Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

Anhang XVI:

In Anknüpfung an den Schluß des 18. Kapitels "Quintessenzen" seien hier die Blätter von Erich Zimmer zur Apokalypse des Johannes gebracht. Die Apokalypse ist ganz auf der Siebenzahl aufgebaut und darum im Zusammenhang der hier vorliegenden Arbeit wesentlich. Der Verfasser dieser Webseite hat Erich Zimmer 1974 bei einem Kongreß "Dritter Weg" im INCA (Internationales Kulturzentrum Achberg) in seinem hellfühlenden Charakter schätzengelernt, der Menschlich-Allzumenschliches deutlich erkannte, aber trotzdem geltenließ. Er ist zwei Jahre später im Alter von 52 Jahren schon über die Schwelle gegangen. Seine Frau Hella Krause-Zimmer hat ihm ein würdigendes Denkmal gesetzt, indem sie seine Pastelle zur Apokalypse in Buchform erscheinen ließ und wesentliche Bildbetrachtungen zufügte:

(Da bei den verschiedenen anthroposophischen Verlagen keine Rechtsnachfolge an dem Buch ermittelt werden konnte, wird ein etwaiger Rechtsinhaber gebeten, sich bei dem Verfasser dieser Webseite zu melden)


Hella Krause-Zimmer

Im Geiste an des Herren Tag

30 Blätter zur Apokalypse

Mit Texten aus der Bibel und von Rudolf Steiner

Herausgegeben und kommentiert 

Verlag Die Pforte Basel 1986, Isbn 3-85636-070-0

 

Vorwort und Einleitung - Hella Krause-Zimmer

30 Farbbilder zur Apokalypse des Johannes - Erich Zimmer

Originale: Pastell auf schwarzer Pappe, Größe 50x65cm

In konsequentem vorbildlichem Aufbau wird zu jedem Bild die betreffende Bibelstelle und darauf bezügliche Zitate aus dem Vortragswerk von Rudolf Steiner gegeben und anschließend die Bildbesprechung durch Hella Krause-Zimmer.

Wo nicht anders angegeben, entstammen die Zitate dem Vortragszyklus "Die Apokalypse des Johannes", 12 Vorträge vom 17. .Juni 1908, GA104, Rudolf-Steiner-Verlag Dornach

Bildbesprechungen - Hella Krause-Zimmer

In der anschließenden Bilderreihe sind alle Bilder einzusehen, von Nr. 1 bis 30: (werden eingestellt)

  • Zimmer 1
  • Zimmer 2
  • Zimmer 3
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  • Zimmer 5
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  • Zimmer 7
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  • Zimmer 9
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  • Zimmer 15

Reihenfolge der Bilder

1. Saulus vor Damaskus

2. Johannes auf Patmos

3. Der Menschensohn

4. Die sieben Sterne

5. Die sieben Leuchter

6. Ich fiel nieder wie tot...

Briefe an die Gemeinden:

7. Ephesus

8. Smyrna

9. Pergamon

10. Thyatira

11. Sardes

12. Philadelphia

13. Laodicea

14. Thron der vierundzwanzig Ältesten

Das Viergetier:

15. Löwe

16. Kalb

17. Mensch

18. Adler

19. Wer ist würdig, das Buch aufzutun?

20. Der Löwe Juda

21. Das erwürgte Lamm

22. Anbetung des Lammes

Die vier Reiter:

23. Weißes Pferd

24. Rotes Pferd

25. Schwarzes Pferd

26. Fahles Pferd

27. Seelen unter dem Altar

28. Schwarze Sonne

29. Der Engel und die vier Winde

30. Posaunen und Engel mit dem Rauchfaß

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Vorwort

Zur imaginativen Bilderfülle der "Geheimen Offenbarung St.Johannis", der Apokalypse, hatte die Christenheit im Mittelalter eine große Hinneigung. Unzählige Male gestaltete man Einzelmotive oder ganze Zyklen - farbig: in Malerei und Teppichkunst. Als es auf das Ende des 15. Jahrhunderts zuging und damit auf den Beginn der Gabrielzeit, die 1510 begann, erloschen Interesse und Verständnis. Doch entstand, gewissermaßen kurz vor Torschluß, in den Jahren 1497/98 noch einmal ein bedeutender Zyklus, jetzt aber in Schwarz-weiß: die fünfzehn Holzschnitte von Albrecht Dürer.

Wie sehr das Verständnis für die Apokalypse verlorengegangen war, zeigte sich bald danach an Martin Luther. "Mein Geist kann sich in dieses Buch nicht schicken, und mir ist die Ursache genug, daß ich sein nicht hoch achte, daß Christus darin weder gelehrt noch erkannt wird", schreibt er 1522 in seiner Vorrede zur Septemberbibel. Er achtet die Apokalypse nicht hoch und entschuldigt diese seine Geringschätzung damit, daß er den Christus in der Apokalypse nicht finden könne.

Da es aber doch ein Buch der Bibel ist, formuliert er vorsichtig: "Solange solche Weissagung ungedeutet bleibt und keine gewisse Auslegung kriegt, ist`s eine verborgene, stumme Weissagung, und noch nicht zu ihrem Nutz und Frommen gekommen, den sie der Christenheit geben soll." Er läßt offen, daß die Apokalypse für die Christenheit wichtig werden könnte, falls sich einmal jemand fände, der den Schlüssel zu ihrer geheimnisvollen Sprache besitzt.

So tönte es am Beginn der Gabrielzeit. Am Beginn der Michaelzeit vermag Rudolf Steiner ganz neue Wege zum Verständnis der Apokalypse zu bahnen. Vor allem in dem großen Zyklus vom Juni 1908, aber auch in vielen anderen Vorträgen lehrt er hören und neu verstehen, was Luther und der ganzen sogenannten Neuzeit stumm geblieben war.

 

Für Erich Zimmer war die Apokalypse ein Lebensbuch gewesen. Mit ihr und den Ausführungen Rudolf Steiners beschäftigte er sich in immer wiederholten stillem Studium. Erich Zimmer (1924-1976) war Architekt und hatte sich ganz dem goetheanistischen Baustil verschrieben. Er ist der Autor der beiden Bücher: "Rudolf Steiner als Architekt von Wohn- und Zweckbauten" und "Der Modellbau von Malsch" und war viele Jahre lang Redakteur der Zeitschrift "Mensch und Baukunst".

Er hat aber auch von früher Jugend an gezeichnet und gemalt. Während der Gefangenschaft nach dem Krieg in einem italienischen Lager am Meer portraitierte er seine Kameraden und machte Naturstudien, während des Studiums zeichnete er viel Architektur. Nachdem er mit der Anthroposophie bekannt geworden war, suchte er auch auf dem bildnerischen Gebiet nach einem modernen, aus dem goetheanistischen Formwillen erwachsenden Ausdruck. Einbandentwürfe, Bühnenbilder und viele Initialen für die Zeitschrift zeugen davon. Besonders regte ihn der Vortrag Rudolf Steiners über "Wesen und Bedeutung der illustrativen Kunst" an, in dem es heißt:

"Ausdrücklich bemerke ich, daß ich mit dem, was ich heute besprechen will, nicht das Illustrieren, das Zeichnen von erklärenden Abbildungen zu irgendeinem Texte meine, sondern eine wirkliche illustrative Kunst, die ich mit der musikalischen Kompositionskunst irgendeines vorliegenden Textes vergleichen möchte. Wenn auch dem heutigen Menschen das musikalische Kompositionswerk zu einem vorliegenden Text geläufiger ist, so muß doch gesagt werden, daß die Möglichkeit durchaus besteht, in gleicher Art durch die bildende Kunst etwas für einen Text zu schaffen, wie es durch die Musik nach anderer Seite hin möglich ist. Mit der ganzen Entwicklung des Geisteslebens in den letzten Jahrhunderten hängt es allerdings zusammen, daß das musikalische Komponieren eines Textes als etwas Bekanntes empfunden wird, dagegen weniger das bildnerische Komponieren. Wir können geradezu den Ausdruck gebrauchen: das bildnerische Komponieren...

Wir leben...in einer Zeit, in der unter mancherlei anderem, was für das Geistesleben neu heraufkommen muß, auch die illustrative Kunst wiederum neu heraufkommen muß.

Dazu sind ganz gewichtige Gründe vorhanden. Die illustrative Kunst gehört zu demjenigen, was in der Zukunft der Menschheit wiederum ans Herz wachsen muß...

Heute stehen dem noch große Hindernisse entgegen, weil die selbständige Geltung...des illustrativen Kunstwerkes neben dem dichterischen Werk noch vielfach bezweifelt wird. Die Einsicht wird man haben müssen..., daß der wirkliche Dichter, welcher Art er auch ist, Themen anschlägt, die er niemals mit der dichterischen Sprache voll erschöpfen kann. Kein Dichter kann dasjenige, was er im Auzge hat, mit der dichterischen Sprache voll erschöpfen. Denn kann er etwas voll erschöpfen, dann ist er eben kein großer Dichter. Was der Dichter, der wirkliche Dichter sagt, kann auf mannigfaltige Weise auch anders gesagt werden...

Wie man also durch die Musik (und) durch die Vorstellung etwas hinzugeben kann zum Kunstwerke, das der Dichter schafft, so kann man es im ganz eminenten Sinne durch das Bildnerische...

Man wird sich, wie ich hoffe, in der Zukunft einen feinen Sinn für das Philiströse aneignen. Dann wird ein großer Teil desjenigen, was heute noch etwas gilt, als philiströs gelten. Das Philiströse ist eigentlich etwas, was man mit wenigen Augenbewegungen übersehen kann. Aber das Philiströse ist nie das Künstlerische. Das Künstlerische ist das, was man nicht mit wenigen Augenbewegungen übersehen kann, sondern wo die wenigen Augenbewegungen nur dazu dienen - selbstverständlich können es auch andere Bewegungen und Tätigkeiten der Seele sein -, um ins Unendliche, in ein Stück Unendlichkeit hineinzutauchen. In dieser Beziehung muß etwas wieder in die Menschheit heraufkommen, was wirklich verlorengegangen ist."

Ob Erich Zimmer je den Gedanken gefaßt hatte, Illustrationen zur Apokalypse zu wagen, ist unbekannt. Er hat nie davon gesprochen. Aber im Jahr 1963 kam der Dichter Paul Bühler (+1966) in Dornach zu ihm und sagte, er schreibe an einem neuen Drama, darin möchte er die vier apokalyptischen Reiter aus dem Dunkel auftauchen lassen. Ob Erich Zimmer ihm wohl Entwürfe machen könne, wie das auf der Bühne zu verwirklichen sei. Da die Reiter aus dem Dunkel auftauchen sollten, nahm Erich Zimmer schwarze Pappen in der Größe von 50x65 cm und brachte auf je einer Pappe einen der Reiter an. Hier schon war ein neuer Stil und waren ganz neue Bildideen gefunden, die sich von den früheren so zahlreichen Darstellungen der apokalyptischen Reiter gänzlich unterscheiden. Die Frage von Paul Bühler traf ihn wohl in einem Zeitpunkte, wo die langjährige Beschäftigung mit der Apokalypse einen Reifegrad erreicht hatte, der seine bildnerischen Kräfte löste. Denn es entstand innerhalb von knapp drei Wochen der ganze Zyklus von 30 Bildtafeln in einem Zuge. Eigentliche Vorstudien machte er nicht. In einem kleinen Block skizzierte er manchmal abends mit ein paar Bleistiftstrichen eine oder einige Bildideen für den nächsten Tag. In wenigen Fällen gab es noch eine etwas größere Bleistiftskizze, das war alles. Die Bilder sind mit farbigem Pastell auf die schwarzen Pappen gebracht, und ihre Frische und Leuchtkraft erstaunte jeden Betrachter. Durch lange Lagerung und die notwendig gewordene Fixierung haben die Farben etwas von dieser Leuchtkraft eingebüßt, sie sind gedämpfter, samtiger geworden. Alle Beteiligten haben große Mühe aufgewendet, um im Druck davon einzufangen, was möglich ist. Die angewendete Technik erlaubte dem Künstler keinerlei Korrektur. Jede Komposition mußte mit sicherer Hand ausgeführt werden, man konnte nichts mehr an ihr ändern. Wie geübt die Hand war, die dem künstlerischen Impuls zur Verfügung stand, zeigen die Blätter. Bei aller Sicherheit in der Formsetzung bleiben die Kompositionen offen; sie streben nicht danach, geschlossene Gemälde zu sein. Diese Freiheit und Skizzenhaftigkeit unterstreicht den spirituellen Stil, der ihnen eignet und beläßt ihnen den Charakter des freien Gehens und Kommens auftauchender Imaginationen. Es ist nötig, die Bilder lange zu betrachten. Vieles in ihnen erschließt sich nur einem lebendigen Blick, der zwischen Positiv und Negativ zu wechseln weiß, denn mit diesem Kunstmittel ist hier viel gearbeitet. Die jeweils angefügten Bildbetrachtungen mögen dazu Hilfe geben.

