Arnold Zeindler, Weleda: "Weihnachten 1977"
In der Einleitung zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften vergleicht Karl Julius Schröer die Zeit des deutschen Idealismus, also die Zeit vor 1848, mit der darauffolgenden Epoche, die durch das Heraufkommen der Naturwissenschaft und ihrer Nutzanwendung in der Technik gekennzeichnet ist. Mit einem Anflug von Wehmut blickt er auf jene frühere Zeit zurück, in welcher Philologen, Philosophen, Dichter aus einem Geiste zusammenwirkten, "alle Wissenschaften durchdringend und in allem Wissen den Zusammenhang fordernd mit den grossen Ideen der Zeit. - Die Sammlung und Zusammenstellung von Erfahrungen konnte nicht mehr genügen. Jedes Einzelne mußte als Teil eines großen Ganzen erkannt werden und keine Wissenschaft durfte sich so beschränken, als ob sie ohne die andere bestehen könnte, eine jede mußte sich des Verhältnisses zu den übrigen bewußt sein."
Die Jüngeren, die ihre Studien nach 1848 vollendet haben, "stehen jetzt einer Welt gegenüber, in der von jenem Idealismus kaum eine Spur mehr wahrzunehmen ist, und in der man auf jene Zeiten herabsieht, als ob man ihrer großen Impulse vergessen hätte, ihrer grundlegenden Vorarbeit entraten könnte. Geistvollere Naturforscher klagen über die vorherrschende Flachheit, die nur in der Beschreibung einzelner Erscheinungen die Wissenschaft sehn will und auf die Erklärung des Zusammenhangs unter denselben verzichtet. (Haeckel, generelle Morphologie II, 162).(1)
In diesen wenigen, am 28. August 1883 niedergeschriebenen Sätzen ist bereits das Dilemma unseres technischen Zeitalters vorverkündet. Das kausal-mechanistische Verstandeserkennen, das im Bereich des Toten, also in der Physik und Chemie, durchaus berechtigt ist, kann keine Aufschlüsse über Leben, Seele und Geist (Biologie, Psychologie und Pneumatologie) liefern. Der Verstand hat das Erkennen in lauter Endlichkeiten aufgelöst (Hegel), in denen er das Ewige nicht zu finden vermag, weshalb er ins "unfruchtbar Ewigleere hineingelangt, oder, zurückschaudernd vor dem Nichts, mit allem Denken ins Gefühl flüchtet." (K.J.Schröer). Die partielle Betrachtungsart mit ihrer einseitigen Berücksichtigung der Einzelheiten hat denn auch zu der weitverbreiteten Spezialisierung in der modernen Wissenschaft geführt, was in dem eingangs erwähnten Zitat ebenfalls schon angedeutet ist.
Man könnte diese Denkweise, die sich nur auf das Gewordene richtet, auch mit dem Ausdruck "Ist-Betrachtung" belegen, im Gegensatz zum "Werde-Geschehen der lebendigen Natur, das nur von der Vernunft erfaßbar ist. Aus dieser Perspektive ist dann auch das Goethe-Wort verständlich: "Die Vernunft ist auf das Werdende, der Verstand auf das Gewordene angewiesen".
Der Verstand oder die positivistische Weltschau arbeitet mit aus Experimenten gewonnenen Erfahrungen und deren Abstraktion zu Naturgesetzen und Begriffssystemen, er rechnet nach Maß, Zahl und Gewicht (quantitativ); seine Betrachtungsweise ist partiell, analytisch, zergliedernd.
Die Vernunft oder die phänomenologische Weltschau richtet den Blick auf das Ganze, den Typus, Organismus, dessen Natur erst den Einzelheiten Wesen und Bedeutung gibt. Sie ist geeignet zum Begreifen der einem ständigen Wandel unterworfenen und in Polaritäten und Steigerungen sich vollziehenden Lebensphänomene. Ihre Methode ist sinnlich-sittlich, qualitativ, ganzheitlich, synthetisch, gestaltend.
