Rudolf Steiner: Das Märchen vom Lieben und Hassen
aus GA14, "Vier Mysteriendramen" - "Die Pforte der Einweihung" 6. Bild.
Gemälde von Hermann Linde mit Anregungen zur Darstellung von Rudolf Steiner
... Frau Balde: "Es sei ---
Es war einmal ein Wesen,
Das flog von Ost nach West
Dem Lauf der Sonne nach.
Es flog hin über Länder, über Meere;
Es sah von seiner Höhe
Dem Menschentreiben zu.
Es sah, wie sich die Menschen lieben
Und hassend sich verfolgen.
Es konnte nicht das Wesen
In seinem Fluge hemmen;
Denn Hass und Liebe schaffen
Das gleiche stets vieltausendfach.
Doch über einem Hause,
Da musst' das Wesen halten.
Darinnen war ein müder Mann.
Der sann der Menschenliebe nach
Und sann auch über Menschenhass.
Ihm hatte schon sein Sinnen
Ins Antlitz tiefe Furchen eingeschrieben.
Es hatte ihm das Haar gebleicht.
Und über seinen Kummer
Verlor das Wesen seinen Sonnenführer
Und blieb bei jenem Mann.
Es war in seinem Zimmer
Noch, als die Sonne unterging;
Und als die Sonne wiederkam,
Da ward das Wesen wieder
Vom Sonnengeiste aufgenommen -
Und wieder sah es Menschen
In Lieb' und Hass
Den Erdenlauf verbringen.
Und als es kam zum zweitenmal,
Der Sonne folgend über jenes Haus,
Da fiel sein Blick
Auf einen toten Mann."
***
Der Grundstein
Ein Lied zum Beginn der Adventszeit. Möge der, der die vier Himmelsrichtungen zuammenführt, den Geist der Spaltung bannen in Rußland, Nahost, USA und Europa - eigentlich rund um unsere Erde.
Das irische Lied erinnert an die Spaltung der Iren. Sie durften ihre Nationalfarbe Grün nach der Besetzung durch England unter Todesandrohung nicht tragen.
'Foggy Dew' - Nebliger Tau - die Melodie wurde einer Ballade über den Osteraufstand 1916 unterlegt. Eigentlich ein rätselhaftes Lied - wen heiratet man im morgendlich ätherischen Nebel?
Das Feenhafte der irischen Lieder wird wohl auch inspiriert durch die unermeßliche Weite des Ozeans, die dort bis zur Antarktis durch keine Landmassen unterbrochen wird. Das Lied habe ich 4-stimmig auf 4 Oktaven verteilt mit einem durchgängigen oberen Ton und getragen gespielt. Es ist, als ob es die Weite der See spüren lässt, die die irischen Glaubensboten hinausgezogen hat auf das Festland, dem sie diese Weite dann seelisch-geistig vermittelt haben.
1977 und dann 2006, nach einer Saturnrunde konnte ich auf dieser uralten, geologisch devonischen Insel sein, das erstemal als Hitchhiker, das zweitemal mit meiner Frau und Mietauto. Durch den warmen Golfstrom mit Grünendem reich gesegnet und ätherisch durchwirkt, ist sie physisch-mineralisch eine sehr alte Lady.
Leider kann ich nicht im Kreis gucken, sonst hätte ich die Pinguine auf der Antarktis gesehen, aber die Robbe, die uns so neugierig beäugte, hat uns auch die Weite des Atlantiks spüren lassen. Und es kommt spürbar mehr als nur Feuchtes an, wenn von ihm eine riesige Nebelbank heranweht.
Und was in der Sinneswahrnehmung und im Gegenwartserleben nicht erfasst werden kann - erd- und zeitenumspannend kann hier empfunden werden, daß so viele unterschiedliche Menschen diesen Planeten bewohnen, wenn wir uns an den halten, von dem das schöne irische Steinkreuz zeugt. Die 4 Rundungen an der Überkreuzung deuten darauf hin, daß hier nicht nur Stoffliches wirkt. Ätherisches wirkt aus dem Umkreis - "aus Ost, West, Nord, Süd - wir Menschen mögen es begreifen". Die irischen Hochkreuze sind Grundsteine der Evolution und damit dem Meditationsaufbau des Rosenkreuzes verwandt.
Das Foto zeigt das St.Patrick-Kreuz in Carndonagh, und ist von dem Konstanzer Priester der Christengemeinschaft, Karl Hublow, +1979, aufgenommen. Er war von Kindheit an mit einem Zeugnis der Irischen Kirche vertraut und hat darüber geschrieben: der St.Georgs-Kirche auf der Insel Reichenau im Bodensee:
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