   Erich Zimmer selbst hat zu den Bildern so gut wie nichts gesagt. Erst nach seinem Tode suchte ich die zu den Bildern gehörigen Stellen aus der Apokalypse und die auf diese Stellen bezugnehmenden Texte bei Rudolf Steiner systematisch auf. Alle in den Bildbesprechungen entwickelten Gedanken sind bei dieser sich über Jahre hinziehenden Beschäftigung entstanden.

Von den Tafeln führen 29 durch sechs Kapitel der Apokalypse bis zur Anfangssituation des siebenten Kapitels, das heißt bis zu jenem Moment, wo ein Engel den Ausbruch des göttlichen Zornes noch einmal aufhält, um diejenigen zu zeichnen, die gerettet werden sollen. Der Zyklus schließt dann mit dem Bilde zur Eröffnung des letzten und siebenten Siegels ab. Einige Tafeln zum Tierkreis, eine große Darstellung des Krischna und einige Bühnenbildentwürfe entstanden 1963 ebenfalls auf schwarzen Pappen innerhalb dieser drei Wochen; ob vor oder nach dem Apokalypse-Zyklus, ist unbekannt.

Hella Krause-Zimmer

Einleitung

Das erste Bild "Saulus vor Damaskus" gehört noch nicht zur Apokalypse. Es bildet das Tor, die Introduktion, zum großen Thema der christlichen Schauung. Es tritt darin bereits ein Motiv auf, das dann in der Apokalypse wieder erscheint - das Motiv des Pferdes.

Bekanntlich war Saulus nach Damaskus unterwegs, um dort die Christenverfolgung in Gang zu bringen, als ihn kurz vor der Stadt eine gewaltige Vision erschreckte. Eine Stimme sprach zu ihm: "Saul, warum verfolgst du mich?"

Es steht nicht in der Bibel, daß Saulus nach Damaskus geritten und vor Schreck aus dem Sattel eines Pferdes gefallen wäre. Es heißt nur: Er fiel zu Boden. Aber seit dem Mittelalter stellte man Saul reitend dar.

Das ist, im Sinne der esoterischen Weisheit verstanden, eine Metapher, denn in den Geheimwissenschaften hat man seit je das Pferd als Symbol für die menschliche Intelligenz betrachtet. Und das deshalb, so erklärt Rudolf Steiner, weil alles, was uns heute als Pferdenatur umgibt, einmal aus der Entwicklung ausgeschieden werden mußte, um dem Menschen eine Höherentwicklung der Denkkräfte möglich zu machen (siehe dazu Bild 26 - das fahle Pferd). Das Pferd wurde ausgestoßen; man kann auch sagen, es hat sich geopfert. Noch heute läßt sich beobachten, daß es Völker gibt, welchen eine besondere Hochschätzung der Intelligenz eigen ist, die aber zugleich - wie zum Beispiel die Araber oder die Engländer - eine starke Beziehung zum Pferd haben. Als lebe in den Seelen-Untergründen ein Gefühl der Dankbarkeit gegenüber diesem Tiere. Es soll hier auf die zahlreichen Anspielungen, die in der Mythologie auf dieses Geheimnis deuten, verzichtet werden.

Saulus war ein hochintelligenter Mann. Er hatte in Jerusalem studiert und auch die jüdischen Geheimlehren kennengelernt. Er war, sagt Rudolf Steiner, in gewissem Sinne ein Eingeweihter der jüdischen Geheimwissenschaften. Von daher wußte er, daß es möglich ist, in geistigem Erleben den hohen Christusgeist zu finden, aber außerhalb der Erdensphäre, in höheren Bereichen. Und auch nur dann, wenn man durch Schulung fähig geworden war, sich in einen Zustand der Schauung zu versetzen.

Es war für Saulus eine Blasphemie, wenn Menschen sagten, der hohe Sonnengeist sei in dem Menschen Jesus, der eines so schmählichen Verbrechertodes gestorben war, inkarniert gewesen. Saulus hielt das für unmöglich. Er zog aus dem, was er wußte, einen logischen Schluß. Die Logik war richtig, der Schluß war falsch. Er wurde zum Kurzschluß gegenüber der Wirklichkeit. Saulus versäumte, sich mit offener Seele, wenn auch prüfend, dem Christusereignis zuzuwenden. Er folgerte auf der Intelligenzebene. Von diesem hohen Pferde mußte er fallen, aus diesem Sattel geworfen werden, damit seine Seele sich der Wahrheit öffnen konnte. So spricht die Metapher zu uns, die Saulus beritten zeigt.

Durch die große Schauung erlebt er, daß Christus sich ihm unmittelbar in der Erdensphäre offenbart, und zwar ohne daß er sich selbst in einen besonderen Zustand versetzt hätte. Es wird ihm klar, daß eine große Änderung eingetreten ist und eine Inkarnation stattgefunden haben muß.

1. Saulus vor Damaskus


Apostelgeschichte, 9.Kap.,1-9

"Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden wider die Jünger des Herrn, und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe gen Damaskus an die Schulen, auf daß, so er etliche dieses Weges fände, Männer und Weiber, er sie gebunden führte gen Jerusalem.

Und da er auf dem Wege war und nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?

Er aber sprach: Herr, wer bist du?

Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken.

Und er sprach mit Zittern und Zagen: Herr, was willst du, daß ich tun soll? Der Herr sprach zu ihm: Stehe auf und gehe in die Stadt, da wird man dir sagen, was du tun sollst.

Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen und waren erstarrt, denn sie hörten eine Stimme und sahen niemand.

Saulus aber richtete sich auf von der Erde, und als er seine Augen auftat, konnte er nichts sehen. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn gegen Damaskus.

Und er war drei Tage nicht sehend und aß nicht und trank nicht."

Rudolf Steiner:

"Paulus war ein Schüler der alten Eingeweihten in den Mysterien. Ihm war klargeworden, den Christus findet man nur, wenn man in Hellsehnis in die geistige Welt gelangt. Nun sagte er: da gibt es Jünger, die behaupten, das Sonnenwesen sei in einem Menschen lebendig gewesen, sei durch den Tod gegangen. Das kann nicht richtig sein, denn das Sonnenwesen kann nur außer der Erde gesehen werden.... Durch seine Offenbarung bei Damaskus ist dem Paulus klargeworden: auch wenn man nicht entrückt ist in die geistigen Welten, kann man den Christus schauen. Er ist also wirklich auf die Erde heruntergestiegen."

Aus "Menschenwesen, Menschenschicksal, Weltentwicklung" Oslo 1923, GA226.

(Siehe auch "Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung" GA211, Vortrag vom 2.4.1922)

Bildbesprechung (Hella Krause-Zimmer)

Das Bild zeigt rechts im Vordergrunde - dunkel, im Negativ - den zu Boden gestürzten Saulus und das sich bäumende Pferd. Links im Hintergrunde die Stadt Damaskus. Der ganze Horizont ist ausgefüllt von einem großen lichten Antlitz, demgegenüber alles Irdische dunkel erscheint. Das Pferd scheut, es wendet der Schauung den Rücken. Irdische Intelligenz kann Geisterfahrung nicht ohne weiteres aufnehmen. Es ist aber nicht das Ziel der Entwicklung, daß Geisterfahrung und Intelligenzkräfte auseinanderfallen sollen. Was hier als Motiv so deutlich aufscheint, findet in der Apokalypse seine Weiterentwicklung. Aufgabe der Entwicklung ist, die Intelligenz zu steigern, zu spiritualisieren, damit auch das Denken die Geisterfahrung aufnehmen kann.

Für Paulus war die Schau vor Damaskus ein kurzes Geschehen. Es griff tief in seine Leiblichkeit ein - Paulus was drei Tage lang blind -, es verwandelte ihn und gab die Grundlage ab für die große Missionsleistung seiner kommenden Jahre.

Die apokalyptische Schauung, die Johannes auf Patmos auferlegt wird, ist schon dadurch eine Steigerung, als sich eine lange Kette von Ereignissen aneinanderreiht. Diese Schauung tritt nicht ein, um Johannes von dem Christusereignis zu überzeugen; dessen bedarf es bei ihm nicht. Ihm wird mit der "Offenbarung" eine Aufgabe übertragen, welche der Menschheit dienen soll - aufzuschreiben, was ihm über den Sinn der Erdgeschichte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eröffnet wird. Immer sich steigernde Erschütterungen werden seiner Geistes- und Seelenkraft zugemutet.

Johannes, solcher Erhebung an des "Herren Tag" gewürdigt, mag als ein Auserwählter erscheinen, der weit über allen Menschen steht. Demgegenüber macht er in Bescheidenheit gleich zu Anfang deutlich, daß er unser Bruder und Mitgenosse sowohl an der irdischen Trübsal als auch an der Gnade Jesu Christi sei.

2. Johannes auf Patmos


Offenbarung 1,9

"Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes Willen und des Zeugnisses Christi.

Und ich war im Geiste an des Herren Tag und hörte hinter mir eine große Stimme, wie eine Posaune, und die sprach:

Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte; und was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien: gen Ephesus und gen Smyrna und gen Pergamon und gen Sardes und gen Thyatira und gen Philadelphia und gen Laodicea.

Und ich wandte mich um nach der Stimme, die mir mir redete.

Rudolf Steiner

"Der, von der Inhalt der Apokalypse herrührt, ist hinversetzt worden in eine Inseleinsamkeit, die von jeher mit einer Art heiliger Atmosphäre durchdrungen war, an eine Stätte alter Mysterienkultur. Und wenn uns gesagt wird, daß derselbe der den Inhalt der Apokalypse gibt, im Geiste war, und daß er das, was er gibt, im Geiste wahrgenommen hat, so mag uns das zunächst ein Hinweis darauf sein, daß der Inhalt der Apokalypse einem höheren Bewußtseinszustand entstammt, den der Mensch durch die Entwicklung der inneren Seelenschöpfungsfähigkeit erreicht, durch die Einweihung.

Was man nicht innerhalb der Sinneswelt sehen und hören kann, nicht mit äußeren Sinnen wahrnehmen kann, ist in der Weise, wie es durch das Christentum der Welt mitgeteilt werden konnte, in der geheimen Offenbarung des sogenannten Johannes enthalten."

Bildbesprechung (Hella Krause-Zimmer)

Das Bild zeigt die Situation des Johannes auf Patmos am Beginn der Schauung. Der feste Boden scheint sich aufzulösen, das Meer des Geistes breitet sich vor ihm aus. Über dem Horizont beginnt ein mächtiges Antlitz aufzutauchen. Mit weit geöffneter Seele wendet sich Johannes diesem Geschehen zu. Die Farbe des Bildes zeigt uns die Seelenstimmung an, in die Johannes gehüllt ist.

Seitlich des Wassers ist eine Gestalt zu sehen, die sich wie ein Inspirator oder geistiger Vermittler mit ausgebreiteten Armen zu Johannes hinwendet. Es kann an Johannes den Täufer gedacht werden, der daran beteiligt ist, dem irdisch verkörperten Johannes die Schauungen zuzuleiten (Siehe auch das Bild von Albrecht Altdorfer "Johannes auf Patmos mit dem Täufer", früher München, jetzt Regensburg. Abgebildet und besprochen in Hella Krause-Zimmer "Die zwei Jesusknaben in der bildenden Kunst", Stuttgart). Hinter ihm erhebt sich ein gewaltiger weißer Adler, der mit dem Aufbreiten seiner Schwingen die Schauung erschließt.

3.,4.,5. Der Menschensohn - Die 7 Sterne - Die 7 Leuchter

Offenbarung, 1,12

Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter

und mitten unter den sieben Leuchtern Einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.

Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme

und seine Füße gleich wie Messing, das im Ofen glüht,

und seine Stimme wie ein großes Wasserrauschen.

Und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes- zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne.

...Er sprach zu mir... Schreibe, was du gesehen hast... Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand

und die sieben goldenen Leuchter.

Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.

Rudolf Steiner

"Als eine hellseherische Erscheinung sieht er den Priesterkönig mit goldenem Gürtel, mit Füßen, die aus Metallguß zu bestehen scheinen, das Haupt bedeckt mit Haaren wie von weißer Wolle, aus dem Munde ein feuriges Schwert flammend und in der Hand die sieben Weltensterne: Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter Venus.

Die Gestalt... ist das, was in der Menschheit der alten Zeit erst in der Keimanlage vorhanden war und erst herausgekommen ist als das, was man auch als Menschensohn bezeichnet, der die sieben Sterne beherrscht, wenn er völlig in seiner wahren Gestalt vor dem Menschen auftritt..."

"Durch eine jegliche Einweihung gelangt der Mensch dazu, das, was man nur mit geistigem Blick... überschauen kann, was nur für das übersinnliche Wahrnehmen durchsichtig ist... zu erkennen. Nun gehört zu dem ersten und wichtigsten, was der im christlichen Sinne Einzuweihende zu erkennen hat, die Entwicklung der Menschheit in unserem Zeitalter, damit ein jeder in höherem Maße die Aufgaben des Menschen einsehen kann...

Jetzt müssen wir festhalten, daß man zunächst einen Gipfel erreichen kann, auf dem uns... die sieben Kulturzeitalter der nachatlantischen Zeit sichtbar werden. Wir wissen, daß, als die atlantische Flut die alte Atlantis weggeschwemmt hatte, als erstes die altindische Kultur aufblühte und daß sie abgelöst wurde von der vorpersischen Kultur. Wir wissen, daß die assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische Kultur darauf folgte, auf diese das vierte Kulturzeitalter, das griechisch-lateinische, und darauf das fünfte, das unsrige, in dem wir leben. In dem sechsten, das auf das unsrige folgen wird, wird in einer gewissen Beziehung in der Frucht aufgehen müssen, was wir an geistiger Kultur zu bauen haben. Das siebente Kulturzeitalter spielt sich ab vor dem Krieg aller gegen alle. Das sehen wir diese furchtbare Verwüstung der Kultur herankommen und sehen das kleine Häuflein von Menschen, das verstanden hat, das spirituelle Prinzip in sich aufzunehmen und das sich hinwegretten wird gegenüber der allgemeinen Zertrümmerung durch den Egoismus."

"Wie charakterisiert sich denn derjenige, der diesen Brief diktiert? Er charakterisiert sich als Vorläufer des Christus-Jesus, gleichsam als Führer der ersten Kulturepoche. Der Christus-Jesus spricht gleichsam durch diesen Führer oder Meister der ersten Kulturepoche... Er sagt von sich, daß er die sieben Sterne in seiner Rechten hält und die sieben goldenen Leuchter.

Die sieben Sterne sind nichts anderes als Symbole für die sieben höheren geistigen Wesenheiten welche die Führer der großen Kulturepochen sind.

Und von den sieben Leuchtern ist es im besonderen ausgedrückt, daß es geistige Wesenheiten sind, die man nicht in der sinnlichen Welt sehen kann."

Bildbesprechung

Dieses Motiv hat Erich Zimmer ausnahmsweise in ein Triptychon auseinander gelegt - den Menschensohn für sich, die Sterne für sich und die Leuchter für sich. Zusammengeschaut wären die sieben Sterne über der Hand der Mittelgestalt und die Leuchter zu Füßen zu denken.

Rudolf Steiner bezeichnet die sieben Sterne als "die sieben Weltensterne Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus", das ist zugleich die Folge der sieben Verkörperungen unseres Planeten (Es gibt noch eine andere Zählung, die Vulkan hinzufügt, weil die Erdenverkörperung als in der ersten Hälfte von Mars, in der zweiten Hälfte von Merkur bestimmt angesehen wird. - Siehe S52). Er bezeichnet sie aber auch als die "Symbole für die sieben höheren geistigen Wesenheiten, welche die Führer der großen Kulturepochen sind". Das eine ist gewissermaßen der makrokosmische, das andere der mikrokosmische Aspekt. Dort die Entwicklung des Planeten, hier die Entwicklung der Menschheit.

Erich Zimmer hat ein rhythmisch ineinanderspielendes Sieben-Sterne-Geschehen dargestellt. Es gibt dem Betrachter die Empfindung, in die Ordnung des Weltenplanes, in die kosmischen Harmonien zu blicken, deren Herr der Menschensohn ist.

Auf die Leuchter blicken wir von oben herab. Mit den Füßen wird auf Erden der siebenfältige Epochenweg abgeschritten, der zur Verwirklichung des Veranlagten führen soll. So sind auch die sieben Leuchter nicht einfach aufgereiht, sondern es verbinden sie geheimnisvoll geordnete Bahnen.

So liegt ein waagerechtes irdisches Motiv zu Füßen des Menschensohnes, während sich über seiner Hand die Sterne in senkrechter Anordnung erheben.

6. Ich fiel nieder wie tot...

Offenbarung 1,17

"Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter..."

Rudolf Steiner

"Wir haben auf die Bedeutung dieses Symbolum hingewiesen, dieses Einweihungszeichens, das man auch als den Menschensohn bezeichnet, der die sieben Sterne in seiner rechten Hand hat, der das scharfe zweischneidige Schwert hat in seinem Munde.

Wir haben gesehen, daß diese Einweihung den Menschen in einem gewissen höheren Grade sehend macht innerhalb seines Ich und seines astralischen Leibes, außerhalb des physischen und des Ätherleibes..."

Bildbesprechung

Das Blatt gibt die Anschauung des geistigen Vorganges, der am Beginn einer großen Initiation auftreten kann: der Leib fällt in einen lethargischen Zustand, eine todesähnliche Starre.In den alten Mysterien wurde dieser sogenannte Einweihungsschlaf durch den leitenden Priester ausgelöst, damit sich die höheren Wesensglieder (ähnlich wie im Tode) zur Geisterfahrung erheben können."Ich war im Geiste an des Herren Tag", schreibt Johannes. Man kann auch sagen: sein Ich war im Geiste an des Herren Tag.In den vorchristlichen Mysterien achtete der Hierophant darauf, daß der Leib des Initiaten noch soweit von den Lebenskräften (der ätherischen Organisation) versorgt wurde, daß der Tod nicht wirklich eintrat, sondern ein Schwebezustand hart an der Grenze des Todes drei Tage lang anhielt. Diese Praxis mußte aber,je mehr es auf die Zeitenwende zuging, eingeschränkt, verkürzt, und schließlich aufgegeben werden. Die menschliche Physis, die sich mehr und mehr verirdischte, das heißt verdichtete und mit Stofflichkeit belud, hielt diese Prozedur nicht mehr aus, oder nur in wenigen Ausnahmefällen. Zur Zeitenwende war dieser Weg abgeschritten und diese Möglichkeit das Geistige zu erreichen verschüttet.Eine Persönlichkeit, Lazarus-Johannes, bildet gewissermaßen den Übergang und hält an der Zeitenwende den dreitägigen Todesschlaf als Lazarus und später die gewaltige Initiation der Apokalypse aus. Sie muß einen in höchstem Maße durchspiritualisierten Leib gehabt haben.Wenn man von Saulus absieht, ist Johannes auf Patmos der erste Mensch, dessen Hierophant nicht physisch verkörpert, sondern eine reine Geistgestalt ist: Der "Menschensohn". Seine Erscheinung bei Johannes den Eintritt des geschilderten Zustandes: er fiel nieder wie tot. Aber sein Ich erhob sich.Diese Trennung der Leiber ist zugleich ein Schutz für die physische Organisation, die sonst ständig und unmittelbar den Rückstoß der gewaltigen seelischen Erschütterungen aushalten müßte. Schon bei Paulus hatte sich gezeigt, wie sehr die Gewalt der Schauung bis in das Physische einschlägt - er war drei Tage lang blind und nicht fähig, zu essen und zu trinken.Das hier ergriffene Motiv ist früher gar nicht gesehen oder jedenfalls nie dargestellt worden. Das Blatt zeigt den in die Lethargie gefallenen Leib. Ein Arm sinkt abwärts und droht, ihn in die Skelettsphäre herabzureißen; aber der andere Arm hebt sich empor in die Lebensströme, die den Körper umwölken und ihn vom Sturz in die Todestiefe zurückhalten. Des Johannes leuchtend-starkes Ichbewußtsein - umfangen und begleitet von seiner Seelenhülle - steigt in weißer Klarheit aufwärts. Die apokalyptische Einweihung kann beginnen.Dem Johannes werden nun Briefe an die sieben christlichen Gemeinden in Kleinasien diktiert. Diese Gemeinden, so sagt Rudolf Steiner, sind nicht zufällig sieben - denn sie sind zugleich die Repräsentanten der sieben nachatlantischen Kulturepochen. Wenn eine Kulturepoche zu ende ist, verschwindet sie nicht völlig aus der Geschichte. Es hat sich ja eine Essenz ausgebildet, auch ein bestimmtes Verhältnis des Menschen zum Geistigen und zur Erde, daraus entwickelt sich dann jeweils eine Strömung, die diese Erreichnisse und Tendenzen in der Geschichte weiterträgt.

So steht EPHESOS für die erste nachatlantischen Kulturepoche: UR-INDIEN

SMYRNA für UR-PERSIEN

PERGAMON für ÄGYPTEN-CHALDÄA

THYATIRA für GRIECHENLAND

SARDES für die fünfte Epoche unserer GEGENWART

PHILADELPHIA für die SECHSTE EPOCHE

LAODICEA für die SIEBENTE EPOCHE: 

Briefe an die Gemeinden

7. EPHESOS

Offenbarung 2,1

"Dem Engel der Gemeinde zu Ephesos schreibe:

...Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und daß du die Bösen nicht tragen kannst, und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner erfunden,

und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden.

Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest. Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, so werde ich bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte... Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden saget: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist."

Rudolf Steiner

"Die Gemeinde von Ephesos zeigt das Christentum in einer Färbung, wie die erste Kulturepoche noch war, fremd dem äußeren Leben, nicht von Liebe erfüllt für das, was die eigentliche Aufgabe ist des nachatlantischen Menschen. Daß sie die Anbetung der groben Sinnlichkeit verlassen hat, daß sie sich gewandt hat zum geistigen Leben..., das gefalle ihm an ihr. -

Wir erkennen, was der Apokalyptiker damit sagen wollte in dem Umstand, daß Ephesos die Stätte war, wo der Mysteriendienst der keuschen Diana gepflegt wurde; er deutet darauf hin, daß die Abkehr von der Materie dort in besonderer Blüte stand... Aber 'ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast', die Liebe, die die erste nachatlantische Kultur haben muß, die darin sich äußert, die Erde als Acker anzusehen, in den hinein verpflanzt werden muß der göttliche Same...

Es gab in der Zeit, auf die sich dieser Brief bezieht, eine Sekte der Nikolaiten, die alles, was dem Menschen wert sein soll, nur in dem äußeren, fleischlichen, sinnlichen Leben sahen. 'Das sollst du nicht', sagt derjenige, der den ersten Brief inspiriert. 'Aber nicht von der ersten Liebe lassen', sagt er auch, 'denn dadurch, daß du die Liebe zur äußeren Welt hast, belebst du diese äußere Welt, holst sie hinauf zum geistigen Leben'.

'Derjenige, der Ohren hat zu hören, der höre: dem werde ich zu essen geben, nicht bloß vom vergänglichen Baum, sondern vom Baum des Lebens', das heißt, der wird imstande werden, zu vergeistigen, was hier im Sinnlichen ist, um es hinaufzuführen zum Altar des geistigen Lebens".

Bildbesprechung

Über den Artemis-(römisch Diana-)Tempel zu Ephesos und die dort gepflegten Mysterien hat Rudolf Steiner mehrfach und in bedeutender Art gesprochen. Erich Zimmer hat Ephesos einige Male besucht und sich durch lange Zeit mit diesem Thema beschäftigt, auch das Bild der Ephesia unter immer neuen Aspekten gezeichnet.

