Auf den Seiten 3e+f ist die Schrift von Hermann Beckh "Der Ursprung im Lichte" zu finden, auf den Seiten 8b+c die Schrift "Vom Geheimnis der Stoffeswelt - Alchymie".
Hier sei zu den vorangehenden 4- und 7-gliedrigen Aspekten (Quellbereiche) eine die Zahl 12 betreffende Betrachtung aus dem Buch 'Das Markus-Evangelium' hinzugefügt. Das Kapitel ist in dem noch erhältlichen Buch im Urachhaus-Verlag in seinem weiteren christologischen Zusammenhang nachzulesen. Der Verlag hat dem hier erfolgten Abdruck freundlicherweise zugestimmt.
Die Anmerkung "ME" im Text weist auf das Buch des Verfassers "Der kosmische Rhythmus im Markus-Evangelium" hin. Dieser Anhang steht in engem Zusammenhang mit einem Vortrag Rudolf Steiners 'Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'(GA124) und dem Kap. 3a-f Das individuelle Prinzip
Hermann Beckh: Das Wesen des kosmischen Rhythmus
aus der Einleitung zu "Der kosmische Rhythmus im Markus-Evangelium" 2.Kapitel S18
Um das Wesen des im Markus-Evangelium enthaltenen, in der folgenden Betrachtung im einzelnen aufzuzeigenden kosmischen Rhythmus zu verstehen, ist es nicht notwendig, sogleich zum Sternenhimmel aufzuschauen, in einseitiger Weise nur an Sternentatsachen und Sternkonstellationen dabei zu denken. In diesem Punkte gerade kann diese Darstellung einer schon erwähnten theologisch-astralmythologischen Richtung, die bei der Betrachtung der einzelnen Evangelien-Abschnitte fortwährend auf alle möglichen Details der Sternkarte Bezug nimmt, nicht folgen. Sie kann die oftmals sehr äußerliche Art, wie da in gewissen Schriften (von denen das 'Markus-Evangelium' von Arthur Drews am berühmtesten geworden ist) sozusagen alle möglichen Punkte der Evangelienerzählung über die Sternkarte hin verteilt werden, nicht mitmachen. Es soll damit keineswegs von vornherein in Abrede gestellt werden, ob es nicht in der Zukunft vielleicht auch einer wirklich spirituellen Betrachtung einmal noch gelingen könnte, solche weitreichende 'Sternentatsachen' in der Evangelienerzählung aufzufinden. Bis heute aber ist eine wirklich spirituelle Darstellung der fraglichen Tatsachen weder gefunden noch gegeben worden. Und die gegenwärtige Darstellung wird sich zunächst und im wesentlichen darauf beschränken, den zum Gang der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen in Beziehung stehenden Evangelien-Rhythmus, diesen aber nicht in der äußerlichen Art gewisser astralmythologischer Schriften, sondern in einem mehr geistigen Sinne aufzuzeigen.
Der hier gemeinte, in der Erzählung des Markus-Evangeliums enthaltene 'kosmische Rhythmus' ist eine geistige Tatsache, die in dem jährlichen Gang der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen nur gleichsam ihr äußeres Abbild in der 'Himmelsschrift' hat. (Über das Wesen einer solchen in Natur- und Himmelstatsachen enthaltenen 'großen Chiffre-Schrift' findet man schöne Sätze im Eingang der dichterischen Prosaschrift 'Die Lehrlinge zu Sais' des Novalis). Der geistigen Tatsache des kosmischen Rhythmus können wir uns im eigenen Leben wie im Miterleben des Jahreslaufes, in der Betrachtung der Menschengestalt und des geistigen Menschenwesens wie des Wesens der Töne und Tonarten unmittelbar bewußt werden. Auch dieses kann (wie in der Schrift 'Das geistige Wesen der Tonart' zu zeigen versucht wurde) wie eine Parallele desjenigen empfunden werden, was im Jahreslauf und Jahresrhythmus sich offenbart. Und dieser Rhythmus hat wiederum sein kleines Abbild in demjenigen des Tageslaufes, so wie er im 'platonischen Weltenjahr', in der rückläufigen Verschiebung des Frühlingspunktes durch alle zwölf Tierkreiszeichen im Laufe von 25920 Jahren, sein größeres kosmisches Gegenbild hat. Erst wenn wir in der Verschiedenheit der in Betracht kommenden Offenbarungsgebiete das Gemeinsame auffinden, dringen wir tiefer in das geistige Wesen des hier gemeinten kosmischen Rhythmus ein.
