Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

Oberpfälzisches Hirtenspiel

Die Liedtexte und Noten dieses Christgeburtspiels sind in dem Notenheft von Leopold van der Pals enthalten ("Lieder und Chöre zu den Oberuferer Weihnachtsspielen" Goetheanum-Verlag Dornach/Schweiz)

In dem Buch "Weihnachtsspiele aus altem Volkstum - Die Oberuferer Spiele" sind sie aber nicht aufgeführt.

(Rudolf Steiner Verlag Dornach/Schweiz 1990)

Hier finden Sie die Texte, ein Video mit Krippenfiguren und Musik wird noch folgen


Kumpanei: Engel, Maria, Joseph, Korida, Koridan, Mops, dicker Wirt, dünner Wirt


Kumpanei (Gesang)

Unsern Eingang segne Gott,

Unsern Ausgang gleichermassen.

Segne unser täglich Brot,

Segne unser Tun und Lassen.

Segne uns mit sel'gem Sterben

Und mach uns zu Himmelserben.

(stellen sich auf)


Verkündigung


Engel singt:

Gegrüßt sei Maria, jungfräulich Zier

Du bist voller Gnaden, der Herr ist mit dir

Ein wunderschön Botschaft, ein unerhörtes Ding

Von himmlische Heerschaft dir Gabriel bringt

Du sollst ja empfangen und gebären einen Sohn

Nach welchem Verlangen viel tausend Person.


Maria singt:

Was soll das bedeuten

Was soll dieses sein,

Wer ist's der mich rufet

Bei Mondeslicht Schein.


Die Tür ist verschlossen

Das Fenster ist zu

Wer ist's der mir störet

Die nächtliche Ruh?


Engel singt:

Erschrick nicht Maria

Es geschieht Dir kein Leid

Es ist ja ein Engel der dir ankünd große Freud

Du sollst ja empfangen

und gebärn einen Sohn

Nach welchem Verlangen

Viel tausend Person.


Engel:

Da man die Welt von Haus zu Haus

Beschrieben von Augusto aus,

Begab sich auch von Nazareth

Mit Maria und Joseph an die Stätt

Nach Bethlehem, in Davids Stadt,

Wo Christus der Herr seinen Ursprung hat.

Und da sie waren allbereit,

Kam's mit Maria an die Zeit

Und sie gebar ihren ersten Sohn,

Ein zartes Knäblein wunderschön

Wohl bei dem Esel und dem Rind

Und das war auch sein Hofgesind.

Und es ward das ganze englische Heer

Singen: "Gott in der Höhe sei Ehr,

Friede den Menschen auf Erden!

Alle Menschen sollen selig werden."


Maria:

Dir, ohöchster Gott, sei Ehr und Preis,

Daß du uns hast auf dieser Reis

So gnädiglich behüt't und bewahrt

Auf diesem Weg der Pilgerfahrt.

Aber mein Joseph!

Wo werden wir denn heut eine Herberg bekommen?


Joseph:

Maria, ich hab mich schon besonnen,

Daß ich will gehn vor alle Tür,

Auszusuchen dir und mir

Ein bequemes Logament,

Damit wir werden sein content.

Beliebs mitzugehn, herzliebste Gemahl,

Wanns fehlen sollt in allem Fall,

Daß du willst tun eine Fürbitt,

Damit man's uns versagt ja nit!


Maria:

Joseph, hab nur kein Sorg an mir!

Ich will allzeit folgen dir.

Vor dir lass ich nimmer ab,

Bis ich einst kommen werd in's Grab.

Reis also fort! Ich folg dir schon,

Sollt es gleich gelten Spott und Hohn.


Joseph:

Holla, Herr Wirt, herzliebster Freund!

Könnten wir nicht Herberge haben heint

Für mich und meine herzliebste Gemahl

Und für den Esel einen Stall?


Dicker Wirt:

Ich sag es rund und frei:

Ich acht kein solches Bettelg'sind.