Ephesos war der Wirkensort des Evangelisten und Apokalyptikers Johannes, an welchem er ungestört in direkter Nähe des Tempels das Evangelium schrieb und hohe Verehrung genoß. Erst als die Römer seine Anbetung im Tempel und damit auch die Anbetung des Kaisers erzwingen wollten, brachen die Ereignisse ein, die zu seiner Verbannung nach Patmos führten, wo er die Apokalypse schrieb. Er ist später nach Ephesos zurückgekehrt und dort in hohem Alter in Frieden gestorben (siehe auch H.Krause-Zimmer: "Artemis Ephesia", Stuttgart 1964).

Oberhalb von Ephesos wird in den Wäldern das Marienhaus gezeigt, in welchem die Mutter Jesu nach dessen Tode gelebt haben soll.

Was sich auf dem Blatte darstellt, kann man als einen Blick in die ephesische Mysterienströmung empfinden. Ein Mensch wird im Tempelvorgang zum Eingeweihten der Göttin Artemis; er ist dunkel, im Negativ gehalten; sein Haupt liegt auf dem hellen Lichtwirbel. Er hat seinen Arm ausgestreckt, und über dem Handteller steht in einer Lichthülle das Bildnis der Göttin Ephesia. Die dunkle Form darunter deutet einen alten indischen Tempel an.

Ein großes Antlitz aber leuchtet in diesen Vorgang hinein und trägt in der Armbeuge das Madonnenmotiv. Dies geschah damals und geschah durch Johannes.

Er trug der ephesischen Geistesströmung, diesen Logos-zugewandten Seelen, die Nachricht zu: der Logos ist Fleisch geworden. Man muß jetzt von der kosmischen Göttin Artemis hinübersehen zur Madonna.

8. Smyrna

Offenbarung 2,8

Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe:

Das saget der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:

Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut (du bist aber reich)... Fürchte dich vor keinem, das du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf daß ihr versucht werdet... Wer ihn überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem anderen Tode.

Rudolf Steiner

"Der Repräsentant der zweiten Kulturepoche ist die Gemeinde oder Kirche zu Smyrna... Die Gesinnung der uralt-persischen Kultur ist diese:

Einstmals ist der Gott des Lichts gewesen, der hatte einen Feind, die äußere Materie, den finsteren Ahriman. Zuerst war ich verbunden mit dem Lichtgeist, mit dem ersten, der da war. Dann wurde ich eingegliedert in die Welt der Materie, in welche sich einfügte die zurückgebliebene feindliche Gewalt Ahrimans. Und nun werde ich gemeinsam mit dem Lichtgeist bearbeiten die Materie und ihr den Geist eingliedern; dann wird nach Besiegung der bösen Gottheit die gute. die Licht-Gottheit wieder erscheinen."

Bildbesprechung

Ähnlich wie in dem angeführten Zitat spricht Rudolf Steiner in vielen Vorträgen davon, daß die urpersische Zeit ganz vom Erlebnis der Dualität Licht-Finsternis, Gut-Böse geprägt war. Diese Epoche stand unter dem Tierkreiszeichen der Zwillinge; die Erfahrung der Zweiheit war für sie wesentlich. Erich Zimmer zeigte sein Blatt zu Urpersien mit leisem Achselzucken. "Es ist so geworden; was soll ich machen?" sagte er. Er hatte keine Zweiheit dargestellt, sondern eine Dreiheit.

In dem Schwarz, das hier besonders stark Farbe des Bildes ist, formt sich links unten ein Gesicht, eine Fratze: Ahriman. Eigentlich sind es nur Formzüge, die zueinander in ein künstlerisches Spannungsverhältnis gesetzt sind, die diese Physiognomie ergeben.

Was in der Materie ist, muß Form annehmen, die Welt darüber ist flüchtig und wandelbar. Ein weißer Lichtkern schwebt in pfirsichfarbener Hülle. Nach rechts gliedern sich drei Formen aus, die dem Lichtkern zugewendet bleiben. Es sind keine Engel, aber man kann von ihnen doch eine Empfindung haben, wie sie etwa in den Worten liegt, die Goethe im "Faust" sagen läßt: "Ihr, die echten Göttersöhne."

Nach links lodern, fort von der Sonne, rote Flammenzungen über das Pfirsichblüt hinweg.

Man konnte sehen, daß die Komposition künstlerisch richtig ist. Die Frage, warum hier eine Dreiheit und keine Zweiheit entstanden war, mußte offen bleiben; man mußte mit ihr leben.

Eine Stelle in "Anthroposophie als Kosmosophie" (II.Teil, GA 208) konnte einen Schritt weiterbringen. Dort wird von der "göttlichen Tätigkeit" gesprochen, die unsere Umwelt durchwebt. "Diese göttliche Tätigkeit..., welche als Finsternis  hinneigt zum verneinenden Urteil, als Licht hinneigt zum bejahenden Urteil. Diese göttliche Tätigkeit... empfand besonders die Weisheit des zweiten nachatlantischen Zeitraumes sehr stark, erlebte sehr stark: Gott im Lichte, Gott in der Finsternis. Gott im Lichte: das Göttliche mit luziferischer Färbung.

Gott in der Finsternis: das Göttliche mit ahrimanischer Färbung."

Hier wird deutlich, daß Licht und Finsternis Extremkräfte sind, und man kann sich sagen, daß die Welt auch damals schon auf der Dreifaltigkeit gegründet gewesen sein muß, auch wenn das dritte Prinzip verhüllt war und nicht in den Vordergrund trat.

Im Jahre 1976, einige Wochen vor Erich Zimmers Tode - dreizehn Jahre nach Entstehung dieser Blätter - wurde uns dann ein Vortrag zugänglich, in dem Rudolf Steiner sehr deutlich von dieser Dreiheit spricht. Es heißt in diesem Vortrag (15.6.21): Ormuzd ist ein luziferartiger Gott; er möchte den Menschen der Schwere entreißen, ihn aber im Lichte verbrennen lassen. Er möchte ihn zwar von der Materie lösen, aber dann ins Weltlose treiben. Der Urperser wußte - so heißt es nun hier -, daß er weder Ahriman noch Ormuzd folgen darf, sondern seinen Weg zwischen beiden finden muß, wie er ihn finden muß zwischen dem Licht und der Schwere. Die große Mittelkraft, die das Zusammenwirken der beiden im Gleichgewicht hält, Christus, äußerte sich damals durch eine Gestalt, wie es die des Mithras war.

Der Widerspruch, der sich zu anderen Ausführungen Rudolf Steiners vom "guten Ormuzd" zu ergeben scheint, mag sich darin lösen, daß die Erfahrung des Christus durch Mithras doch wohl denen vorbehalten war, die eine entsprechende Schulung durchmachten. In den Mysterien mußte man ja die Welt zur Dreiheit ergänzen und das Mithrasprinzip zwischen den Extremen suchen. Aber für die Gesamtheit der Kultur im allgemeinen galt, daß die Menschheit zum ersten Male die  Gewalt der Materie erlebte, sie als etwas Finsteres, Furchtausstrahlendes und Herabziehendes erfuhr. Dagegen konnten die Lichtkräfte helfen; mit ihnen konnte man mutig zum Kampf gegen Schwere und Dunkelheit antreten.

Die Bezeichnung "Ahura Mazdao" wird von Rudolf Steiner im Sinne von "Großer Aura" oder auch "Großer Weisheitsaura" verwendet, und die noch ganz kosmische Christus-Wesenheit in ihr gesehen, deren Herabkommen zur Erde von Zarathustra verkündet wurde. Er nennt sie auch den "verborgenen Geist des Guten". Im Zyklus über das Matthäus-Evangelium (GA123, 12.Vortrag, 12.9.10) wird noch deutlicher über das gesprochen, was unter Ahura Mazdao verstanden werden kann.

"Wie hinter dem physischen Menschen sein Astralisches, die Aura ist, so ist hinter der Sonne die Große Aura". Das Innerste, gewissermaßen das Seelische in der großen Sonnenaura aber ist der Logos, das Sonnenwort. E gehört zusammen und kann doch wiederum unterschieden werden. So wie sich beim Menschen durch den Ton ein Seelisches ausdrückt, "so dringt durch das Mittel der Sonnenaura das Sonnenwort, der Sonnenlogos".

Der Ur-Zarathustra der damaligen Zeit versprach den Menschen, "daß kommen werde aus den göttlich-geistigen Sphären die Große Aura, das Lichtwesen, und daß die Seele des Lichtwesens das Sonnenwort sein werde."

Auch auf dem Bild können wir jetzt bei der pfirsichblütfarbenen Hülle die Große Aura empfinden, zusammengehörend mit dem weißen Kern, der wie ein Inneres zu einem Äußeren ist, wie das gesagt wird von dem Logos-Wesen, das wie ein Inneres der großen Sonnen-Aura war.
9. Pergamon

Offenbarung 2,12

"Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamon schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert:

Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da des Satan Stuhl ist. Und hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in welchen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet ist, da der Satan wohnt.

Aber ich habe ein Kleines wider dich: daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte... zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben. Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten, das hasse ich.

Tue Buße, wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen und mit ihnen kriegen durch das Schwert meines Mundes.

Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben einen weißen Stein und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt."

Rudolf Steiner

"In der dritten Epoche kommt der Mensch noch näher der äußeren sinnlichen Wirklichkeit: da ist sie ihm nicht mehr bloß feindliche Macht, die er zu überwinden hat... Die chaldäischen Priester sahen... die Stellungen der Sterne und sagten sich: Indem ich... ihren Lauf verfolge, wird mir das zu einer Schrift, aus der ich den Willen göttlich-geistiger Wesen erkenne... So entsteht eine wunderbare Sternenkunde, die die Menschen heute kaum mehr kennen...

Und was wurde die Erde für den Ägypter? Wir brauchen nur auf die Erfindung der Geometrie hinzudeuten, ...wo der Mensch lernte die Erde einzuteilen nach den Gesetzen des Raumes, nach den Regeln der Geometrie. In der uralt persischen Kultur hat man die Erde umgeackert, jetzt lernte man sie einteilen nach den Gesetzen des Raumes."

"Der Mensch wirkt durch das, was in seinem Innern ist. Dadurch, daß er ein Inneres hat, kann er das Äußere erforschen. Nur weil er mit einer Seele begabt war, konnte er die Sternenbahnen erforschen, die Geometrie erfinden. Das nannte man die Erforschung durch das Wort, das in der Apokalypse ausgedrückt ist durch "das Schwert des Mundes". Derjenige, der diesen Brief schreiben läßt, deutet daher daraufhin, daß die Gewalt dieser Epoche ein scharfes Wort ist, ein scharfes, zweischneidiges Schwert... Wenn sie (die Kultur) noch in jener alten Form gewonnen wird, ist sie ein sehr zweischneidiges Schwert. Da steht die Weisheit hart an der Kante zwischen dem, was weiße und schwarze Magie ist... Deshalb sagt er, daß er wohl weiß, daß da, wo die Repräsentanten dieser Epoche wohnen, auch des Satans Stuhl ist..." Aber das Gute dieser Kultur besteht darin, daß der Mensch gerade da beginnen kann, seinen Astralleib zu reinigen und zu verklären. Das nennt man das "verborgene Manna".

Bildbesprechung

Das ägyptisch-chaldäische Blatt trägt an den Betrachter ein Doppelgefühl von erhabener, strenger Weisheit und berechtigter Magie, aber zugleich auch eine furchtausströmende Dunkelwirkung heran.

Ahriman, in eine Höhlenform gelagert, ist hier zackig skeletthaft.

Links oben sind sechs Sterne zu sehen und eine Hand, die Schatten wirft. Drei Finger der Hand sind aufgerichtet - es ist die dritte Kulturepoche. In der fünften Epoche wird die ganze Hand entfaltet sein, dann wird sich der dritte Zeitraum auf höherer Stufe wiederholen.

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis ist jetzt viel weiter auf die Erde herabgekommen und verlegt sich mehr und mehr in den Menschen. Ahriman blickt jetzt nicht zum Kosmos empor, sondern zum Priester.

Dieser Priester thront in hieratischer Strenge, selbst weitgehend dunkel. Aber das helle Rechteck in seinem Oberkörper weist auf eine Entwicklung in seinem Inneren, auf das Werden eines inneren Lichtes. Dieses helle Rechteck könnte zugleich der typische Grundriß eines griechischen Tempels sein. So bereitet die dritte Epoche durch ihre innere Arbeit die vierte, die griechische Epoche vor.