In seinem "Neujahrs-Ausblick" (Vortrag 1.1.1919) führte Rudolf Steiner aus: "Wenn Sie zergliedernd denken, wenn Sie so denken, wie der heutige Naturforscher denkt, dann denken Sie ebenso wie gewisse Geister der ahrimanischen Welt, und daher können diese ahrimanischen Geister in Ihre Seele hereindringen. Wenn Sie aber das gestaltende Denken nehmen, das metamorphosierte Denken, ich könnte auch sagen: das Goethesche Denken, wie es sich zum Beispiel darstellt in der Gestaltung unserer Säulen und Kapitäle usw.; wenn Sie dieses gestaltende Denken nehmen, das auch in all den Büchern beachtet ist, die ich versuchte in die Geisteswissenschaft hineinzustellen, so ist dieses Denken eng an den Menschen gebunden. So gestaltend, wie der Mensch mit diesem Denken in sich selber wirkt, vermögen es keine anderen Wesen als diejenigen, die mit der normalen Menschheitsentwicklung zusammenhängen. Das ist das Eigentümliche. Dadurch können Sie nie auf falsche Wege kommen, wenn Sie sich durch die Geisteswissenschaft auf das gestaltende Denken einlassen. Da können Sie niemals sich verlieren an die verschiedenen geistigen Wesenheiten, die Einfluß gewinnen wollen auf Sie"(2).
Welch gewaltige Heilimpulse könnten doch von diesem Quellpunkt ausströmen auf die durch Übertechnisierung verursachten Schäden und Auswüchse, die sich bis ins Soziale hinein erstrecken sowie auf die in ihrem ökologischen Gleichgewicht bedrohte Umwelt. Nicht umsonst hat Rudolf Steiner im Verlaufe seines Lebens immer wieder betont, wie bedeutsam die volle Erfassung des Metamorphose-Begriffe sei. Der Gedanke der Metamorphose ist einer der wichtigsten, den die heutige Menschheit sich erobern muß.
In Ergänzung des Gesagten darf vermerkt werden, daß es auch auf geistiger Ebene eine äußerst wichtige Metamorphose gibt, nämlich eine Metamorphose des Bewußtseins (die Säulenworte auf den Zeichnungen des für München vorgesehenen Johannes-Baues sind hierfür ein sprechendes Beispiel), und daß ein großer Zeitgenosse Goethes ein ebenso hingebungsvolles Interesse am "Werde"-Geschehen bekundete: Hegel, dessen ganze Philosophie auf das Werden gerichtet ist. "Seine Geistesart hatte sich auf den Begriff als Sein gestützt, aber ihm war der Inhalt dieses Seins das Werdende, 'die lebendige Bewegung der Sache'. Nicht eine Masse ist das Sein, nicht Trägheit ihre Bestimmung, nicht ist die Wahrheit und Wirklichkeit Ruhe, sondern: 'Die Wahrheit ist die Bewegung ihrer an ihr selbst'. Das ewige Geschehen ist die Sache selbst. Und der Menschengeist vollzieht dieses ewige Geschehen mit, er entschließt sich in der Philosophie und namentlich in der Logik zum Mitvollzug: er ergreift Methode. Das Mitgehen des Weges des ewigen Gestaltenwandels des immanenten Weltgeites, das ist Methode."(3)
Wir wollen nun - im Fortgang unserer letztjährigen Ausführungen - weiterschreiten zu einer Betrachtung der Kapitäle auf den von Westen nach Osten verlaufenden beiden Säulenreihen im großen Zuschauerraums des ersten Goetheanums. In "Wege zu einem neuen Baustil" schreibt Rudolf Steiner, daß gemäß der Tatsache, daß Anthroposophie gerade den Geistesinhalt der Gegenwart ausdrücke, die alten Stilformen der Architektur (aufgebaut auf Geometrischem und Symmetrischem) übergeführt werden müssen in einen organischen Baustil, der mehr in das Organisch-Lebendige übergehe.