Den alten Weg geht wieder hin!

Ich hab ein Wirtshaus für die Reichen:

Sucht euch ein Ort für euresgleichen!

Bei einer solchen leeren Taschen

Ist nicht viel zu erhaschen.


Maria:

Herr Wirt, habt an uns keinen Scheuch!

Wenn wir gleich arm sind und nicht reich.

Doch wir begehren nichts umsunst,

Als nur ein wenig Gunst.

Ach, daß ihr recht verstundt die Sach!

Ihr tätet uns nicht an die Schmach.


Dicker Wirt:

Ich acht nicht euer Plaudermaul,

Das zum Schwätzen gar nicht faul.

Ich will bekommen noch andre Gäst,

Die alles bezahlen auf das Best.

Euer kann man gar wohl geraten;

Bringt keinen Nutzen und nur Schaden.

Gschwind packt euch von meiner Tür!

Nur Verdriessliches macht ihr mir!


(Joseph legt im Weitergehen schützend den Arm um Maria)

Joseph:

Habt Gnad, Herr Wirt, und zahl's euch Gott

und helfe euch aus aller Not!


Maria:

Sei getrost, Joseph! Es gibt noch andre Leut,

Die uns aufnehmen werden heut.

(schaut umher)


Joseph:

Dorten steht vor dem Haus

Noch ein ehrbarer Mann draus.

Auch da wollen wir anfragen;

Er wird die Bitt uns nicht abschlagen.


Dünner Wirt

Ich seh ein G'sindel dort von fern;

Ich glaub, sie wollen meiner begehrn.

Solche Gäst, die nur wegtragen und nichts daher

Versperr vor ihnen Haus und Tür,

Daß sie nicht kommen herein zu mir.


(Joseph klopft 2x mit dem Stock auf den Boden)

Dünner Wirt:

Hört auf das Klopfen! Ich kenn euch schon.

Hab nichts von euch als Spott und Hohn!

Geht lieber anderswohin!

Von Euch hab ich keinen Gewinn.


Maria:

Nun so sei es Gott im Himmel geklagt,

Daß uns die Herberg bleibt versagt!

(gehen zum Stall)


Maria singt.

O Joseph mein!

Wie mag die Welt so untreu sein,

Mich schwanger auszuschliessen,

Daß wir im Stall sein müssen,

Oh Joseph mein!


Joseph singt:

O Jungfrau rein1

Nach dein Begehrn kanns nicht mehr sein.

Ein Stall ist überblieben,

Da sind wir nun vertrieben,

O Jungfrau rein!


Maria singt:

O Joseph mein!

Ich seh ein kleines Kindelein.

Die Zeit ist hergekommen,

Mein Schmerz hat mich bekommen,

O Joseph mein!


Joseph singt:

O Jungfrau rein!

Dort steht ein kleines Krippelein,

Darin wird müssen schlafen,

Gott, der uns hat erschaffen,

O Jungfrau rein!

(Maria legt das Kind in die Krippe)

Maria: (kniet nider)

O König des Himmels und der Erde!

Mit ganz heftiger Gebärde

Ich dir zu Füßen fall und dich verehr

Als meinen Gott und Herr.


Joseph: (kniet nieder)

O mein Heiland und Erlöser,

Seligmacher und auch Tröster!

Ich dir auch zu Füßen fall und dich verehr

Als meinen Gott und Herr.



Hirten treten auf

Mops:

He, Gspan, wie stehts um unsre Schaf?


Koridan:

Ha nur koa Sorg! Sann all in Schlaf.

Wenn nur da Wulf koa Lamm dawischt

Und da Bär koa Schaf dafischt!


Korida:

All umasunst is unser Hütn,

Wanns Got da Her nit will behütn.


Koridan:

Ei so laßt uns in Gotes Nam

Heint Nacht nur schlafen allbeisamm!


Mops:

Ei war gibts dort für ein Schein

Ganz grad über Bethlehem 'nein?