Gehen wir einmal vom Jahresrhythmus aus. Da erleben wir auch ohne daß wir zunächst nach Sternbildern und Tierkreiszeichen dabei ausschauen, deutlich die Sommer- und die Winter-Sonnenwende, die Frühlings- und die Herbst-Tag- und Nachtgleiche als die vier großen Eckpunkte dieses Rhythmus. Wir fixieren diese vier Eckpunkte nicht nur äußerlich, sondern wir können, wenn wir überhaupt vom geistigen Erleben des Jahres- und Naturlaufes noch eine Ahnung haben (Der religiöse Kultus ist in hervorragendem Maße geeignet, dieses durch den Fortgang des Materialismus im heutigen Menschheitsbewußtsein bedrohte, tief ins Unterbewußtsein hinuntergesunkenen Empfinden wieder zu erwecken) sie in einer sehr starken und deutlichen Art im Bewußtsein miterleben. Unser ganzes Weltempfinden und Innenleben ist, wenn wir darauf zu achten vermögen, ein sehr verschiedenes zu Weihnachten, zu Ostern, in der Johannis- und Michaeliszeit. Bis in physiologische Erscheinungen hinein läßt sich zeigen, wie unser Leben nicht nur mit dem Sonnen- sondern auch mit dem Mondenrhythmus innerlich verbunden ist. (Sensitive Naturen vermögen dergleichen ganz unmittelbar zu empfinden.) So ergibt sich, in Anlehnung an den Monatsrhythmus, die Dreiteilung der vier zwischen Sonnenwende und Tag- und Nachtgleiche liegenden Abschnitte von selbst (Gehen wir von dem in den vier Eckpunkten der Solstitien und Äquinoktien gegebenen Rhythmus aus, so werden wir finden, daß auch innerhalb der vier Abschnitte, also im Monatsrhythmus, der eigentliche Übergang nicht am ersten des Monats, sondern um den zwanzigsten, einundzwanzigsten herum sich vollzieht). Das Empfinden ist ein anderes in der Osterzeit, in der Blütenfülle der Maienzeit, in der Junizeit bis zur Sommer-Sonnenwende hin, ein anderes in der Novemberzeit, in der Vorweihnachts- (Advents-)zeit, in der Weihnachts- und Epiphaniaszeit. Wir brauchen noch immer nicht nach bestimmten (nicht ohne Sinn un d inneren Zusammenhang diese namentragenden) Sternbildern des Tierkreises den Blick zu wenden, um einen Sinn damit verbinden zu können, wenn gesagt wird, die Sonne (oder auch: unser irdischer Jahresrhythmus) stehe in der Zeit nach der Sommersonnenwende, wenn auf das Vorrücken der Punkte des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs in nördlicher Richtung wiederum das Zurückschreiten in südlicher Richtung folgt, im Zeichen des Krebses (weil die Sonne dann ihren Rückwärtsgang, ihren Krebsgang antritt, und auch gewisse Lebensempfindungen dabei wieder zurückgehen). Oder wenn davon die Rede ist, wie im Mai, in der Zeit des üppigsten Sprießens und Blühens in der Natur, die Sonne im Zeichen des Stieres steht, brauchen wir nicht an eine bestimmtes Sternbild, sondern wir können auch an die im Stier sich offenbarende zeugende Lebenskraft denken. Und wir können das mit dem Ersterben des Naturlebens in der Novemberzeit verbundene Zeichen des Skorpions einfach als die Macht empfinden, die dem Naturleben jetzt den Todesstich versetzt. Auch ohne nach dem Sternhimmel dabei auszuschauen, können wir den Skorpion in diesem Sinne als das Todeszeichen verstehen. Und wir können das die Herbst-Tag- und Nachtgleiche und Michaeliszeit beherrschende 'Zeichen der Wage', auch ohne dabei auf das gleichnamige Sternbild hinzublicken (für welches sich, infolge des 'Zurückschreitens der Nachtgleichen', sogar eine gewisse zeitliche Verschiebung ergeben hat) einfach als Ausdruck dafür empfinden, daß Tage und Nächte jetzt vorübergehend wieder gleich lang geworden, in die 'Wage' getreten sind. Wir können so den Rhythmus des Jahreslaufes uns in zwölf Monatsabschnitte gegliedert denken, in dieser Gliederung innerlich miterleben, und diesem Sinne von den zwölf Zeichen des Widders, Stieres, der Zwillinge, des Krebes, des Löwen, der Jungfrau, der Wage, des Skorpions, des Schützen, Steinbocks, Wassermanns und der Fische sprechen, ohne uns zunächst um die gleichnamigen Sternbilder zu kümmern (die heute mit den hier gemeinten 'Zeichen' aus dem angegebenen astronomischen Grunde gar nicht mehr ohne weiteres zusammenfallen). Wir erleben dann einfach den Widder als das 'Aufleuchten des Jahres' in der Osterzeit, den Stier als die Maienzeit mit ihrer Blütenfülle, die Zwilling als die Zeit gegen Sommersonnenwende hin, Krebs als die erste Zeit nachher, den Löwen als den Wärmehöhepunkt des Sommers (Augustzeit), die Jungfrau als das Scheiden des Sommers, das Stillerwerden des Lichtes in den Septembertagen, Wage als die Michaeliszeit (deren Beginn heute, astronomisch gesehen, noch in die Jungfrau fiele), Skorpion als das Sterben des Naturlebens im November, Schütze als die Adventszeit, Steinbock als die Weihnachts- und Nachweihnachtszeit, Wassermann als die erst zarte Frühlingsahnung im Februar, die Fische als den eigentlichen Vorfrühling.
Einfach und naheliegend ist die entsprechende Anwendung dieses zunächst im Jahreslaufe gefundenen Rhythmus auf den Tageslauf. Wie zum Widder als zum Zeichen des aufgehenden Lichtes im Jahreslaufe die Osterzeit (Der Frühlingspunkt selbst, die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, liegt heute, astronomisch betrachtet, in den Fischen, und der Widder wird erst etwas später im Fortgang der Osterzeit erreicht. In der Christus-Ära, im 'vierten Kulturzeitraum' - heute stehen wir im fünften - fiel er noch in den Widder), gehört dazu im Tageslaufe der Sonnenaufgang und die Stunde - genauer: der doppelstündige Zeitraum - nach Sonnenaufgang, der in den Zwillingen im Jahreslauf erreichten Sommersonnenwende entspricht im Tageslauf die Mittagsstunde (darum kann man die Zwillinge als das Zeichen des 'großen Mittags' ansehen), dem jährlichen Rückgang im Krebs, der ersten Abnahme des Lichtes nach der Sommersonnenwende entspricht im Tageslauf der Beginn des Nachmittags, der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche im Zeichen der Wage entspricht im Tageslaufe die Abendstunde, Sonnenuntergang; wie dem Sommer der Tag, entspricht dem Winter die Nacht, der zur Winterwende hinführenden Adventszeit (Schütze) entspricht das Erreichen der Mitternacht, der Weihnachtszeit als der auf die Winterwende folgenden Zeit des Jahres (Wendezeichen des Steinbocks) entspricht im Tageslauf die Stunde nach Mitternacht, dem Vorfrühlingszeichen der Fische entspricht im Tageslauf die frühe Morgenstunde, die Stunde 'vor Sonnenaufgang'.