Erst nach einiger Zeit fiel mir der stark geometrische Umriß der Priestergestalt auf. Er besteht aus einem sich öffnenden Trapez, an welches ein Viereck ansetzt. Das aber ist die Grundgestalt des großen Saales, die bis zum Ausbau 1955 im Dornacher Goetheanum zu erleben war. Damit mag angedeutet sein, daß die dritte Epoche nicht nur die vierte vorbereitet, sondern zugleich auch schon eine Art Negativ für das schafft, was sich in der fünften Epoche verwirklichen soll.

Strahlend schwebt der weiße Stein - Zeichen des Menschen, auf den Gott einen neuen Namen schreiben will. Dunkle Zackenformen recken sich ihm von unten entgegen.

10. Thyatira

Offenbarung 2.18

"Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira schreibe:

Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind gleichwie Messing:

Ich weiß deine Werke und deinen Dienst und deine Liebe und deinen Glauben und deine Geduld und daß du je länger je mehr tust.

Aber ich habe wider dich, daß du läßest das Weib Isabel, die die spricht, sie sei eine Prophetin, lehren und verführen meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen... Siehe, ich werfe sie in ein Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben, in große Trübsal... und werde geben einem jeglichen unter euch nach seinen Werken.

Euch aber sage ich, den anderen..., die nicht haben solche Lehre und die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last,

doch was ihr habt, das haltet, bis daß ich komme.

Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden... und will ihm geben den Morgenstern.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

Rudolf Steiner

In der vierten Kulturepoche "da erscheint der Erlöser, der Christus-Jesus selber. Es ist die Gemeinde zu Thyatira. Da kündigt er sich an als der "Sohn Gottes"... jetzt ist er der Führer der vierten Kulturepoche, wo der Mensch heruntergestiegen ist auf den physischen Plan, wo er selbst in den äußeren Kulturmitteln sein Abbild geschaffen hat. Jetzt ist die Periode gekommen, wo die Gottheit selber Mensch, selber Fleisch, selber Person wird; das Zeitalter, in dem der Mensch bis zu dem Grade der Persönlichkeit heruntergestiegen ist, wo in den Bildhauerwerken der Griechen die individualisierte Gottheit als Persönlichkeit erscheint..."

Bildbesprechung

Die vierte Kulturepoche hat eine einmalige Stellung zwischen den ersten drei Kulturepochen, welche die Menschheit in die Erdenwelt herabführten, und den drei letzten, welche sie wieder hinaufführen sollen. Denkt man sich sich im Kreis angeordnet, so daß die vierte Epoche unten in der Mitte steht, so liegen sich dritte und fünfte, zweite und sechste und erste und siebente Epoche gegenüber; sie haben jeweils eine Beziehung zueinander. Nur die griechische, die vierte Epoche, steht allein für sich. Aus vielen Gründen war dies eine Zeit der Ausgeglichenheit, eine Waage-Situation.

In der vierten Epoche ereignet sich in Palästina die Inkarnation Christi. Blickt man auf die Kultur, die damals von Griechenland angeführt wurde, so bemerkt man, daß geradezu ein unstillbares Bedürfnis besteht, die menschliche Gestalt als Skulptur immer und immer wieder darzustellen. Sie schön darzustellen und Göttern anzubieten. "Das ist Zeus, das Athena, das Apollo", sagt man. Die "individualisierte Gottheit" erscheint als Persönlichkeit auf dem physischen Plan.

Als Begleiterscheinung zum zentralen Christusereignis in Palästina sinkt gewissermaßen ein ganzer Götterhimmel mit herab, aber er hält auf dem ätherischen Plane an und geht nicht bis in die leibliche Inkarnation. Die Götter jedoch leuchten herein in die Bildwerke, die ihnen dargeboten werden. Die ganze Zeitepoche zeigt so das Bedürfnis, dem Göttlichen die menschliche Gestalt als Behausung anzubieten. Das ist die Umhüllung für das Ereignis in Palästina.

Die Ausgewogenheit der Epoche drückte sich aus im Gleichgewicht zwischen den Göttern Dionysos, dem unteren Gott, und Apoll, dem oberen Gott.

Die Tafel zur vierten Epoche zeigt links eine Gestalt, in die von unten her Dunkelheit beunruhigend hereinschlägt. Die Aura ist in der Mitte verschattet. Über der Gestalt eine Form, die von oben herabschießt. Rechts steht eine Gestalt in ruhiger, gelassener Schönheit. Ihre Aura ist sehr licht; darüber hebt sich eine Form nach oben, die an einen Merkurstab erinnert. Marshaftes und Merkurhaftes -  die beiden Hälften der Erdepoche - bringt sich zum Ausdruck.

Beide Gestalten orientieren sich zur Mitte hin. Dort ist Dunkelheit ins Zentrum der Welt hereingelassen; der Tod drückt sich in den drei Kreuzen aus. Aber in großen Spiralenbögen gebiert sich aus dem Nullpunkt lichte Überwindungskraft.

Das Bild zeigt sich in der Farbe Grün, der ausgewogenen Farbe, die aus Gelb und Blau, aus Licht und Dunkel, entsteht. Die Komposition ist symmetrisch, konzentriert auf das Mittelpunktsereignis der Geschichte, das die Extremkräfte in heilsames Gleichgewicht bringt.

11. Sardes

Offenbarung 3,1

"Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebest. Und bist tot.

Werde wach und stärke das andere, das sterben will, denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott...

So du nicht wirst wachen, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde.

Aber du hast etliche Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben: und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind's wert.

Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!"

Rudolf Steiner

"Wir leben jetzt im fünften, in jenem Zeitraum, wo die Kultur noch tiefer als bis zum Menschen heruntergestiegen ist. Wir leben in der Zeit, wo der Mensch der Sklave ist der äußeren Verhältnisse, des Milieus. In Griechenland wurde der Geist dazu verwendet, um die Materie zu vergeistigen, und die vergeistigte Materie tritt uns entgegen in der Apollogestalt, einer Zeusgestalt, in den Dramen eines Sophokles usw. Da ist der Mensch hinausgestiegen auf den physischen Plan, aber noch nicht heruntergestiegen unter den Menschen. Auch in Rom ist das noch der Fall. Das tiefe Heruntersteigen unter die Sphäre des Menschlichen ist jetzt erst geschehen. In unserer Zeit ist der Geist de Sklave der Materie geworden."

"Und jetzt müssen wir... uns fragen: Erfüllt sich denn diese Offenbarung des Apokalyptikers bis in unsere Zeit herein? Wenn sie sich erfüllen würde, müßte zu uns sprechen derjenige, der durch die vier vorhergehenden Epochen gesprochen hat, und wir müßten seine Stimme verstehen lernen, müßten uns hineinfinden können in das, was unsere Aufgabe ist für das spirituelle Leben... Was fordert er, und wer ist er? Können wir ihn erkennen? Versuchen wir es!

'Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe' (wir selbst müssen uns hier angesprochen fühlen): 'Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne'. - Was sind sie hier, die sieben Geister und die sieben Sterne?

Im Ton des Apokalyptikers ist der Mensch, wie er uns hier erscheint, ein äußerer Ausdruck der sieben menschlichen Prinzipien, die wir aufgezählt haben. Das Prinzip des physischen Leibes..., das Prinzip des Lebensleibes..., das Prinzip des astralischen Leibes, der umgewandelt Manas ergibt, Buddhi oder der umgewandelte Ätherleib, Atma oder der umgewandelte physische Leib, und mitten darinnenstehend das Ich-Prinzip: das sind die sieben geistigen Ingredienzien, in welche die göttliche Wesenheit des Menschen... auseinandergelegt ist. Nach dem technischen Ausdruck des Okkultismus nennt man diese sieben Prinzipien: die sieben Geister des Gottes im Menschen.

Und die sieben Sterne, das sind die Sterne, nach denen wir verstehen, was der Mensch heute ist und was er in der Zukunft werden soll. Wenn wir sie aufzählen, die aufeinanderfolgenden Sterne der Erdenverkörperung - Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan -, dann sind das die sieben Sterne, die uns die Entwicklung des Menschen verständlich machen. Der Saturn hat dem Menschen die Anlage zu seinem physischen Leibe, die Sonne zu seinem ätherischen, der Mond jene zum astralischen Leibe, und die Erde hat ihm das Ich gegeben. Die drei nächstfolgenden: Jupiter, Venus und Vulkan bilden die geistigen Wesensglieder des Menschen aus."

Bildbesprechung

In kühlem Blau und strahlendem Weiß steht das Bild der fünften Epoche vor uns. Gegenwart! Sicher nicht zufällig erscheint links unten das Profil eines Menschen, der in seine Hand blickt. Die Hand ist ja Ausdruck der Fünfheit. Und das Motiv ähnelt dem Faust in Rudolf Steiners Kuppelmalerei des ersten Goetheanum, der ebenfalls eine Hand vor sein Antlitz hebt, und außerdem in der Linken ein Buch hält, auf dem groß das Wort ICH steht.

Die fünfte Epoche ist das Zeitalter der Bewußtseinsseele. Ein Bewußtseinsvorgang drückt sich in dieser Geste aus. Hauptaufgabe dieser Epoche ist, Ich-Bewußtsein zu erringen und mit dieser Ichkraft an der Verwandlung, der Höherentwicklung der Wesensglieder zu arbeiten, die uns die Vergangenheit geschenkt hat - den Astralleib zum Geistselbst umzuwandeln, den Ätherleib zu Lebensgeist und den physischen Leib zum Geistesmenschen. Damit die 'sieben  Geister Gottes im Menschen' ihre volle Entfaltung finden.

Die ganze Komposition ist aufgebaut auf einer großen Hand. Im Zwischenraum der Finger erscheinen links drei Gestalten, deren Antlitze von Vergangenheitskräften geprägt sind. Rechts schweben drei Lichtgestalten, teils zurückgewendet, teils uns anblickend, teils in die Zukunft gerichtet, aber sie sind noch antlitzlos, ihre Gesichter sind noch nicht ausgeprägt.

Aus der Verwandlung des Früheren sollen die drei Wesensglieder entstehen. 'In der Mitte das Ich' - die Kraft, die diese Verwandlung bewirken soll. An dieser Stelle sehen wir eine weiße Flamme.

Außer diesem deutlichen Aspekt - der Aufforderung an uns - mit kräftigem Ich-Bewußtsein durch Spiritualisierung die natürlich gegebenen Wesensglieder zu geistig errungenen zu entwickeln, spiegeln sich auch die sieben Epochen (die ja damit zusammenhängen) deutlich in dem Bilde. Das geheimnisvollste und 'fernste' Antlitz mit seiner nach oben geöffneten Form steht für Urindien. Was bei dem mittleren Kopf ähnlich wie Moseshörner aufragt, signalisiert die Zweiheit-betonte Epoche Ur-Persien, und die 'Amonshörner' des Vorderen, ein ägyptisches Einweihungszeichen, erinnern an die dritte Epoche. Die vierte Epoche steht für sich. Neben dem Daumen zeigt sich die fünfte Gestalt. Die sechste und siebente Epoche werden folgen.

12. Philadelphia

Offenbarung 3,7

"Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf.

Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen, denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet... Dieweil du hast bewahrt das Wort meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.

Siehe, ich komme bald! Halte was du hast, daß niemand deine Krone nehme!..."

Rudolf Steiner

"...die Gemeinde der Bruderliebe: Philadelphia.