Es ist ja do koa Feuersg'fahr?


Korida:

I wullt's darathn bei einm Haar;

Dös wird wol der Morgenstern sa.


Mops:

Ah, balei! Dös ka nit sa.

As is ja erst um Mitternacht,

Hat nu koa Anseha zu dem Tag.


Koridan:

As han nur lauter Fantasei

Um den Schei

I mi nix ka, siar a nix davo.

Bist halt a artlicher Ma!


Mops:

Schau nur zu der Stadt,

Was s da füer a große Lichten hat!


Koridan:

Es däucht ma ja, i siar an Schei,

Ka mar aber nit bilden ei,

Was dös für a Wunder am Himmel muß sei.

Doch s'friert mi ja, beim Schlapprabenk!

In d'Füaß viel ärger als in 'Händ.

I ka mi ja vor Frost kaum rührn;

Es war koa Wunder, i tat dafriern.


Korida:

Muaßt nit allaweil still stahn,

muaßt a bissel fürschi gei,

D'Händ brav zamma buossen,

D'Füaß zamma stousssen;

Als dann gibts a Wärm a.


Korindan:

Schau, was kommt dort hera?


Engel:

Gloria in excelsis Deo!

Ihr Hirtensleut, entsetzt euch nicht

Vor meinem hellen Angesicht!

Denn ich verkündige euch große Freud,

Die allem Menschengeschlechte heut

Von Gott ist widerfahren.

Und das soll euch zum Zeichen sein:

Ihr werdet finden ein Kindelein

Dort eingewickelt, das so arm in einer Krippe liegt,

Vor dem sich selbst der Himmel biegt.

Das ist der Heiland Jesus Christ,

Drum fürcht euch nit zu dieser Frist!


Koridan:

I fürcht di nit

Du frißt mi nit,

Du bist der Engel David

So seha ma, was der Schei bedeut'.

Der neu Messias ist geborn.


Mops:

Hätt bald mein Sprach verloren

Vor lauter Zittern und vor Zagn.

Aber mein Koridan! Tu ma weita sagn,

Waas dös sei für an U n g e t ü m?


Koridan:

Ei, dös is a englische Stimm!

Gschwind wolln wir das beste Kleid anziehn

Und uns machen auf die Reis

auf des Engels Wort und G'heiß

Und wollen besser nachsehn,

Was allda is geschehn!


Korida:

Was soll den dorten geschehen sein?


Koridan:

Machst mar halt a-r-a große Pein;

Fragst erst, was g'scheha-r- is!

Da neu Messias is a kumma.


Korida:

I ha di schon lang hörn brumma.

Oba koa gnaua Bricht hab I nu nit bekumma.


Mops:

Hast den Engel nit vostonna?


Korida:

Muaßt mi denn so hafti aranze?

Gib ma B'richt mit guaten Worten!

Bin ja a-r-a guate Schwarten;

I will dir ja gern folgen auch

Nach dem frommen Hirtenbrauch

Aber mei Koridan! Wir müssen auch Schankungen mitbringa

Und auf dem Weg a Hirtenlied singa.

Hab i nix als a Goggelhahn

Den will I in mein Ranzen reinschoppen.


Koridan:

Und i will nehmn mein bestes Lamm.

Und ziehn wir in Gotes Nam

Allbeisam!


Hirten singen:

O ihr Hirten, liebe Brüder

Lasset wachen eure G'müter!

Wachet auf! Wachet auf!

Brüder hört! ich tu schon hören

Jämmerlich ein Kindlein plärren.

Das ist ja ein groß Mirakel

Ja, fürwahr ein groß Spektakel!

Ich will geben jetzt kein Ruh,

Bis ich's Kindlein finden tu.


Koridan:

Dorten seh ich schon von fern

An großen hellen Stern

Da wird wohl der König sein.

Geh ma hi und guck ma nei!


Korida:

Ja, ja, da müssma sein.

Da liegt das zarte Kindelein.