< Wie im Jahres- und Tagesrhythmus kann auch im Kreise der - im 'temperierten System sich ergebenden - zwölf Tonarten von einer Tag- und Nachtseite gesprochen werden<. den helleren Kreuztonarten als den gleichsam 'oberen' Tonarten stellen sich die dunkleren B-Tonarten als die 'unteren' gegenüber. Dem 'Aufgang im Licht' im Widder entspricht dann musikalisch der Übergang von den unteren in die oberen Tonarten bei C-Dur (vgl. den ausdrucksvollen C-Dur-Übergang bei 'Es werde Licht' in Haydns 'Schöpfung'). Dem Erreichen der Lichteshöhe und Mittagshöhe in den Zwillingen entspricht dann musikalisch D-Dur, der ersten Abnahme im Krebs A-Dur, der in der Wage sich vollziehende Übergang von der Tag- zur Nachtseite (Herbstgleiche, Sonnenuntergang) wäre musikalisch in der C-Dur gegenüberliegenden Tonart Fis-Dur bzw. Ges-Dur zu suchen; die in Chopins 'Nocturnes' so beliebten und ausdrucksvollen Tonarten Des-Dur und As-Dur führen dann, wie im Tierkreis die 'Todeszeichen' Skorpion und Schütze, immer tiefer hinein die die 'Nacht' (deren Finsternis durch die entsprechenden düsteren Moll-Tonarten B-Moll und F-Moll am stärksten zum Ausdruck gebracht wird), dem Wende-Zeichen des Steinbocks, der Lichteszunahme nach der Winterwende und Mitternacht entspräche musikalisch Es-Dur; in B-Dur sehen wir, entsprechend der Zeit, wo die Sonne im Wassermann steht, die Helligkeit fortschreiten; in der den Übergang zur Tagseite vorbereitenden Tonart F-Dur (Zeichen der Fische) liegt dann schon das eigentliche Hellwerden, wie es im Tageslaufe die Stunde vor Sonnenaufgang, im Jahreslaufe der erste Frühling, die Zeit vor Ostern bringt. - Die taghelle Welt der 'Meistersinger' liegt vorzugsweise in den oberen, das 'dunkel-nächtige Land' von 'Tristan und Isolde' in den unteren Tonarten (As-Dur). (Die Erkenntnis des geistigen Wesens des hier überall gemeinten 'kosmischen Rhythmus' wird sehr gefördert, wenn es gelingt, den zunächst im äußeren Naturgeschehen erlebten Zeitenrhythmen auch im Musikalischen, in der Welt der Töne, die ja etwas Außerräumliches, dem Zeitlichen Zugeordnetes ist, zu finden. Doch setzt das hier Gemeinte außer allgemeinem musikalischem Empfinden ein gewisses 'Tonarten-Empfinden' voraus. Wer hier nicht folgen kann, lasse diese für das Verständnis des Ganzen nicht unbedingt wesentlichen Dinge auf sich beruhen. Wer die Wege des Verständnisses sucht, findet in der Schrift des Verfassers 'Das geistige Wesen der Tonart' nähere Angaben.
Hermann Beckh, Tonarten-Tierkreis
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Von der Welt des Zeitlichen und Musikalischen wenden wir uns zu der des Räumlichen und Räumlich-Gestalteten. Da offenbart sich für eine tiefere geistige Betrachtung der schöpferische Rhythmus des Weltenwerdens vor allem in derjenigen Gestalt, die selber wie eine Zusammenfassung der ganzen Weltenschöpfung und ihrer Geheimnisse als 'Krone der Schöpfung' vor uns steht, in derjenigen Gestalt, die der hier gemeinten Betrachtungsweise al die 'kleine Welt' in der großen, als 'Mikrokosmos' im Makrokosmos erscheint, in der Menschengestalt. (Über das einzelne siehe Rudolf Steiner 'Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie).
In der 'großen Welt', im Makrokosmos - so findet geistige Betrachtung - leben die schöpferischen Wesenheiten, die, im Reigen des großen kosmischen Rhythmus einander ablösend, durch Äonen des Weltgeschehens hindurch ihre Kräfte in das Irdische haben hereinstrahlen lassen. Aus diesen wir aus zwölf Regionen des Raumes hereinstrahlenden Kräften hat sich durch mannigfaltige Metamorphosen hindurch die heutige Menschheit gestaltet. Und nennt man die Kräfte, die besonders in der Gestaltung des menschlichen Hauptes gewirkt haben, diejenigen des Widders (das heißt nicht: irgendein übersinnlicher 'Widder' schafft am menschlichen Haupte, sondern: diejenigen geistigen Wesenheiten, die an der Konfiguration des menschlichen Hauptes vor allem tätig sind, lassen ihre Kräfte aus derjenigen Sphäre des Kosmos hereinstrahlen, die heute astronomisch durch das Sternbild des Widders fixiert wird). Im 'Widder', so können wir auch sagen, richtet sich die menschliche Gestalt zum Himmel auf, da wendet sie sich mit der S t i r n e empor zu den S t e r n e n , da entwickelt sie das Licht des Auges und die Kraft des Gedankens. Es ist dasselbe Zeichen, wo wir im Jahreslaufe und im Tageslaufe das Licht aufgehen sehen, dasselbe, wo wir im 'Tonarten-Kreis' die helle, gedankenklare C-Dur-Tonart finden. Wie im Jahreslauf Ostern und Michaelis, im Tageslauf Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, im Tonartenkreis C-Dur und Fis-Dur-Ges-Dur (Aufstieg zu den Kreuztonarten und Abstieg zu den B-Tonarten) in einer gewissen Wechselbeziehung stehen, so finden wir diese Beziehung von Zeichen und Gegenzeichen, Widder und Wage, auch an der Menschengestalt: im Haupte, im Widder, richtet sich der Mensch zum Himmel auf, in den Hüften, (die wirklich dem Tierkreiszeichen der Wage entsprechen) hält er die Wage, das Gleichgewicht. Auch an der Menschengestalt kann man sich das Wesen der 'Wage' veranschaulichen, ohne zunächst irgendein Sternbild des Tierkreises dabei ins Auge zu fassen. In 'Widder' und 'Wage', so können wir auch sagen, stellt sich der Mensch im rechten Gleichgewicht in die Erdenkräfte hinein. diese Konstellation steht vor allem in einer Beziehung zur Erdeninkarnation des Menschen. Haben wir diesen Gesichtspunkt einmal gefunden, so wird er uns auch zu einem Schlüssel für das Evangelienverständnis. für den kosmischen Rhythmus im Markus-Evangelium, wenn wir finden, wie im Widder bzw. in der Konstellation Widder-Wage, der Christus sich aktiv in die Erdenkräfte hineinstellt oder sich in diesen Kräften behauptet. Oder - wie dies bei den Besessenenheilungen der Fall ist, andern zu einem richtigen Sich-Hineinstellen in die Erdenkräfte verhilft. Wir können auch ohne daß wir dabei zunächst zum Sternhimmel emporschauen, am Evangelium den klarsten und deutlichsten Begriff vom Wesen der Konstellation Widder-Wage uns bilden: an der Gestalt des Menschen, der vor uns steht, bringen wir uns das geistige Wesen der Konstellation Widder-Wage zum Bewußtsein, und wir finden es im Rhythmus der Evangelienerzählung dann wieder im Bilde des sich in die Erdenkräfte hineinstellenden Menschheits-Repräsentanten: des Christus-Jesus.