Alle diese Namen sind nicht umsonst gewählt. Der Mensch wird sein Ich entwickeln zur richtigen Höhe, so daß er selbständig wird und in Freiheit die Liebe jedem anderen Wesen entgegenbringt im sechsten Zeitraum, der repräsentiert ist durch die Gemeine Philadelphia. Das soll als spirituelles Leben des sechsten Zeitraumes vorbereitet werden. Da werden wir das individuelle Ich in höherem Grad in uns gefunden haben, so daß keine äußere Kraft mehr in uns hineinspielen kann, wenn wir es nicht wollen; so daß wir zuschließen können - und niemand ohne unseren Willen aufschließt, und wenn wir aufschließen keine entgegengesetzte Macht zuschließt. Das sind die Schlüssel Davids... 'Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen' -: das 'Ich', das in sich selbst sich gefunden hat."
Bildbesprechung

Mit dem Bilde der sechsten Epoche wird in die Zukunft vorgetastet.Nun ist das Ich erstarkt und kann sich in sich selber halten. Der Schlüssel Davids (auch Schlüssel Salomons oder Salomonssiegel genannt) wurde immer im Zeichen des Sechssterns begriffen. Aber warnend heißt es: "Halte, was du hast..."Unterhalb des Symbols, das die erstarkte Ichkraft bezeichnet, und das der Engel der Epoche hält, sieht man ein dunkles umgekehrtes Pentagramm. Der Fünfstern mit der Spitze nach oben gilt als das Zeichen des aufgerichteten Menschen, das der Widergeist nicht ertragen kann (in Goethes Faust bereitet das 'Pentagramma' dem Mephisto Pein); wenn es mit der Spitze nach unten erscheint, ist es vom Widergeist überwältigt worden. Ein solch dunkles, umgekehrtes Pentagramm klappt hier nach oben zwei schalenartige Fangarme auf, in der Hoffnung, der Sechsstern möge ihm zur Beute werden. Da das Finsternisprinzip selbst nicht in die Höhe gelangen kann, sendet es die Schlange aus. Luzifer, der Lichtverwandte, soll die neue Ichkraft zu Fall bringen."Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!"(Diese Besprechung ist dem Verfasser dieser Webseite zum Anlaß geworden, die Betrachtungen von Hella Krause-Zimmer hier wiederzugeben. Im 18. Kapitels ist am Schluß das folgende Bild eingestellt.) 

13. LAODICEA

Offenbarung 3,14

"Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe:

Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes.

Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!

Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

Du sprichst: ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.

Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist , daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust, und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße: und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest...

Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir.

Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl."

Rudolf Steiner

"Und der siebente Zeitraum wird diejenigen, die gefunden haben dieses spirituelle Leben, scharen um den großen Führer... Sie werden bereits so weit dem spirituellen Leben angehören, daß sie sich unterscheiden werden von denen, die abgefallen sind... Das Häuflein, welches die Spiritualität gefunden hat, wird verstehen den, der da sagen darf, indem er sich zu erkennen gibt:

'Ich bin derjenige, der in sich schließt das wirkliche Endwesen, nach dem alles zusteuert.' Denn dieses Endwesen, das bezeichnet man mit dem Worte 'Amen'... 'Das saget der Amen' - derjenige, der in seiner Wesenheit die Wesenheit des Endes darstellt."

Bildbesprechung

Die siebente Epoche ist die Endzeit, tritt die Scheidung ein zwischen dem, was 'ausgespien' wird, was zum Abgrund fällt, und denjenigen, die sich an die Auferstehungskraft angeschlossen haben und dem großen 'Amen' ihre Tür auftun.

Wir sehen eine Art siebenfältiger Muschel. Nun sind alle sieben Wesensglieder ausgebildet. Was die sieben Entwicklungsepochen dem Menschen geben konnten, ist geschehen. Nun tritt er hervor wie die Frucht oder die Perle und öffnet sich dem, der da anklopft, während nach unten stürzt, was diesen Anblick nicht ertragen kann oder will.

14. Der Thron und die vierundzwanzigsten Ältesten

Offenbarung 4,1-6

"Darnach sah ich, und siehe eine Tür war aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, dich ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.

Und alsobald war ich im Geiste. Und siehe ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer; und der da saß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd.

Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.

Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes.

Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall...!"

Rudolf Steiner

(Die 24 Ältesten werden bei Rudolf Steiner dargestellt als der Menschheit in der Weltenentwicklung vorangegangene Wesenheiten, welche heute die drei unteren Hierarchienstufen bilden: Geister der Persönlichkeit, Erzengel, Engel.

Sie haben - zwar unter völlig anderen, materie-freien Bedingungen - auch eine Menschheitsstufe durchgemacht auf jenen planetarischen Vorstufen unserer Erde, genannt alter Saturn, alte Sonne, alter Mond, auf denen die heutige Menschheit erst langsam heranreifte, um dann auf dem Planeten Erde in ihre Menschheits-Stufe einzutreten. Die ersten drei Phasen dieses unseres Erdplaneten waren aber zunächst eine Art Wiederholung der drei vorhergehenden großen Planetenzustände (Saturn, Sonne, Mond) und boten noch einmal höheren Geistern die Möglichkeit, ihre eigene Menschheitsepoche zu absolvieren, während de Mensch erst in der Mitte der Erdenzeit, der großen vierten Runde, zum eigentlichen Menschsein erwachte).

"In dem Augenblick der kosmischen Entwicklung, als der Mensch sich anschickt, Mensch zu werden, da haben Sie also alle die Wesenheiten, die durch Saturn, Sonne, Mond und Erde bis zum Menschen hin die Menschheitsstufe haben durchmachen können, als mehr oder weniger über den Menschen hinausgeschrittene Wesenheiten. Aber alle sind so, daß sie zurückblicken können, sich erinnern können an die Stufe, auf der sie selbst die Menschheitstufe durchgemacht haben. Sie konnten hinunterschauen auf den werdenden Menschen und sich sagen: Der wird jetzt etwas, was wir schon gewesen sind, wofür wir Verständnis haben, wenn wir es auch unter anderen Umständen gewesen sind. - Sie konnten deshalb seine Entwicklung leiten und regeln vom geistigen Weltall aus.

Zählen wir zusammen, wie viele solcher Wesenheiten es sind, die auf die Menschheitsstufe zurückblicken können...: sieben von der Saturnentwicklung plus sieben von der Sonne, plus sieben von der Mondenstufe plus drei von der Erdentwicklung, das sind vierundzwanzig Wesenheiten. Vierundzwanzig <Menschen> blicken herunter auf den heutigen Menschen. Es sind die Wesenheiten, welche wir aus guten Gründen die Regulatoren der Entwicklung genannt haben, die Regulatoren der Zeit. Zeit hängt mit Entwicklung zusammen: es sind die vierundzwanzig Ältesten, die uns in der Apokalypse des Johannes begegnen.

Das sind dieselben Wesenheiten, die uns beschrieben werden da, wo wir herantreten an das Geheimnis der sieben Siegel. Sie werden uns als die eigentlichen Lenker der Geschicke beschrieben..., und Sie sehen, wie der Apokalyptiker, der diese wichtige Urkunde geschrieben hat, in seine Bilder wunderbar hineingeheimnist hat, was wir aus der Betrachtung der geistigen Weltentwicklung selber finden können...

Wir haben hervorgehoben, daß es auf dem Mond noch kein Mineralreich gegeben hat; auf Felsen hätte man auf dem Mond noch nicht herumgehen können. In derjenigen Zeit, wo die heutigen Menschen anfingen, ihre Menschheitsstufe durchzumachen, drangen aus dem Weltenkörper... die mineralischen Massen, die ersten Kristalle heraus. Das war der Augenblick, wo das Mineralreich hervorschoß. Und sie finden dieses Hervorschießen in ganz einziger Weise in der Apokalypse des Johannes geschildert, wo er sagt: >Da war es kristallisiert um den Stuhl herum wie ein gläsernes Meer.< Dieses >gläserne Meer< soll uns andeuten das Hervorschießen, das Hervorkeimen des Mineralreichs in seiner ersten Gestalt."

Bildbesprechung

Hier werden die Imaginationen des Apokalyptikers sehr vielgestaltig und für eine Wiedergabe äußerst schwierig. Erich Zimmer bleibt ganz im andeutend Imaginativen und verzichtet zum Beispiel auf eine Darstellung der 24 Stühle. Dafür gliedert er die 24 Ältesten in Gruppen zu dreimal sieben und einmal drei, wie es aus dem Text Rudolf Steiners hervorgeht. In Haltung und Gesten unterscheiden sich diese Gruppierungen und bringen so in verschiedener Art Lobpreis und Verehrung zum Ausdruck.

Zusammen mit den sieben Fackeln und dem kristallenen Meer umgibt den Thronenden eine Komposition aus Bewegung und Ruhe.

Viergetier

15. Löwe










16. Kalb











17. Mensch












18. Adler

Offenbarung 4,6-7

"und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten.

Und das erste Tier war gleich einem Löwen

und das andere Tier war gleich einem Kalbe

und das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch

und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler...

Rudolf Steiner

"Nun erinnern wir uns, wie - astralisch gesehen - für den Hellseher der Mensch hervortrat, bevor er auf die Erde herunterstieg als physisches Wesen; erinnern wir uns, daß wir genau hingewiesen haben darauf, daß der Mensch in den vier Typen seiner Gruppenseele erschien, in der Gestalt des Löwen, des Adlers, des Ochsen und des Menschen. Diese vier Typen treten uns sozusagen entgegen, bevor der Mensch heruntersteigt ins Physische, bevor er individualisiert wird. Diese vier typischen Gestalten, die der Mensch gehabt hat, bevor er in den physischen Leib hereingetreten ist, sind am heutigen physischen Menschen nicht sichtbar; die sind in der Gewalt der Seele... Wenn der Mensch sich nicht in seiner Gewalt hat, wenn seine Seele schweigt, entweder dadurch, daß er schläft oder sonst in einem mehr oder weniger bewußtlosen Zustand ist, dann sieht man heute noch, wie der entsprechende Tiertypus herauskommt. Aber der Mensch hat im Grunde genommen dadurch, daß er heruntergestiegen ist auf den physischen Plan, diesen Tiertypus überwunden."

Bildbesprechung

Bei Darstellung des Viergetiers ist auf den Versuch, die einzelnen Tiere >mit Augen vorn und hinten< zu begaben, verzichtet. Aber ein anderer Aspekt, der in Rudolf Steiners Vorträgen erst an späterer Stelle zur Sprache kommt, ist hier mit aufgegriffen. Im VI. Vortrag ist die Rede von der Entwicklungsstufe, auf welcher sich der Mensch in der ersten Periode der alten Atlantis befunden hat. Es wird geschildert, wie der Erdbewohner damals noch kein Ich-Bewußtsein besaß und überhaupt für die Erde und seinen irdischen Leib noch nicht recht erwacht war. Im Irdischen fühlte er sich noch nicht zu Hause. Viel mehr geborgen fühlte er sich zur Nachtzeit, welche ihm heller erschien als der Erdentag, da er noch die alte Hellsichtigkeit besaß. Tauchte er in die Seelen- und Geistessphären zur Nachtzeit unter, dann fühlte er sich getragen und zugehörig zu einer der vier Gruppenseelen, die >hellseherisch< so gesehen werden, wie sie in den vier Köpfen des Löwen, Ochsen, Adlers und Menschen in der Apokalypse geschildert sind. In irgendeine solche Gruppenseele hineinversetzt fühlte sich der Mensch. Und erst, wenn er in seinem Leibesschneckenhaus war, fühlte er, daß er etwas Eigene hatte. Denn daß der Mensch ein selbständiges Wesen wurde, das kam davon, daß er sich einschließen konnte in seinen Leib. Er mußte allerdings... damit bezahlen, daß sich nach und nach die geistige Welt für ihn verfinsterte, daß sie sich ganz und gar zurückzog; dafür aber wurde immer heller und klarer die Welt, die er unten sah, wenn er im physischen Leibe war. Damit dämmerte immer mehr und mehr in ihm auf, daß er ein Ich sei, daß er in sich selbst ein Selbstbewußtsein trage".-

Die vier großen Tiere tragen hier eingebettet in ihre Kraft und ihr Sphäre den Menschen: umhüllt vom flammenden Rot des Löwen, getragen von dem körperhaft sichtbaren Stier, in den Schwingen des scharfäugigen Adlers, und schon mit eigenem Haupteslicht herausragend aus jener Sphäre, die menschliches Antlitz hat.

19. Wer ist würdig, das Buch aufzutun?











20, Der Löwe Juda











21. Das erwürgte Lamm

Offenbarung 5,1

"Und ich sah in der rechten Hand des, der auf dem Stuhl saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.

Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?

Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen.

Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und zu lesen, noch hineinzusehen.

Und einer von den Ältesten spricht zu mir:

Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel.

Und ich sah... ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande."

