2 x 7 Apekte und Schlaglichter
zunächst aus der Welt der "Passiva" - Anschauungen, dann aus der Welt der "Aktiva! - Haltungen:
Es muß befürchtet werden, daß ein Symptom eines "Kampfes Aller gegen Alle" sich zeigt in dem furchtbaren Geschehen des Absturzes des German-Wings-Flugzeuges in Frankreich. Es ist klar geworden, daß der Kopilot seinen Suizid wollte und dafür hat er 150 Menschen mit in den Tod gerissen. Das bedeutet den absoluten Verlust moralischen Vermögens. Aus der anthroposophischen Menschenkunde kann man aufmerksam werden auf das Alter des Kopiloten von 27 Jahren. Dieses Alter bringt für die moderne Menschheit mit sich, daß die bis dahin tragenden Entwicklungskräfte versiegen und der Einzelne nun seine Entwicklung selbst in die Hand nehmen muß. Ist ihm das nicht möglich, dann entsteht ein Vakuum, in dem die "Ich"-Kraft - die Persönlichkeit - nicht wiederhergestellt ist. Wir müssen wieder lernen, die Erkenntnisfragen so ernst und wichtig zu nehmen, wie sie für das menschliche Leben tatsächlich sind. Denn in Wahrheit entspricht doch nur ein aus der Erkenntnis fließendes Handeln voll der Würde des Menschen. Nur ein solches vermag daher auch die Aufgaben zu meistern, die dem menschlichen Leben gestellt sind. Wir werden darum nur in dem Maße, als wir ein unserm Handeln ebenbürtiges Erkennen erringen, aus dem Zerstören heraus und zu einem Aufbauen gelangen können..." (Lauer Wiedergeburt/Erkenntnis, 1947, S9)
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2.) Von diesen Gegebenheiten aus betrachte man die Begriffe "Postfaktisch" bzw. "Alternative Fakten" und "Fake-News": das Denken stimmt dabei nicht mehr mit den Tatsachen überein - aber nicht eine "Lügenpresse" verursacht dies, sondern dieses Primat des Handelns. Der "Michel" (Synonym für den deutschen Staatsbürger) fühlt, daß überalterte Begrifflichkeiten, die von sogenannten zurückgebliebenen "Geistern der Form" (Steiner) stammen, die öffentliche Meinung bestimmen. Es wird gefühlt, daß neue Sichtweisen möglich und nötig sind. Michaelische Dimensionen können im europäischen Raum mit seiner Geistesgeschichte aber nicht aus dem Bauch - die wirklichkeitsgemäßen Begriffe können nur aus Erkenntnis gewonnen werden, die des ganzen Menschen, aber auch immer des Kopfes bedürfen, wenn auch eben nicht des 'verkopften' Menschen. Sonst mutieren die Wissenschaftler (und nach dem G7-Gipfel in Taormina auch die Politiker) zur lame-duck gleich dem müden Epimetheus, der seinem Bruder Prometheus nur Konvention, Phrase und Routine entgegensetzt, die dieser Promi unwillig wegschiebt. Die "Eule der Minerva" (Hegel) und ihr großer geflügelter Verwandter Luzifer sind nicht mehr "in".
Die zweite Hälfte der Menschheitsgeschichte wird von einem anderen Geist bestimmt, der seine Flügel gleich Betonpfeilern in die Erde als einer einzigen großen Immobilie stampft. Der unerleuchtete "Geist der Finsternis" ist es, der mit Bauernschläue die Welt nach seinem Geschmack interpretiert und die Zusammenhänge bis zur absoluten Begriffsverwirrung zermalmt, so daß sie nur noch für kurze Fakes und Twitteraccounts als Output des Höllenschlundes taugen. Goethe nennt in seinem "Faust" diesen Lügengeist Mephistopheles, der nur den Irrtum in Menschenseelen setzen kann - den Verderber. Eine geisteswissenschaftlich fundierte Geschichtsphilosophie hilft, diesem Zersetzenden den Grundstein gegenüberzusetzen und die Eckpfeiler der Menschheit abzuschreiten, die das eigentlich menschliche Terrain eingrenzen. Dann wird die willkürliche Interpretation der Geschichte wesenlos und das Handeln aus dumpfen Trieben oder Leidenschaften - dem Egoismus - einerseits und bestialisch intelligentem Eigensinn - aus Irrtum und Lüge - andererseits überwunden und geprägt vom Handeln aus menschlicher Erkenntnis: Dabei werden die Bausteine des Christus-Mysteriums deutlich, das sich zwischen Luzifer und Ahriman stellt, und ihnen ihre zeitgemässen und angemessenen Plätze in der Menschheitsgeschichte zuweist, wie es die Statue des 'Menschheitsrepräsentanten' im Goetheanum - der 'Freien Hochschule für Geisteswissenschaft' in Dornach/Schweiz darstellt.
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3.) Dazu aus den 'Anthroposophischen Leitsätzen' (GA26,Nr.105,S81):
"...Es ist Michaels Aufgabe, den Menschen auf den Bahnen des Willens dahin wieder zu führen, woher er gekommen ist, da er auf den Bahnen des Denkens von dem Erleben des Übersinnlichen zu dem des Sinnlichen mit seinem Erdenbewußtsein heruntergestiegen ist..."