< Im 'übersinnlichen Organismus' des Menschen, wie er in dem Buche 'Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten' von Rudolf Steiner beschrieben ist, findet man in der Region des Widders, in Augenhöhe (im 'Zwischenbrauenkreis') das Organ der 'zweiblättrigen Lotusblume', von der Strahlen ausgehen, durch die sich der Mensch als Ich erlebt und dieses Ich mit Wesenheiten der geistigen Welt in Verbindung setzt. (Wer mit der hier gemeinten Darstellung - die sich ähnlich auch in indischen Yoga-Dokumenten findet - noch nicht bekannt ist, möge diesen Abschnitt - ähnlich wie vorher den Hinweis auf die Tonarten - zunächst unberücksichtigt lassen. Für das Evangelienverständnis ist er vorläufig nicht unerläßlich, wenn auch die fortschreitende Betrachtung immer mehr Gesichtspunkte ergeben wird, die auch hier Zusammenhänge erkennen lassen>. Die menschlichen Sinne überhaupt haben eine Beziehung zu den die menschliche Gestalt beherrschenden Tierkreiskräften. Nur wird dann über die landläufigen 'fünf Sinne' hinausgeschritten zu dem, was Rudolf Steiner im Anhang des Buches 'Von Seelenrätseln' über die 'zwölf Sinne' des Menschen entwickelt. Im Sinne dieser Gliederung ordnet sich zur Region des Widders, der in Augen- und Stirnhöhe wirkenden Haupteskräfte der 'Ichsinn' des Menschen (unter dem Rudolf Steiner den Sinn für die Wahrnehmung des Ich im andern Menschen versteht).<
Wie durch die aus der Region de Widders wirkenden Weltenkräfte die in Augen- und Stirnhöhe liegenden Haupteskräfte, so sind aus der Region des Stieres die Kräfte des Kehlkopfes, die Sprachkräfte gestaltet. Zum Tierkreiszeichen des Stieres, so können wi sagen, gehört das W o r t (dem unter den 'zwölf Sinnen' im Sinne der Anthroposphie der 'Denksinn' sich zuordnet), das Wort im schöpferisch-johanneischen Sinn, der Logos. Da, wo wir im Jahresrhythmus die Zeit des üppigsten Blühens und Sprießens, Wachsens und Werdens erleben, offenbart sich das schöpferische Weltenwort. Wir werden es natürlich finden, wenn in den für dieses Zeichen in Betracht kommenden Abschnitten des Evangeliums einfach das 'Wort' den entscheidenden Inhalt bildet. Es sind die Abschnitte vor allem, wo das lebendige Wort des Christus mit dem erstorbenen Worte, der toten Menschensatzung der Pharisäer und Schriftgelehrten sich auseinandersetzt, oder wo aus der lebendigen Kraft des göttlichen Wortes die Krankenheilungen geschehen. Auch der bedeutungsvolle Abschnitt, wo in der Johannes-Einweihung die Kräfte des Wortes auf den großen Christus-Träger übergehen, steht in diesem Zeichen. (Zu zeigen, wieso und inwiefern dieses alles der Fall ist, obliegt der späteren Betrachtung der Evangelienerzählung in ihren Einzelheiten.)