"Das Organische ist so, daß es gewisse Formen wiederholt, aber nicht in gleicher Weise wiederholt. Goethe drückt das so aus, daß am Organisch-Lebendigen die einzelnen Organe, sagen wir, die Blätter einer Pflanze, von unten nach oben in die Blüte, in die Staubgefäße, in die Stempel, in die Fruchtorgane hinein, der Idee nach wohl dasselbe sind, aber in der äußeren Gestaltung in der mannigfaltigsten Art auftreten." - Das muß "ins Künstlerische heraufgeführt werden, wenn man den geometrisch-dynamischen Baustil in den organischen Baustil überführt. Das Wesentliche bei einem solchen, im organischen Stil Gebauten ist, daß das Ganze nicht bloß eine Wiederholung vom Einzelnen, sondern auch als Ganzes eine Einheit ist. Dadurch muß jedes einzelne Glied, das da oder dort ist, so sein, wie es nur an diesem Orte sein kann..."(4)
Erstes Kapitäl:
"Erst entfaltet sich die Kraft von unten in der einfachsten Art, und ihr strebt ebenso einfach die Kraft von oben entgegen"
Die strenge, herbe Stimmung zeigt noch fast geometrische Formen, "etwas Unorganisches, bloß Mathematisches" (Rudolf Steiner). Das Untere geht mehr in das Radiale, das Obere mehr ins Sphärische. In deren Begegnung bildet sich die an eine Eiform erinnernde Umschließung des Negativs, welche auf den Ursprung der formbildenden Kräfte weist. "Die Motive der ersten Säule haben einfache Neigungen und Krümmungen. Durch ihre Betrachtung wird ein Bild hervorgerufen derjenigen Strömungen, welche die Erde durchzogen, als sie in ihrem ersten Zustand, den man Saturnzustand nennt, verkörpert war. Daher ist das die Saturn-Säule (Rudolf Steiner, V.21.5.1907)
Zweites Kapitäl:
"Dann füllen sich die Formen von oben an, schieben sich in die Spitzen von unten hinein und bewirken so, daß die unteren Formen nach den Seiten ausweichen. Zugleich schließen sich diese unteren Formen zu lebendigen Gebilden auf"
Gegenüber den mehr geometrischen Gliederungen des ersten Kapitäls, das Gesetzmäßigkeiten der mineralischen Welt sichtbar werden läßt, wirkt hier lebendiges Wachstum:
Sich öffnend wie der Keim einer Pflanze
Sich entfaltend aus Licht und Schwere
Sich hineinstellend in die Kräfte des Raumes, des Lichtes.
Das oben erwähnte "Aufschließen der unteren Formen" ist kein materieller Vorgang, es ist ein Eingreifen des Lebensprozesses, der in sich die Möglichkeit der Steigerung der Entfaltung birgt. Beim Übergang vom erten zum zweiten Kapitäl muß man spüren, wie die spitze Form (unten) des ersten Kapitäls sich öffnet, sich in der Art aufschließt, daß eine Einheit mit der oberen, tropfenförmigen Form sich ergeben kann, von welcher die Bewegung überhaupt bewirkt wird. Die Formen runden sich, treten plastisch stark hervor, wirken als "lebendige Gebilde", erscheinen sonnenhaft. Dem Übergang der einen Form (erste Säule) in die andere (zweite Säule) liegt zugrunde "dasselbe gesetzmäßige Weltenwerden, das zugrunde liegt dem Übergang der Saturn-Formungen zu den Sonnen-Formungen im Weltenall. (Rudolf Steiner, V.24.1.1920).
Drittes Kapitäl:
"Im ferneren wird das Obere mannigfaltiger, eine Spitze, die hervorgetrieben war, wächst wie zu einem befruchtenden Prinzip aus, und das Untere gestaltet sich zu einem Fruchtträger um. Das andere Kraftmotiv zwischen beiden ist zu einer tragenden Stütze geworden, weil das Verhältnis der Zwischenglieder nicht genug stark als Tragekraft empfunden würde."
Die dritte Form macht es umgekehrt wie die zweite. An Stelle des Wachsens ist etwas Inneres getreten durch das Gegenüberstehen. Wenn wir das zweite Kapitäl mit seinen stark hervortretenden plastischen Formen haben, so werden wir beim Übergang zum dritten Kapitäl eine ganz andere Tätigkeit bemerken: Zusammenziehung, Differenzierung, Verinnerlichung, Resignation, Gegensatz: Oberes träufelt herab, Unteres sehnt sich hinauf. "Die Mondenschilderung können Sie empfinden, als ob ein gewisser melancholisch düsterer Zug die Menge der da gegebenen Begriffe durchzöge. Ein sensitiver Mensch kann das bis in den Geschmacksinn hinein wahrnehmen, bis auf die Zunge". (Rudolf Steiner, V.23.2.1911)
Aus dem "Gegeneinander" und "Nebeneinander" des ersten und zweiten Kapitäls ist bei dem dritten ein "Ineinander" geworden.