Bildbesprechung

Johannes nimmt in der Hand des Thronenden ein Buch wahr, das mit sieben Siegeln verschlossen ist. Diese Siegel, so Rudolf Steiner, verschließen die Ergebnisse der sieben Kulturperioden. Wenn sie nicht gelöst werden, erkennt man den Sinn der Erdentwicklung nicht.

Johannes weint, weil niemand fähig ist, die Siegel zu brechen; aber einer der Ältesten tröstet ihn. Dieser Älteste sagt: "Siehe, es hat überwunden der Löwe." Johannes sagt: "Und ich sah ein Lamm." Der Löwe ist der Sieg-Aspekt des Christus, un>d das Lamm ist der Opfer-Aspekt des Christus.

Wir sehen auf dem Bilde den großen Engel, sehen links unten das erschütterte Antlitz des schauenden Johannes und den Ältesten, der die Einsicht in das Löwe-Lamm-Geheimnis hat. In der Mitte des Bildes - dunkel - der Löwe mit geöffnetem Maul, dessen Donnerruf in die Welt tönt. In ihn hineingebogen das erwürgte Lamm, nach rechts geneigt, von sieben Hörnern und Augen umzogen.

Der >Löwe< war ein Einweihungsrang in den alten Mysterien. Hatte jemand diesen vierten Grad erreicht, so war er ein Mensch, >dessen Bewußtsein sich nicht auf einen einzelnen Menschen, sondern auf einen ganzen Stamm erstreckte. So wurde der Christus Löwe aus dem Stamme Juda genannt< (Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes, GA96).

Christus hatte die Mission des Volkes Juda auf sich genommen und erfüllt; er hatte das >Ich des ganzen Stammes< in sich aufgenommen (siehe Kosmogonie, GA94).

Bildbesprechung

Erich Zimmer hat den Löwen Juda noch einmal für sich dargestellt.

Jetzt blickt uns das Antlitz wie ein hohes hierarchisches Wesen an. Es ist aus vier Sechsecken gebildet (!). Dunkle Augen sehen auf uns und blicken wieder weg. Die Mähne ist zu einem Lichtgefieder geworden, das in zwölf Pfauenaugen ausstrahlt.

Pfauenaugen malte man früher auf Engelsflügel, vor allem der höchsten Hierarchien, der Throne, Cherubim und Seraphim. Man drückte damit aus, daß solche Wesen mehr sehen und willen, als der Mensch.

Das Löwenantlitz ist wach nach allen Seiten, trägt sich völlig in sich selbst; es ist ein totales, ein Rundumbewußtsein. Ganz in der Fläche gehalten, taucht es aus dem Dunkel wie eine Imagination auf.

Christus hat sich nicht nur mit dem Ich des Stammes Juda vereint, sondern er ist das Ich der Gesamt-Menschheit. So steht er vor der geistigen Welt als der >Löwe der Erde<, als das kosmische Bewußtsein, das sich für die Entwicklung der Menschheit verantwortlich gemacht hat.

Bildbesprechung

Auch dem erwürgten Lamm, dem anderen Teil dieser Doppelheit, ist ein Sonderblatt gewidmet.Entstand der kosmische Löwe in der Farbe Grün, der Farbe der griechischen Epoche, in die das Christusereignis fiel, sozusagen als höchste Steigerung des >Löwen Juda<,so ist das geopferte Lamm weiß, in der Unschuldsfarbe. Dieses Opfer befreit die >sieben Geister Gottes im Menschen<, macht ihre volle Ausbildung möglich.So kann das Lamm auch die sieben Siegel lösen.

22. ANBETUNG DES LAMMES

Offenbarung 5,8-13

"Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Tiere und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm... und sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel, denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut...

Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Stuhl sitzt und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!"

Rudolf Steiner

"Sieben Siegel müssen gelöst werden von einem Buch. Welches ist dies Buch? Wo ist es? - Wir wollen uns klarmachen, was im Sinne der Schrift ein Buch, eine Bibel ist. Das Wort >Buch< kam in der Bibel nur an ganz wenigen Stellen vor...

Für das Alte Testament haben wir es für das Wort Buch mit einer Urkunde zu tun, in der die Geschlechter, die durch das Blut sich vererben, aufgezeichnet werden. In keinem anderen Sinne wird es da gebraucht, als daß die Geschlechter aufgezeichnet werden. Ebenso ist es nachher im ersten Evangelium angewandt für die Aufzeichnung von Geschlechterfolgen. Was also sich in der Zeit folgt, das ist in einem Buche aufgeschrieben. Nie ist mit Buch etwas anderes gemeint, als die Aufzeichnung dessen, was in der Zeit folgt, also ungefähr im Sinne von Chronik, Geschichte.

Das Lebensbuch, das jetzt angelegt wird in der Menschheit, in der von Kulturzeitraum zu Kulturzeitraum in dem Ich des Menschen eingeschrieben wird, was jeder Zeitraum gibt, - dieses Buch, das in die Seelen der Menschen geschrieben ist und das entsiegelt wird nach dem großen Krieg aller gegen alle, dies Buch ist auch hier in der Apokalypse gemeint. In diesem Buch werden sie stehen, die Eintragungen der Kulturzeiträume. So wie durch die Generationen die Eintragungen gemacht worden sind in die Geschlechtsregister der alten Bücher, so ist es auch hier, nur daß jetzt das eingetragen wird, was sich der Mensch geistig erwirbt.

Bildbesprechung

Die >Lobpreisung jeglicher Kreatur< ist das malerischste unter allen Blättern. Der schwarze Grund ist an den äußersten Rand verbannt, und die Bildfläche webt ungestört in eigenem Licht und eigener Farbigkeit. Eine Vielheit von Wesen, die da lobpreisen, drängt sich zusammen.

Oben ist das Lamm mit den sieben Hörnern und sieben Augen zu sehen.

Links neben ihm eine luftige Dreiheit: dunkler, abwärts schwingender Vogel, im ausgesparten Raum zwischen seinen Flügeln ein Schmetterling, über diesem ein heller, zum Lamm hingewendeter Vogel.

Ein hell-dunkler Hase, von einer Eiform umfangen, vermittelt mit einem hochgestellten und einem gesenkten Ohr zwischen Oben und Unten.

Das Viergetier: Stier, Löwe, Adler und Mensch dringt, jeweils von einer Lichtaura umzogen, diagonal bis in Bildmitte vor; das Menschenhaupt blickt direkt zum Lamm auf. Von der anderen Seite stufen sich drei große Antlitze heran, die wie höhere Kräfte das Viergetier zur Siebenheit ergänzen.

Am unteren Rande gibt die auf dem Rücken liegende Schlange die Impression nicht nur von Erde, sondern >dessen, was unter der Erde ist<. Ein heller und ein dunkler Fisch gewähren sich gegenseitig Formkontur. Von einem schmalen, antilopenhaften Tierkopf flammt ein hochverzweigtes Gehörn auf, in welches der Bart eines Alten hineinrieselt. Das Menschenhaupt befindet sich in der Mitte der vier elementarischen Sphären, die vom Luftigen absteigen zum Erdigen, und durch Wässriges und Feuriges wieder aufsteigen.

Die vier Reiter

23. Das weiße Pferd

Offenbarung 6.1 und 2

Und ich sah, daß das Lamm der Siegel eines auftat; und ich hörte eines der vier Tiere sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm!

Und ich sah - und siehe, ein weißes Pferd.

Und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und daß er siegte.

Rudolf Steiner

"Wer mit dem Blicke des Hellsehers die verschiedenen Tiere ansieht, der weiß genau, was wir dem einzelnen Tiere verdanken... Nun ist unsere ganze fünfte Menschheitsentwicklungsepoche eigentlich dazu da, um die Intelligenz, den Verstand und alles, was mit zu diesen zwei Fähigkeiten und Kräften gehört, zu entwickeln... Derjenige, der den Hellseherblick auf die Umwelt richtet, fragt: Welcher Tatsache verdanken wir, daß wir Menschen intelligent geworden sind? Welche Tiergestalt haben wir herausgesetzt, um intelligent zu werden? So sonderbar, so grotesk es erscheinen mag, so wahr ist es: wären um uns nicht die Tiere, die repräsentiert sind durch die Pferdenatur, der Mensch hätte sich niemals die Intelligenz aneignen können. Das fühlte noch der Mensch in früheren Zeiten. Alle die intimen Verhältnisse, die sich zwischen gewissen Menschenrassen und dem Pferde abspielen, rühren her... vom gewissen Gefühl dafür, was der Mensch diesem Tiere verdankt...

Wenn Sie bei Völkern, die noch nahe dem alten Hellsehen waren, bei den alten Germanen z.B., Umschau halten, wie sie Pferdeschädel vor ihren Häusern angebracht haben, so führt Sie das zurück auf dieses Bewußtsein: der Mensch ist hinausgewachsen über den unintelligenten Zustand dadurch, daß er diese Form abgesondert hat. Es ist ein tiefes Bewußtsein vorhanden dafür, daß die Erlangung der Klugheit damit zusammenhängt. Sie brauchen sich nur an Odysseus zu erinnern, an das hölzerne Pferd von Troja... Was sich so abgespielt hat in der Vorzeit, um zu unserer gegenwärtigen Menschheit zu führen, das wiederholt sich auf höherer Stufe in der Zukunft...

Für denjenigen Menschen, der an der Grenze zwischen dem astralischen und dem Devachanplan hellsehend wird, zeigt es sich, wie der Mensch immer mehr und mehr veredelt und ausbildet, was er der Absonderung der Pferdenatur verdankt. Die Spiritualisierung der Intelligenz wird er bewirken. Was heute bloßer Verstand, bloße Klugheit ist, wird der zur Weisheit, zur Spiritualität erheben nach dem großen Kriege aller gegen alle."

"Dadurch, daß den Mensch den indischen Zeitraum durchlebt hat in einer Stimmung, in der er absah von der physischen Welt und den Blick hinaufrichtete nach dem Geistigen, dadurch wird er in dem ersten Zeitraum nach dem Kriege aller gegen alle über das Physisch-Sinnliche siegen. Sieger wird der Mensch sein dadurch, daß er sich aneignet, was sich im ersten Zeitraum in seine Seele geschrieben hat."

Bildbesprechung

Bei den vier Reitern, die er jeweils einzeln gibt, wiederholt Erich Zimmer die Farben der ersten vier Briefe an die Gemeinden: Weiß, Rot, Schwarz und Hellgrün, denn auch jetzt handelt es sich um den Rückbezug auf die ersten vier Kulturepochen.

Die ur-indische Epoche wandte den Blick noch sehnsüchtig nach den Zeiten der Atlantis zurück, den Tagen, in denen noch Götter mit den Menschen gingen. Das Irdische berührte man eben gerade nur soviel, als es unbedingt sein mußte. Die eigentliche Heimat empfand man oben, im Geistigen; dort wollte man leben und sich halten. Man schwebte noch mehr über der Erde, als wirklich auf ihr zu gehen.

Dies alles prägt und charakterisiert hier das Bild des weißen Reiters.

Als Erich Zimmer dieses Blatt zeigte, sagte er etwas verunsichert und gleichsam entschuldigend: "Mein Bogen ist so geworden." Das Wort in der Bibel: er "hatte einen Bogen", ist früher immer so verstanden und dargestellt worden, daß dieser Reiter Pfeil und Bogen hat. Hier aber sitzt auf dem Pferd ein Reiter, dessen Bogen nicht als Waffe aufgefaßt ist, sondern als Ausdruck jener oberen Zone, welcher der Reiter mit geöffneten Armen und geweitetem Wesen noch ganz hingegeben ist. Nach unten, in die Erdregion, setzt das Pferd seine Beine mit größter Vorsicht. Es steht wie auf Zehenspitzen, und sein Kopf ist zurückgewendet.

24. Rotes Pferd

Offenbarung 6,3 und 4

Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm!

Und es ging heraus ein ander Pferd, das war rot.

Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und daß sie sich untereinander erwürgten; und ihm ward ein großes Schwert gegeben.

Rudolf Steiner

"Was sich im zweiten Kulturzeitraum herausstellte, die Überwindung der Materie durch die Urperser, diese Überwindung erscheint uns im zweiten Zeitraum nach dem Krieg aller gegen alle: das Schwert, das da bedeutet das Instrument zum Besiegen der äußeren Welt."

Bildbesprechung

Der rote Reiter stürmt licht-befeuert in die Dunkelheit. "Was nicht wert ist, mitzugehen im Aufstieg der Menschheit", wird er mutig bekämpfen. 