Das Gegenzeichen des Stieres (d.h. das in der kreisförmigen Anordnung der zwölf Zeichen ihm gegenüberliegende) ist der (heute zum Todeszeichen gewordene) Skorpion. Der im Naturleben anschauliche Zusammenhang zwischen Der Zeit des üppigsten Blühens und Sprießens, dem Höhepunkt des Liebeslebens der Natur im Mai und ihre Absterbens im November offenbart sich auch an der menschlichen Gestalt. Den im Stier, in der Region des Kehlkopfes wirkenden Sprachkräften stehen da im Skorpion die Sexualkräfte gegenüber. Den Zusammenhang zwischen Sprach- und Sexualkräften kennt auch die gewöhnliche Physiologie - man denke an den Stimmwechsel in der männlichen Geschlechtsreife -, und für eine geistige Betrachtung, die auf die schöpferische und entwicklungsmäßige Zukunftsbedeutung der Worteskräfte hinblickt, ergeben sich noch tiefere Seiten dieses Zusammenhangs. In dieser Region, die einst als 'Adler' der Ursprung des Sonnenlebens war (Siehe Rudolf Steiners 'Geheimwisenschaft' sowie den Düsseldorfer Zyklus Nr. 7 'Von geistigen Hierarchien'), sind die Mächte des Sündenfalls an das Menschenwesen herangekommen. Der Adler ist zum Todesstachel geworden. Auch die von Plutarch mitgeteilte ägyptische Irissage erzählt, wie der sonnenhelle Osiris vom finstern Bruder in der Zeit getötet wird, wo die Sonne im Skorpion steht. Uralte Menschheitserinnerungen leben in diesen Sagen. Höchste Geheimnisse des Lebens und des Todes sind in dieser Region beschlossen, und ein hauptsächliches Geheimnis der im Markus-Evangelium dargestellten christlichen Johannes-Einweihung liegt gerade an diesem Punkte. Im Zeichen des Skorpions, wo die andern in ihre Krisis kommen, den Todesmächten und Kräften des bewußtseinsraubenden Todesstachels erliegen, wird Johannes zum Überwinder der Todesmächte. Er wird der Wiedergewinner und Wiederbeleber des verlorenen Schöpferwortes, der den Skorpion wieder in den Sonnenadler verwandelt. Diese ist, wie die Betrachtung im einzelnen noch deutlicher ergeben wird, ein wesentlich entscheidender Punkt in der Erzählung des Markus-Evangeliums.
In den 'Zwillingen' ordnet sich die menschliche Gestalt an den Schultern, im Ansatz der Oberarme, in ihre Zweiheit. (In der Gliederung der 'zwölf Sinne' finden wir hier den 'Wortsinn'.) Das Gegenzeichen, der Schütze, steht an dem Punkte, wo sich diese Gliederung in die Zweiheit am untern Menschen bei den Oberschenkeln ergibt. (In der Gliederung der 'zwölf Sinne' finden wir hier den Gleichgewichtsinn'.) Im Evangelium stehen hier, in den Zwillingen, die Stellen, wo Christus die Zwölfe um sich ordnet, wo die Initiation der Jünger beginnt, das Worterleben der Inspiration in ihnen vorbereitet wird. Es zeigt sich, wie an diesen Stellen immer die 'Söhne des Zebedäus', Jakobus und Johannes, als die 'himmlischen Zwillinge' in besonderer Weise hervortreten. Im übrigen werden tiefere Zusammenhänge gerade dieses Zeichens noch offenbar werden, wenn - was im nächsten Abschnitt geschehen soll - auf die Sternbilder selbst, auf die Offenbarung der zwölf Weltenkräfte in der 'Himmelsschrift' hingeblickt wird. Zwillinge und Schütze, die im Jahres- und Tages-Rhythmus den 'großen Mittag' und die 'tiefe Mitternacht' repräsentieren, haben auch im Evangelium eine entsprechende Bedeutung. Im Zeichen des Schützen (in dem wir z.B. die Verklärung, wie dann den Tod auf Golgatha finden) tritt das Todeserlebnis in seiner Bedeutung für die christliche Initiation in besonderer Weise in den Vordergrund.
Dem Höhenzeichen der Zwillinge folgt das Abstiegs- und Wendezeichen des Krebses, so wie im Jahresrhythmus der Sommersonnenwende der Abstieg des Jahres folgt, wenn die Sonne ihren Rückwärtsgang, ihren Krebsgang antritt. An der menschlichen Gestalt werden wir hier zu den Rippen, zum Brustpanzer geführt. Da wo in der alttestamentlichen Erzählung der Genesis im Bilde der Erschaffung Evas aus der Rippe Adams auf einen Bewußtseins-Abstieg der paradiesischen Menschheit hingedeutet wird, können wir zum erstenmal den entwicklungsgeschichtlichen Sin dieses Zeichens ahnen, das dann vor allem in der Johannes-Einweihung (die sich in ihm vollendet) eine so tief bedeutungsvolle Rolle spielt. (Die reichen und mannigfaltigen Einzelheiten müssen der späteren Darstellung des Evangeliums vorbehalten bleiben.) Erinnert sei hier daran, wie Rudolf Steiner in dem Berliner Zyklus 'Der menschliche und der kosmische Gedanke' die zwölf Himmelszeichen auch wiederfindet in zwölf Weltanschauungsrichtungen (woraus dann durch Verbindung mit anderen Gesichtspunkten die ganze Mannigfaltigkeit möglicher Weltanschauungen in geistvoller Weise abgeleitet wird). Mit dem Zeichen des Krebses verbindet sich da in dieser Darstellung die Weltanschauung des Materialismus, das sinnlichkeitgebundene Denken. Kräfte, die den Menschen in die Sinnlichkeit und Erdgebundenheit hineinführen, walten in dem 'mütterlichen', auch die Mutterbrust beherrschenden Zeichen des Krebses (man beachte den Zusammenhang von mater 'die Mutter' und 'Materie'), Kräfte, die dann in der johanneischen 'Verwandlung der Erde' in Kräfte höherer Art, in Auferstehungskräfte umgewandelt werden. Das Zeichen des Krebses hat im Evangelium eine besondere Beziehung zum Jünger Johannes, dem Christus-Eingeweihten, so wie das Gegenzeichen des Steinbocks zu Johannes dem Täufer. An der menschlichen Gestalt entsprechen dem 'Steinbock' die Knie, unter den 'zwölf Sinnen' der 'Bewegungssinn'. Wie im Jahresrhythmus Krebs und Steinbock als Sommersonnenwende und Wintersonnenwende aufeinander hingeordnet sind, eine wechselseitige Umkehrung darstellen, so besteht ein ähnliches Verhältnis auch im Evangelium.