Viertes Kapitäl
:"Weiterhin tritt eine Abscheidung des Unteren und Oberen ein, die starken Träger des Mond-Kapitäls sind selbst säulenartig geworden, das dazwischenliegende Obere und Untere ist verwachsen zu einem Gebilde, von oben deutet sich ein neues Motiv an."
Das belebende, befruchtende Prinzip der dritten, der Mondform, hat den Kelch durchdrungen, in sich aufgenommen und sich mit ihm verschmolzen. Das mittlere Gebilde des Mars-Kapitäls, das sich vom Grunde gelöst hat und viergliedrig geworden ist, wird von oben gehalten. Die von oben kommenden Tropfen-Formen der dritten Säule haben nun den unteren Rand erreicht und umschließen die gedrungene volle Form in der Mitte, womit sich eine neues Motiv ankündigt: Das Ergebnis der drei vorangehenden Entwicklungsstufen ist zur Erde gekommen. Der Mensch hat sein Erden-Bewußtsein, das Ich-Bewußtsein, erlangt. Die Mars-Säule, die vierte, die mittlere, ist die ICH-Säule.
Fünftes Kapitäl:
"Die aus der Verbindung des Oberen und Unteren entstandenen Gebilde haben Leben angenommen, erscheinen daher als von Schlangen umwundener Stab. Man wird empfinden müssen, wie dieses Motiv aus dem vorigen organisch herauswächst. Die mittleren Gebilde des Mars-Kapitäls sind verschwunden; ihre Kraft ist von dem stützenden inneren Teile des Kapitäls aufgesogen, die vorher von oben kommenden Andeutungen sind voller geworden".
Im vierten Kapitäl ist die Entwicklung der ersten vier Formen zu einem Abschluß gekommen; es herrscht gedrängte, in sich abgeschlossene Ruhe; bei der fünften ist die Ruhe gesprengt, alles wird Bewegung, quecksilbrige Bewegung der Schlangen. In der Merkur-Säule wird das Ich lebendig. Der Mensch durchbricht das Eingekerkertsein, erlebt im Inneren das Erwachen seiner individuellen Kräfte, seines Geistselbst, und wendet sich in Freiheit der Welt zu. Es findet der Übergang statt vom gewöhnlichen Bewußtsein ins Imaginative: die Stützen, d.h. die äußeren Eindrücke, schwinden. Die Kraft geht nach innen. Nach dem Abstieg Saturn-Sonne-Mond-Mars erfolgt eine Aufwärtsbewegung Merkur-Jupiter-Venus. Ins Zukünftige, den Fortgang der Entwicklung impulsierend, führt die Kraft des Merkur, führen die bewegten Formen des Merkur-Kapitäls: die richtunggebende Kraft nach aufwärts und die Bewegung der Ranken, der Schlangen, die den Stab umspielen.
Sechstes Kapitäl:
"Nun geht es wieder zu einer Art Vereinfachung, die aber die Frucht der vorhergängigen Vermannigfaltigung in sich schließt. Das Obere schließt sich kelchartig auf, das Untere vereinfacht das Leben in einer keuschen Form".
Der Schwung, die Bewegung der Schlangen, noch getrennt in der fünften Form, kehrt wieder in der sechsten Form in den abwärts gleitenden Flächen, die sich berühren, sozial werden. Der Mensch steht mit seinem Streben nicht mehr isoliert da; er spürt seinen Nebenmenschen. Das Hauptmotiv gipfelt hier nach oben und gabelt nach unten, um mit dem begnadet zu werden, was von oben kommt wie eine Blüte, die sich von oben nach unten öffnet. Das Streben des Stabes ist wie ein Beten, "wie gefaltete Hände, die entgegengestreckt sind dem, was von oben kommt" (V.19.10.1914). Das sechste Kapitäl hat spiegelbildliche Entsprechungen im Sonnenkapitäl, wie das Merkur- im Mondkapitäl; es sind die gleiche Kräfte wirksam wie im Lebensleib der Sonnenstufe, aber jetzt - auf der Jupiterstufe - im Lebensgeist von der Tätigkeit des Ich durchsetzt.
