und Wirtschaft vernetzt sich. D.h. Kulturschaffende befreien sich von Zwängen, Richter verwahren sich vor Korrumpierung und Wirtschaft optimiert sich in Zusammenarbeit. Als "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" sind diese Prinzipien seit 1789 bekannt, 1919 verortet sie Rudolf Steiner für eine Konstitution der "sozialen Dreigliederung" in freies Geistesleben, demokratisches Rechtsleben und genossenschaftliches Wirtschaften. 1968 entsteht die Forderung, die Gesellschaft zu "entfilzen". Und im Zuge der Globalisierung wird von Produktion, Handel und Konsum mehr und mehr die nationale Grenzen sprengende Kraft des Wirtschaftens Realität. Nur eine rückwärtsgewandte Haltung zementiert die einheitsstaatlichen Verfassungen der Staaten, wo doch längst die Gliederung in den Tatsachen ein Umdenken fordert. Zu gewohnt sind wir, daß in unserem Einheitsstaat die Funktionen verfilzt sind und in unsozialer, kränkender Art durcheinandergewirbelt werden. Die Wirtschaftslobby korrumpiert den Rechtsstaat - die Lobbyregister sind zwar angemahnt, werden aber nicht erstellt. Am 23.4.20 geisselte Anton Hofreiter im Bundestag in der Debatte um die Corona-Pandemie das Recht des Stärkeren als eine vulgäre Form der Freiheit - ein treffender Ausdruck für die Lage, in der die ganze Nation sich befindet!


    Zündende Funken und befriedende Perspektiven erwartet man im neuen Jahrtausend nicht mehr von Philosophen, die in Talkshows, Interviews und Essays nur noch belanglos herumgereicht werden. "Great again" hat Konjunktur, egomane Macher gießen Öl ins Feuer, statt streitende Parteien zu befrieden. Sie dämpfen zu wollen, ist aussichtslos. Sie sind der "Dritte, der sich freut, wenn zwei sich streiten". Wie sonst ist auch das moralische Vakuum im Nahen Osten zu erklären, dessen religiöse Rivalitäten von "beschützenden" geopolitischen Weltmächten noch zementiert werden? Einen Dritten braucht es aber auch für eine konstruktive Befriedung - Streitlust oder Resignation allein helfen nicht weiter, sowenig wie Hegemoniestreben und Isolationismus. Dieser Dritte ist konfliktfähig (Friedrich Glasl), er geht aktiv auf die Probleme zu, zwischen Teufel und Belzebub vermittelnd. Die Konfessionen könnten die Situation outen, wenn sie ihre Augenbinden ablegen würden. Die Gegensätze faßte Rudolf Steiner in ein kosmisches Bild und schuf die Holzplastik des "Menschheitsrepräsentanten" - der zwischen den Menschheitswidersachern vermittelt. Im "Goetheanum" in Dornach/Schweiz ist sie zu besichtigen. Sie repräsentiert die "Ur-Dreigliederung", um die es geht.


  Vermittelnde Aufgaben wies schon Wilhelm von Humboldt 1792 staatlicher Vollmacht zu, zwischen kultureller und wirtschaftlicher Produktivität. Aber er begrenzt sie auch, die auf Kultur und Wirtschaft übergreifend, reformierend nur Symptome kuriert und neue Strukturen erst gar nicht sucht - zu verheißungsvoll winken die alten Pfründe. Eine Revolution wie 1968 bringt einen Entwicklungsschub und öffnet frischer Luft die Fenster, wie Papst Benedikt am 22.9.11 anerkennend den "Grünen" zusprach. Revolutionen erreichen aber eher das Gegenteil, denn das Feuer der Begeisterung erstickt im Strom der Geschichte allzuschnell. "Und es wallet und brauset und siedet und zischt, wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt", so Schiller angesichts der Französischen Revolution. Und: "Gefährlich ist's, den Leu zu wecken..." Er wußte: Organische Entwicklung braucht Zeit und darf nicht von Machern überhitzt oder durch Apparate verwässert werden. Wie Freiheit und Sozialismus walten können, ohne unter das Diktum der Ausschließlichkeit zu fallen, hat Rudolf Steiner 1919 erschlossen in: "Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Notwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft". Neue soziale Paradigmen zu denken, braucht ein Menschenleben, ein weiteres, um im Gefühl anzukommen - und noch ein weiteres, um Realität zu werden. Und so darf konstatiert werden, daß heute nach 3 x 33 Jahren vieles von Steiners konstruktiven Anregungen Wirklichkeit geworden ist. Es droht aber auch eine Kettenreaktion destruktiver sozialer Spaltung in einem Kampf Aller gegen Alle. Dieser hat gleich einem Tsunami weite Gebiete des sozialen Lebens überflutet. Und in dieser Lage ist eine Pandemie, wie sie der Corona Virus ausgelöst hat, bedrohlich für alle weitere Entwicklung. Denn sie führt zu weiteren nationalen Abschottungen und kulturellen und wirtschaftlichen Einbrüchen. Auch der Überwachungsstaat, vor dem Joseph Weizenbaum 1984 anläßlich des Huxley-Jahres gewarnt hat, kommt durch die "Corona-App" womöglich mit hoher Akzeptanz durch die Bevölkerung in unsere Lande. Nur besonnenes und im sozialen Leben angewandtes ganzheitliches Denken und Handeln kann Schlimmeres noch verhindern.


 - Einblicke und Durchblicke in das Leben des Einzelnen, der Gemeinschaftsformen und der Gesellschaft im Ganzen und Grundlagen und Arbeitsmaterial hierfür möchten diese Seiten konstruktiv zu sozialen Bemühungen beitragen -


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