Mops:

Nun so sanna vor der Pforten,

Wo Christus der Herr is Mensch geworden.


O allerliebstes goldnes Kind!

Mit großer Freud i di find.

Da schenk ich dir an foasten Betzen.

Nimm ihn hin und tu di letzen.


Koridan:

Sei mir willkommen du edler Gast,

Der du noch keinen verschmähet hast!

Ich komm aus lauter Armut hier;

A Lämmlein klein, das bring i dir.

Das Fleisch dös könnt's lind siadn und kocha

Und aus der Wull a Pölster macha,

Daß's Kindla weicher liagn tut.

Nimm mi dafür in deine Huat!


Korida:

Und wenn i glei bin a armer Ma,

Schenk i di halt a Goggelhah

Und tua da alli Ehr erweisen;

Laß deine Eltern a mitspeisen;

Aber mein Koridan, wir müassen a no a G'sangl vollbringa!

Vielleicht wern andre a mitsinga.


Koridan:

Fang nur a!


Korida:

So guat i ka.


Hirten singen:

Schlafe, schlafe herzliebstes Kindelein!

Nimm vorlieb mit deine Windelein!

Schlafe, Kind! Schlafe Kind!

Dein Leid wird nicht mehr lange währen,

Es wird sich ja bald verkehren.

Wir wollen di Sünde meiden,

Alsdann hörst du auf zu leiden.

Schließe deine Äuglein zu!

Schlaf mein Kind in guter Ruh!


Koridan:

Nun so wollmar Urlaub nemma g'schwind

Von Joseph, Maria und dem Kind!

Nehmt halt verlieb mit unsern Gaben,

Weil wir dermal nix bessres haben!

Ein anders Mal werd i mi besser einstellen

Mit meinem G'san und und meinen G'sellen.


Mops:

Nun b'hüat euch halt Gott, ihr fromme Leut!

Nehmt verlieb mit unsrer Wenigkeit!


Korida:

So lebt wohl ihr guate (fromme) Leut,

Ein anders Mal werme scho wieder kemma

Und etwas bessres mit uns nemma.


Maria:

Habt Dank, ihr frommen Hirtensleut.

Daß ihr seid hergereist so weit.

Gott wird euch jeden Schritt belohnen

Und euch aufsetzen die himmlische Kronen

Und dieser mein geliebter Sohn,

Der wird euch geben den ewigen Lohn.


Joseph:

Gleichen Dank ich euch erstatte

Für die Müh und das Gebrachte

So ihr mir geschenket habt.

Dies soll euch vergolten werden

In dem Himmel und auf Erden.

Reist also fort in Fried und Ruh,

Und Gott geb euch seinen Segen dazu!


Hirten.

Ab zum Schlußlied:

1. Inmitten der Nacht

sind Hirten erwacht

In Lüften thut schwingen

das Gloria singen

die himmlische (englische) Schar,

geboren Gott war.


2. Die Hirten im Feld

verlassen ihr Zelt

Sie können kaum schnaufen

vor Rennen und Laufen

dem Krippelein zua

der Hirt und sein Bua.


3. Ach Vater, ach schau!

ein zarte Jungfrau,

sie thut sich bemühen,

beim Kindlein zu knien

und betet es an.

Ach, Brüder schaut's an!


4. Ach, daß's Gott erbarm!

Sein Mutter ist arm.

Sie hat ja kein Pfännlein,

zu kochen dem Kindlein,

kein Mehl und kein Schmalz,

kein Holz und kein Salz.


5. Kommt alle heraus

von Hof und von Haus.

Lauft alle, wir wollen

dem Kindlein was holen!

Kommt alle hierher!

Kommt keiner nicht leer!


Auszug mit Gesang:

"Unsern Eingang segne Gott,

Unsern ausgang gleichermaßen,

Segne unser täglich brot,

Segne unser tun und lassen.

Segne uns mit sel'gem sterben

Und mach' uns zu himmelserben."

*