Im 'Löwen' schlagen die Kräfte des menschlichen Herzens. (Die 'Geheimwissenschaft' Rudolf Steiners zeigt, wie auch das Weltenherz (bzw. das Herz des Erdplaneten auf seiner 'Saturnstufe') im Löwen zu schlagen beginnt, und in derselben Region auch wieder zu schlagen aufhört. Mittelalterliche Physiologie spricht vom Herzen als dem 'primum vivens, ultimum moriens' ('was als erstes lebt, und als letztes stirbt'). Auch im Evangelium ist der Löwe dasjenige Zeichen, das den Rhythmus der andern von innen heraus beherrscht und regelt, und darum von Markus anders als die übrigen, in einer mehr esoterischen Weise behandelt wird. Das Nähere darüber wird die Einzeldarstellung zu bringen haben. Das Gegenzeichen des Löwen ist der 'Wassermann', dem an der menschlichen Gestalt die Unterschenkel entsprechen. Der Gegensatz von Wassermann und Löwe steht im Evangelium in einer bedeutsamen Beziehung zu demjenigen von Wassertaufe einerseits, Feuer- und Geisttaufe andererseits. Auch im Johannes-Evangelium, in der Geschichte der Verwandlung von 'Wasser des Ätherischen' in 'Wein des Ich' bei der 'Hochzeit zu Kana', können wior den Gegensatz dieser beiden erkennen. Unter den 'zwölf Sinnen' entspricht dem 'Löwen' der 'Wärmesinn', dem 'Wassermann' der 'Lebenssinn'.
In die tieferen, unter dem Herzen liegenden Regionen führt das auf den 'Löwen' folgende Zeichen der Jungfrau, dem an der menschlichen Gestalt Magengrube und Sonnengeflecht entsprechen, jene Gebiete, in denen zarte, intime Kräfte des Unbewußten und Unterbewußten walten, die wir aber bei besonders dafür veranlagten Persönlichkeiten wie zu einer Art Sehsinn entwickelt finden (Vgl. Justinus Kerner 'Die Seherin von Prevorst'.) Die Betrachtung der 'zwölf Sinne' im Sinne Rudolf Steiners findet gerade bei diesem ätherisch-jungfräulichen Zeichen den 'Sehsinn' (während sie bei dem in Augenhöhe liegenden 'Widder' den 'Ichsinn' feststellt). Es sind das Gesichtspunkte bedeutsamer Art, die vielleicht nicht sofort einleuchten, aber bei tieferer Betrachtung immer verständlicher werden können. Es kann das Sehen als der vor allen andern 'jungfräuliche' Sinn empfunden werden. Auch da, wo im Evangelium die 'Jungfrau' zum erstenmal erscheint, handelt es sich darum daß der Christus Kräfte des geistigen Schauens in den Jüngern erwecken will. Ätherisch-jungfräuliche Kräfte des 'Lebensbrotes' sind es, die im Zeichen der Jungfrau immer dargereicht werden. Es gehört diese Zeichen der Jungfrau mit dem Gegenzeichen der Fische zu der im Evangelium besonders wichtigen 'Abendmahlskonstellation'. Auf das in den beiden großen Speisungswundern anklingende Geheimnis von 'Brot und Fischen' sei damit schon an dieser Stelle leise hingedeutet.
Die 'Fische' erscheinen an der menschlichen Gestalt als die Füße, durch die sich der Mensch mit der Erde und den Erdenkräften vor allem in Verbindung setzt. In der Gliederung der 'zwölf Sinne' ordnet sich ihnen der 'Tastsinn', das Gefühl zu. Auch hier leben, wie in der Jungfrau, Kräfte eines zarten Unbewußten oder Unterbewußten, die aber in der mit der 'Fußwaschung' beginnenden christlichen Einweihung zu Kräften höherer Art umgewandelt werden. Okkulte Betrachtung, die das Geheimnis des Menschenwerdens im Zusammenhange mit dem Weltenwerden ins Auge faßt (vgl. über diese Dinge außer der 'Geheimwisenschaft' vor allem Rudolf Steiners beide Zyklen über das Johannesevangelium Hamburg 1908 und Kassel 1909), findet, wie in den Fischen - in einer Zeit, wo im Rhythmus des großen Weltenjahres die Sonne ihren Frühlingspunkt in den Fischen hatte, wo sie ihn ja auch heute wieder hat -, die noch von Sonnenkräften durchstrahlte ätherische Menschenform zuerst die physischen Erdenkräfte berührt. Sonne und Erde, bis dahin noch verbunden, begannen sich zu trennen, und die den Fischen zugeordneten Füße sind gleichsam der Teil, der noch die Erinnerung an die einstige Berührung von Erde und Sonne und die mit der Sonne verbunden gebliebenen Christuskräfte in sich trägt. Diese Christuskräfte, die sich damals, im Zeichen der Fische, von der Erde trennten, vereinigen sich mit ihr wieder in demselben Zeichen in der Jordantaufe. Das führt dann auf den Anfang des Markus-Evangeliums und des sich in ihm offenbarenden kosmischen Rhythmus. Schon in altkirchlichen Zeiten hat man das Geheimnis des Christus immer mit demjenigen der Fische in Zusammenhang gebracht. Das griechische Wort ----- (das in so eigenartiger Weise die Laute des deutschen 'Ich' in sich trägt) hat man als ----- (Jesus Christus Gottessohn Seligmacher) gedeutet. Dahinter verbergen sich die angedeuteten tieferen Zusammenhänge der 'Geheimwissenschaft'.