Siebtes Kapitäl:
"Der letzte Zustand zeigt diese 'innere Fülle' bei der äußeren Vereinfachung aufs höchste. Die Wachstumsgestaltungen von unten haben von obenher ein fruchttragendes Kelchartiges hervorgelockt".
Die Entwicklung verläuft vom Einfachen (erste Säule) zum Komplizierten in der Mitte und kehrt dann in der siebten Säule wieder zum Einfachen zurück, das jetzt aber - im Gegensatz zum Anfang - durchinnerlicht ist. Wenn die erste Säule unorganisch, mathematisch, ruhig war, so ist die siebente aus sich herausgehend, geistig belebend und bewegt. Aus der sechsten Form sprach die betende Hingabe, ein inspiratives Begnadetwerden. In der siebenten ist die Stufe erreicht, in der das Ich unmittelbar mitschwingt und sich intuitiv vereinigt mit der geistigen Welt. Nachdem der Weg durchschritten ist, erlebt sich der Geistmensch aus individuell verwandelten Kräften im Wesenhaften (5).
___
Es ist seit einigen Jahren ein schöner Brauch geworden, bei Weihnachtsfeiern im Zweige oder im größeren Familienkreise den Weihnachtsbaum mit den von Rudolf Steiner angegebenen Weihnachtssymbolen zu schmücken, und in spiraliger Anordnung von unten nach oben die Planetenzeichen aufzuhängen, beginnend mit dem Saturn, endend mit der Venus. Der stille Betrachter kann in Gedanken die gewaltige Welten-Metamorphose nachvollziehen, von der wir ein Abbild in den Planeten-Säulen besitzen. Er darf sich dabei im Einklang finden mit den ältesten Mysterien aller Religionen, die dieses Fest der Weihe-Nacht alljährlich begingen, wenn die Sonne ihre geringste Kraft der Erde zusandte, das Licht jedoch zugleich begann, den Sieg über die Finsternis zu erringen; im Einklang aber auch mit den Mysterienschülern jener alten Zeiten, denen zur Weihnachtszeit als Vorbereitung die planetarische Entwicklung der Erde geschildert wurde(6).
Die Gesamtschau der sieben planetarischen Entwicklungsstufen vermag im heutigen Betrachter Gefühle der Andacht, der Ruhe, der Harmonie und des inneren Friedens zu erwecken. Albert Steffen schreibt in einem mit "Übungen an Pflanzen" betitelten Aufsatz(7): "Die Seele wird an der Metamorphose der Formen, am elementarischen Erleben, an den planetarischen Vorgängen, am Lichte der Sonne, am ganzen Weltall, durch das Betrachten, wie es Goethe durch Jahrzehnte hindurch pflegte, geweitet und vertieft, belebt und vergeistigt, ja mit einem ewigen Frieden erfüllt. Nicht nur die Sinne (wie in der Naturwissenschaft), sondern auch das Leben, das Gefühl, der Wille, ja die eigene Entelechie, die, wie das Samenkorn, durch Wachsen und Welken hindurch geht, wird aufgeweckt".
Arnold Zeindler
1 Einleitung von Karl Julius Schröer zu "Goethes naturwissenschaftlichen Schriften" herausgegeben von Rudolf Steiner, Nachdruck 1975, Dornach
2 Rudolf Steiner: "Silvester-Empfindung und Neujahrs-Ausblick", Dornach 31.12.18 und 1.1.19 3 Bertold Wulf: "Idee und Denken", Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1964, S 40
4 Rudolf Steiner: "Wege zu einem neuen Baustil", Verlag Freies Geistesleben Stgt 1957, S7/8
5 Carl Kemper: "Der Bau", Freies Geistesleben 2.Auflage 74, S75ff. Die kursiv gedruckten Texte stammen aus der Einführung Rudolf Steiners zu "Bilder okkulter Siegel und Säulen", die übrigen Texte zum Teil aus dem Vortragswekr Rudolf Steiners.
6 Rudolf Steiner: Vortrag 17.12.1906 ("Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes")
7 Albert Steffen: "Goethes Geistgestalt", Verlag für Schöne Wissenschaften, Dornach und Stuttgart, 1932, S302
*
nächste Seite: Hublow: St.Georg, Reichenau