25. Schwarzes Pferd

Offenbarung 6,5 und 6

Und da es das dritte Siegel auftag, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm!

Und ich sah, und siehe ein schwarzes Pferd.

Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.

Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tu kein Leid.

Rudolf Steiner

"Was sich der Mensch angeeignet hat in der babylonisch-ägyptischen Kultur-Epoche, als er die Maße lernte, als er lernte, alles gerecht abzumessen, das tritt uns im nächsten Zeitraum nach dem großen Krieg aller gegen alle entgegen als dasjenige, was angezeigt wird durch die Waage."

"Hier wird im Bilde dargestellt ein Zukunftszustand der Menschheit... Das Ich arbeitet in den Astralleib, es läutert ihn. Der ungeläuterte Astralleib ist der, der alles begehrt, der nur sich kennt. Der geläuterte Astralleib, dem es selbstverständlich ist, daß alles mit der richtigen Waage verteilt wird, der ist dargestellt durch die Waage. Es wird sich in Zukunft ein Organ ausbilden, welches diesen Zustand ausdrückt. Dafür ist die Waage ein Bild - für das Organ, das dem Menschen aus den gerechten Taten der Gegenwart erwachsen wird."

(Vortrag 15.Mai 1907, München. Noch unveröffentlicht.)
BildbesprechungDas ganze Bild hält sich in der Waage: Das Pferd wird im Vorwärtsjagen gezügelt. Ein Moment zwischen Stillstand und Weiterstreben tritt ein. Ein Moment der Besinnung, des Auswiegens. Das Pferd will vorwärts, der Mensch blickt rückwärts. Er prüft die Waage. Die Überschneidung der Balken zeichnet ein helles Kreuz in seine Gestalt.Maß und Groschen - was die "Menschheit gelernt hat innerhalb des dritten Zeitraumes: diese Früchte werden hinübergetragen und entsiegelt".

26. Fahles Pferd

Offenbarung 6,7 und 8

Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tieres sagen: Komm!

Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd.

Und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach.

Und ihnen ward Macht gegeben zu töten das vierte Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.

Rudolf Steiner

"Und der vierte Zeitraum zeigt uns an - was zum Wichtigsten gehört - das, was der Mensch im vierten Zeitraum unseres Zyklus durch den Christus-Jesus und sein Erscheinen sich angeeignet hat: das geistige Leben, die Unsterblichkeit des Ich. Daß alles, was nicht zur Unsterblichkeit geeignet ist, was dem Tode geweiht ist, abfällt, das muß sich für diesen Zeitraum zeigen.

So kommt nacheinander alles das heraus, was sich in unseren Zeiträumen vorbereitet hat, und es kommt heraus dadurch, daß es uns durch das Symbolum angedeutet wird, das der Intelligenz entspricht."

"Und im vierten Zeitraum ist Christus-Jesus erschienen, um den Tod zu überwinden, und es zeigt sich die Offenbarung dieser Errungenschaft... siehe, ein fahl Pferd: all das fällt ab, verfällt in die Rasse des Bösen; was aber den Ruf gehört hat, was den Tod überwunden hat, macht das spirituelle Leben mit. Die das Ich-Bin und seinen Ruf verstanden haben, das sind diejenigen, die den Tod überwunden haben. Sie haben die Intelligenz spiritualisiert.

Und jetzt kann das, was sie geworden sind, nicht mehr durch das Pferd symbolisiert werden."

Bildbesprechung

Der fahle Reiter. Der Tod. Aber über ihm der Lichtbogen der Auferstehungskraft. Vierte Epoche, die Farbe der griechischen Zeit. Jetzt trennt sich, was verhärtet, verarmt, verknöchert sich nur an die Erde gebunden hat, von dem, was zu spiritueller Erhebung fähig ist. Das Pferd, die heruntergekommene Intelligenz, ist zu einem so abgewirtschafteten Klepper geworden, daß ihm nur noch der Tod bevorsteht.

Was sich aber der todüberwindenden Kraft verbunden hat als spiritualisierte Intelligenz, wird jetzt so leibfrei, daß das Symbolum des Pferdes weiterhin nicht mehr tauglich ist. Das Symbolum der "weißen Kleider" wird jetzt in den Vordergrund treten.

27. Seelen unter dem Altar

Offenbarung 6,9-11

Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten.

Und sie schrien mit großer Stimme und sprachen: Herr du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen.

Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruhten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch getötet werden gleich wie sie

Rudolf Steiner

"Ein neues Symbolum muß auftreten für diejenigen, die verstanden haben zu folgen dem Rufe des, der da hat die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne. Sie erscheinen jetzt unter dem Symbolum derer, die da mit weißen Kleidern angetan sind, die da die Hülle des unsterblichen, des ewigen geistigen Lebens angenommen haben.

Und weiter wird uns erzählt, wie herauskommt alles das, was hinaufgeht ins Gute, was hinuntergeht ins Böse: >...die auch noch sollten ertötet werden gleichwie sie...< der äußeren Gestalt nach ertötet werden und im Spirituellen wieder aufleben."

Bildbesprechung

Das fünfte Siegel. Die Bildfarbe entspricht dem Bild der fünften Kulturepoche. Sardes; Gegenwart; Zeitalter unter dem Zeichen der Fische.

Der Altar, unter dem sich die erwürgten Seelen befinden - weiß, wie das erwürgte Lamm - hat die Form eines Schiffes. Einer Arche vergleichbar, wird es die geretteten Seelen aufnehmen, die durch die läuternden Flammen gegangen sind; wird sie bewahren vor dem Untergang.

In einem noch unveröffentlichten Vortrag vom 15. Mai 1907 gibt Rudolf Steiner zu diesem fünften Siegel noch einen anderen Aspekt, indem er sagt, wenn eine Seele sich zum fünften Gliede hinaufentwickelt (das würde heißen, ihren Astralleib in Geistselbst umwandelt), wird sie als niedere Seele erwürgt. "Alles, was dem Menschen von Unreinem anhaftet, das wird abgetan durch das Symbol des Gewandes der Unschuld: Ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid." Fünf Fische steigen hier geläutert aus den Flammen.

28. Die schwarze Sonne

Offenbarung 6,12-17

"Und ich sah, daß es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut. Und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleichwie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er vom großen Winde bewegt wird.

Und der Himmel entwich wie ein eingewickeltes Buch, und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus ihren Örtern. Und die Könige auf Erden, und die Obersten, und die Reichen, und die Hauptleute, und die Gewaltigen, und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen, und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesichte des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes, denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?

Rudolf Steiner

"...Sonne und Mond erscheinen vor unserem geistigen Blick als dasjenige, was uns Menschen auferbaut hat. Symbolisch verschwindet der äußere physische Sonnenball... Heute tragen wir unsichtbar in uns jene Verwandlung, die wir mit Sonne und Mond vornehmen, wenn sich das Physische verwandelt in die geistigen Elemente. Wenn der hellseherische Blick sich in die Zukunft wendet, dann verschwindet in der Tat das Physische, und das Symbol der Spiritualisierung der Menschen tritt vor uns hin."

Bildbesprechung

Das Blatt zum sechsten Siegel hatte Erich Zimmer als unzureichend ausgeschieden. Um aber den Durchgang durch die Eröffnung der Siegel nicht unvollständig zu lassen, sei es dennoch eingefügt.

Unheimlich ist es, das Strahlengebilde der Sonne als schwarzes Loch zu sehen, den wie mit Blut gefüllten Mond - und in kreisenden Stürzen entfallen die Sterne ihren kosmischen Ordnungen.

Links angedeutet zwei Menschengestalten, die sich wie hinter Felsen zu verbergen trachten - der eine mit zurückgeworfenen Armen aufgerichtet, wie in Entsetzen emporschreiend, der andere zusammengekrümmt am Boden.

29. Die vier Winde und der Engel

Offenbarung 7,1-3

"Und danach sah ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf daß kein Wind über die Erde bliese noch über das Meer noch über irgend einen Baum.

Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde und das Meer; und er sprach: Beschädiget die Erde nicht noch das Meer noch die Bäume, bis daß wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen."

Rudolf Steiner

"Alles, was der Mensch vorbereitet hat durch die sieben Kulturzeiträume (denn seine Seele war verkörpert in den vergangenen Kulturen und wird es auch in den zukünftigen sein), alles das wird... hinüberleben über den großen Krieg aller gegen alle in das spirituelle Zeitalter hinein. In jedem Zeitalter nahm er auf, was aufzunehmen war. Denken Sie sich zurück mit Ihrer Seele, wie sie gelebt haben in der altindischen Kultur! Da haben Sie aufgenommen die wunderbaren Lehren von den heiligen Rishis; wenn Sie sie auch vergessen haben, später werden Sie sich erinnern. Und weiter sind Sie geschritten von einer Verkörperung zur anderen. Sie haben lernen können, was die persische, die ägyptische, die griechisch-römische Kultur ermöglichten. Das ist heute in der Seele darinnen; heute zeigt es sich im Antlitz noch nicht als äußerer Ausdruck...Was jetzt in Ihrer Seele schon arbeitet, wird sich in Ihrer Physiognomie zeigen... Heute vereinigen Sie das, was die sieben Geister Gottes geben und die sieben Sterne, mit dem Leben Ihrer Seele... In Ihren Antlitzen wird niemand es heute lesen und auch noch nicht in Jahrhunderten; aber nach jenem großen Krieg aller gegen alle, da wird es herauskommen..., an Ihrer Stirn wird es Ihnen geschrieben sein, was Sie sich jetzt erarbeitet haben, was jetzt Ihre Gedanken und Gefühle sind...Die Seele, die gehört hat den Ruf, den von Periode zu Periode das Christusprinzip hat ertönen lassen, sie wird hinüberleben in alles dasjenige, was in den Sendschreiben angedeutet ist. Sieben Zeiträume hindurch ist hineingelegt worden, was diese Zeiträume geben können... Siebenmal versiegelt ist sie (die Seele). Jeder Kulturzeitraum hat ihr ein Siegel angelegt... Sieben Siegel müssen gelöst werden.
Bildbesprechung

Die vier Windengel - grüne Wesenheiten - würden eigentlich die vier Ecken des Blattes besetzen, aber der große Lichtengel staut sie zurück, ruft ihnen Halt! zu. Der Windgeist unter seiner linken Hand ist ganz aufgeplustert vor Zurückstau, er ist rund und prall. Sein Auge ist nur noch ein kleiner Schlitz. Aus seiner Position geworfen, ist er ganz Betroffenheit über diesen plötzlichen Eingriff.


30. Eröffnung des siebenten Siegels, Engel mit Rauchfaß

Offenbarung, 8. Kap., 1-5

Und da es das siebente Siegel auftag, war eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde. 

Und ich sah die sieben Engel, die da stehen vor Gott, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.

Und ein anderer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein goldenes Rauchfaß; und ihm ward viel Rauchwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl.

Und der Rauch des Rauchwerkes vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott.

Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde. Und da geschahen Stimmen und Donner und Blitze und Erdbeben.

Bildbesprechung

Auf diesem letzten Blatt, dem Blatt zur Eröffnung des siebenten Siegels, zeigen sich links oben die Mündungen der sieben Posaunen; es zeigt sich das Donnerrollen und das Zucken von Blitzen. Der Engel mit dem Rauchfaß wendet sich zu uns um.

Man möchte fragen: Wo bleibt der Mensch in diesem Weltengewitter, wie kann er sich darin halten?

Unten in der Mitte lodert eine kleine rote Flamme.

Auf dem Blatt zum fünften Sendschreiben, Sardes, gab eine weiße Flamme das Bild des Ich. Auch hier dar die rote Flamme als Ausdruck des menschlichen Ich genommen werden.

Damit macht das Blatt in kurzer Chiffre deutlich: Auf das Ich des Menschen ist alles bezogen! Alle apokalyptischen Prüfungen und Segnungen, alle Gefahren und Rettungen. Seinetwegen spielt sich alles ab.

Man kann auch sagen: Im Ich des Menschen spielt sich alles ab.

Mit der Eröffnung des siebenten Siegels schließt die mehr imaginativ betonte Epoche der Apokalypse ab, und es beginnt mit den Posaunen ein mehr inspirativ betontes Kapitel.

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