Wie in der 'Jungfrau' die mehr natürlichen Kräfte des 'Ätherischen, des Lebensbrotes, so leben in den Fischen diejenigen des durch das Geistige, das Ich, den Christus umgewandelten Ätherischen. (Wir denken dabei wieder an die Evangelien-Erzählung von Brot und Fischen). Für dieses umgewandelte Ätherische höherer Art hat Rudolf Steiner in dem Buche 'Theosophie' den Ausdruck 'Lebensgeist' geprägt (in der indischen Theosophie sprach man von 'Buddhi'). (Das führt uns auf noch einen für die Evangelienbetrachtung gleichfalls wichtigen Gesichtspunkt, der angibt, wie sich die 'zwölf Zeichen' nicht nur zu den zwölf Teilen der menschlichen Gestalt, sondern auch zu den 'Gliedern des geistigen Menschenwesens' ordnen (im Sinne der anthroposophischen Gliederung). Es ist dabei von vornherein zu bedenken, daß solche Gesichtspunkte nicht im landläufigen Sinne 'bewiesen' werden können, daß es sich auch nicht darum handelt, sie irgendwie dogmatisch aufzunehmen, sondern nur darum, vorurteilslos zu prüfen, inwiefern ein brauchbarer Schlüssel zur Aufschließung von Lebensgeheimnissen und Weltengeheimnissen darin enthalten ist. Man findet den hier gemeinten Rhythmus, wenn man nicht in der gewöhnlichen Folge von Zeichen zu Zeichen geht, sondern von fünf zu fünf (d.h. vom ersten zum sechsten, dann zum elften, von da zum vierten, neunten usw.). Wie dann zum Widder der physische Leib, ordnet sich zur Jungfrau der ätherische, zum Wassermann der astralische Leib, Krebs, Schütze, Stier ordnen sich zu den Kräften der Empfindungs-Verstandes-, Bewußtseins-Seele (Zur Erklärung dieser heute nicht überall geläufigen Ausdrücke muß auf die Bücher von Rudolf Steiner 'Theoosophie' und 'Geheimwissenschaft' verwiesen werden). Es läßt sich gut verstehen, wie z.B. dem Krebs als dem die Sinnlichkeit und Eingeschlossenheit in das Sinnensein bedingenden Zeichen die der Sinnenseite des Daseins zugewendete 'Empfindungsseele' entspricht, dem Logos-Zeichen des Stiers die mehr geistige 'Bewußtseins-Seele'. In der Wage - das ist ein auch für die Evangelienerklärung wichtiger Gesichtspunkt, beginnt dann die höhere Entwicklung des Menschen, seine Erziehung zum 'Geistselbst' (so nennt Rudolf Steiner das vom Ich aus geläuterte und umgewandelte Seelisch-Astralische, die indische Theosophie nennt es Manas). Wie Manas, Geistselbst, zum Zeichen der Wage, so gehört Buddhi, Lebensgeist, zu dem um fünf weiter liegenden Zeichen der Fische. Im Löwen offenbart sich dann Atma, der Geistesmensch, der das Irdisch-Physische bis ins Blut hinein verwandelt und vergeistigt, an Stelle der Wassertaufe die Feuer- und Blutstaufe setzt (ein für die Evangelienerklärung und das Verständnis der Johannes-Einweihung wichtiger Gesichtspunkt). Die drei noch darüber hinausliegenden Zeichen des Steinbocks, der Zwillinge und des Skorpion-Adlers führen über das unmittelbare Menschenwesen hinaus in noch höhere Stufen der christlichen Einweihung, hinein in die Gebiete der höheren Trinität, des Geistes, des Sohnes, des Vaters. Man mag alle diese Dinge vorläufig auf sich beruhen lassen. Im Laufe der Evangelienbetrachtung erlangen sie immer mehr ihre Bedeutung und Wichtigkeit.)
Die Beziehung von Zeichen und Gegenzeichen, die namentlich bei Hinordnung der menschlichen Gestalt zum Tierkreis überall ins Auge fällt, ist auch für die Evangelienerklärung wichtig. Überall zeigt sich, wie, wenn der Evangelien-Rhythmus bei irgendeinem bestimmten Zeichen angelangt ist, auch das gegenüberliegende Zeichen dabei mitschwingt und mitklingt. Wie in den Speisungsgeschichten die Abendmahlskonstellation Fische-Jungfrau (so daß, in jeweils verschiedener Bedeutung, bald das eine, bald das andere Zeichen mehr betont ist) hervortritt, so bei den Hauptpunkten der Initiation die ihr eng verbundene Konstellation Zwillinge-Schütze. Ebenso findet man eine Zusammengehörigkeit von Widder-Wage und Krebs-Steinbock. Wie bei den vorigen Zeichen immer irgendwie das Ätherische der Lebenskräfte hereinkommt, so bei den letztgenannten Zeichen das Physische, die Erdenkräfte. In ähnlicher Weise ist dann noch die Zusammengehörigkeit von Skorpion-Stier, Wassermann-Löwe zu erkennen. Man wird finden können, daß dasjenige, was sich dort offenbart, eine Beziehung zu den Kräften des Seelisch-Astralischen hat. (Man kann weiter erkennen, wie sich in diesem Gesichtspunkt eine Gliederung der zwölf Zeichen in drei Kreuze ergeben hat, die man die des Ätherischen, des Physischen, des Astralischen nennen kann. Dem Physischen entsprechen in einem gewissen Sinne die Kräfte des Vaters, dem Astralischen die des Geistes, dem Ätherischen die des Sohnes, und man wird das die Abendmahlskonstellation in sich tragende 'Kreuz de Ätherischen;' als das Christuskreuz im engeren Sinne bezeichnen können. Es trägt, wie in seinem Querbalken (Fische-Jungfrau) die Abendmahlskonstellation, so in seinem Längsbalken (Zwillinge-Schütze) die Konstellation von Golgatha in sich. Das Kreuz des Physischen oder des Vater entspricht in seinen vier Eckpunkten den vier Hauptpunkten des Jahresrhythmus: Ostern-Michaelis-Johanni-Weihnachten. An den vier Ecken des 'astralischen Kreuzes' finden wir bekanntlich schon in altchristlichen Darstellungen die vier Evangelisten: Wassermann Matthäus, Stier Lukas, Löwe Markus, Skorpion-Adler Johannes. (In der Rückverwandlung des Skorpions in den Adler spricht sich das Geheimnis der Johannes-Einweihung aus.)
Am deutlichsten und unmittelbarsten spricht das Geheimnis der zwölf Himmelszeichen im Evangelium zu uns vielleicht in der Geschichte der beiden Speisungen, der 'Speisung der Fünftausend (Markus 6) und der 'Speisung der Viertausend' (Markus 8). Es ist kein Zufall, daß bei der einen Speisung sieben, bei der andern fünf Brote verteilt werden, daß bei der einen sieben, bei der andern zwölf Körbe voll Brocken übrigbleiben.
Hermann Beckh, Tierkreis
In den 'zwölf Körben' schauen wir die gesamten 'zwölf Himmelskräfte' des 'ganzen Menschen' an, wie sie im vorstehenden besprochen wurden, die zwölf Himmelskräfte, die da erfaßt werden, wo die volle christlich-johanneische Einweihung einmal auch die Kräfte des untern, des Willensmenschen ergreifen wird. Auch am Menschen gliedern sich die zwölf Zeichen in ein Oben und Unten, eine Tag- und eine Nachtseite. Die erstere beginnt mit den Haupteskräften im Widder, die letztere beim Skorpion: zwischen Widder und Wage liegt der obere, mehr bewußte Teil der Menschenwesenheit (des 'Nerven-Sinnessystems' und des 'rhythmischen Systems'), zwischen Skorpion und Fischen der dunkelste, der am tiefsten unbewußte, der Willensteil der Menschenwesenheit ('Stoffwechsel-Gliedmaßen-System'), der erst in der (mit der Fußwaschung beginnenden) christlich-johanneischen Einweihung seine volle Aufhellung findet. Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, wie bei der einen Speisung in der Zahl 5000 das Geheimnis des 'fünften nachatlantischen Zeitraumes', also unserer heutigen Zeit, zum Ausdruck kommt, während sich die Zahl 4000 bei der anderen Speisung auf den vierten Zeitraum, die damalige Gegenwart, bezieht. Die fünf untern dunkeln Kräfte, und damit der in den 'zwölf Körben' verbildlichte ganze Mensch, werden erst in der späteren Zeit durch die Einweihung erreicht. Auf diese fünf Kräfte des untern, des Willensmäßigen, beziehen sich die 'fünf Brote', während die 'sieben Brote' den sieben Kräften des oberen Menschen entsprechen. Die eine Speisung erfaßt sozusagen nur die Tagseite, das Tagesbewußtsein des Menschen, während die andere auch in das Unterbewußtsein hinunterwirkt, die Nachtseite des Menschenwesens umfaßt. Darum bleiben bei der einen Speisung auch nur sieben, bei der andern zwölf Körbe übrig. Intellektuell-äußerlich wäre es nicht zu begreifen, warum von sieben Broten nur sieben, von fünf Broten hingegen zwölf Körbe übrigbleiben. Für die Evangelienerklärung ist auch noch von Bedeutung, daß bei der einen Speisung, die nur die Tagseite de Menschenwesens erfaßt und selber, wie sich zeigen wird, ein 'Tageserlebnis' ist, das 'Tageszeichen' der Jungfrau das primär betonte ist, während bei der auch die Nachtseite des Menschenwesens erfassenden andern Speisung, die, wie sich zeigen wird, selber ein Nachterlebenis ist, das 'nächtliche' Zeichen der Fische in erster Linie betont ist.
Alles hier über die zwölf Tierkreiszeichen und ihre Offenbarung im Jahresrhythmus, im Tageslauf, im Tonartenkreis, in der Menschengestalt, in den menschlichen Sinnen und in der geistigen Menschenwesenheit Gesagte ist verständlich, auch ohne daß zum Sternenhimmel hinaufgeschaut oder die Sternkarte zu Rate gezogen wird. Alle diese für die Evangelien-Erklärung wichtigen Gesichtspunkte können gewonnen werden, ohne daß man sich um astronomische Tatsachen dabei zunächst kümmert. Es ist sogar empfehlenswert, bei allen diesen Gesichtspunkten und ihrer Anwendung auf das Evangelium vom Astronomischen zunächst abzusehen. Es handelt sich bei der hier gemeinten Evangelien-Erklärung wirklich nicht um irgendeine neue Art von 'Sternenaberglauben'. Gut möglich aber ist das andere, daß wir wenn wir uns das geistige Wesen der zwölf Himmelskräfte und ihrer Widerspiegelung im 'kosmischen Rhythmus' des Markus-Evangeliums zunächst unabhängig von Sternhimmel und Sternkarte vergegenwärtigt haben, das darin zuerst rein geistig Gefundene nun auch noch in der 'großen Chiffreschrift' (um mit Novalis zu reden) des Sternhimmels aufsuchen, daß wir vom geistigen Wesen der zwölf Himmelskräfte ausgehend, nun auch noch den Blick richten auf die am Nachthimmel erglänzenden zwölf Sternbilder des Tierkreises, um das Gefundene nun auch in der himmlischen Sternenschrift abzulesen, dem Verständnis der 'geistigen Schrift des Weltalls' damit vielleicht selbst einen Schritt näherzukommen. Unsere Empfindung gegenüber dem Sternhimmel wird tief vergeistigt, unsere Ehrfurcht vor dem Evangelium selbst ins Unermeßliche gesteigert, wenn wir die in ihm erzählten Tatsachen nun gleichsam auch in der himmlischen Sternenschrift vor uns aufleuchten sehen. Davon soll dann im folgenden Kapitel noch die Rede sein.
(Das vorliegende Kapitel befindet sich in der Einleitung, es folgen danach die drei Hauptteile mit den Kapiteln: Die erste Runde des Sonnen-Rhythmus...usw.)
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