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4.) aus Hans Erhard Lauer: II2E Geschichtliche Epochen, Neuzeit (S162)
"...Der ahrimanisch-intellektuelle Sündenfall der Neuzeit kann seiner essentiellen Bedeutung nach dahin gekennzeichnet werden, daß im Gegensatz zum biblisch-luziferischen von einstmals, bei dem ihm verheißen wurde, daß er gleich werde wie Gott und unterscheide das Gute und Böse, dem Menschen diesmal in Aussicht gestellt wurde, daß er gleich werde wie das Tier und kein Gut und Böse mehr kenne..." -
Die eine Gefährdung erfolgte auf den "Bahnen des Denkens", die andere begleitet die des "Willens".
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5.) Und aus der 'Philosophie der Freiheit' (GA4,6.Kap.,S143):
"...Wer nämlich zum wesenhaften Denken sich hinwendet, der findet in demselben sowohl Gefühl wie Willen, die letztern auch in den Tiefen ihrer Wirklichkeit; wer von dem Denken sich ab- und nur dem <bloßen> Fühlen und Wollen zuwendet, der verliert aus diesen die wahre Wirklichkeit. Wer im Denken intuitiv erleben will, der wird auch dem gefühlsmäßigen und willensartigen Erleben
gerecht; nicht aber kann gerecht sein gegen die intuitiv-denkerische Durchdringung des Daseins die Gefühlsmystik und die Willensmetaphysik. Die letztern werden nur allzuleicht zu dem Urteil kommen, daß sie im Wirklichen stehen; der intuitiv Denkende aber gefühllos und wirklichkeitsfremd in 'abstrakten Gedanken' ein schattenhaftes, kaltes Weltbild formt..."
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6.) aus dem Avesta Zarathustras, übersetzt von Prof. Hermann Beckh:
"Die mächtige, die königliche Verheißung tragende
Sonnen-Äther-Aura, die gottgeschaffene
(vom Vater in Ewigkeit geboren!)
verehren wir im Gebet,
die übergehen wird auf den siegreichsten der Heilande
und die andern, seine Apostel,
die die Welt vorwärts bringt,
die sie überwinden läßt Alter und Tod,
Verwesung und Fäulnis,
die ihr verhilft zu ewigem Leben, zu ewigem Gedeihen,
zu freiem Willen ('zur Herrschaft im Willen'),
wenn die Toten wieder auferstehen,
wenn der lebende Überwinder des Todes kommt
und durch den Willen die Welt vorwärts gebracht wird."
(Hermann Beckh: 13d Zarathustra)
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7.) Wie sehr die Gegenwart von Altlasten der Philosophiegeschichte bestimmt wird, erhellt aus Folgendem:
Hans Erhard Lauer: "Die Wiedergeburt der Erkenntnis - Kant":
...Mit der Tatsache, daß die Morallehre in diesem Sinne den positiven Teil seiner Philosophie bildet gegenüber der Erkenntnislehre als deren negativem, steht die weitere in Einklang, daß Kant der praktischen Vernunft den Primat vor der theoretischen zuspricht. Insofern die aus der Morallehre erfließende religiöse Metaphysik allein eine echte und inhaltvolle ist, während die innerhalb der Erkenntnislehre entwickelte Naturmetaphysik, abgesehen von ihrem dürftigen Inhalt, sich ja nicht auf die "Dinge an sich", sondern nur auf die Erscheinungen bezieht, könnte auch hierin wieder ein Beweis dafür erblickt werden, daß es Kant wesentlich um "Metaphysik" zu tun war. Insofern jedoch diese Metaphysik als eine solche des bloßen Glaubens lediglich auf den sittlichen Willen gebaut, das Erkennen jedoch in das Reich der bloßen Erscheinung festgebannt wird, gestaltet sich der von Kant erklärte Primat zu einem solchen des erkenntnislosen Willens vor dem willenlosen Erkennen. Und hierdurch wird nun Kant ebenso auf dem Gebiete des Wollens gewissermaßen zum Prototyp des "modernen" Menschen, wie er es auf dem des Erkennens dadurch wurde, daß er zum erstenmal den totalen, doppelseitigen, sowohl gegenüber der Natur wie gegenüber dem Geiste gültigen Agnostizismus
statuiert hat. Denn die völlige Wertlosigkeit, in die das moderne Erkenntnisleben durch diesen Agnostizismus allmählich versank, hat zur Folge gehabt, daß die neuere Menschheit ihre Seelenkräfte ganz überwiegend in das Gebiet eines rein willensmäßigen, nicht von Erkenntnis durchleuchteten Handelns hineingegossen hat. Wenn dies auch manchem angesichts der ungeheuren äußern Entfaltung des modernen Wissenschaftsbetriebs als eine paradoxe Behauptung erscheinen mag, es ist doch eine Tatsache, daß das Erkenntnisleben, das in Altertum und Mittelalter noch ein Hauptgebiet des Kulturlebens bildete, in der neueren Zeit zu einem immer mehr versandenden Nebenarm Entwicklungsstromes geworden ist, während das Hauptbett, in dem dieser Strom dahinfließt, die Gebiete des "praktischen": politischen, wirtschaftlichen, technischen Lebens sind. Ein solches Hinüberblicken auf andere, außerhalb des Erkennens liegendes zivilisatorischen Gebiete des Lebens gehört zwar im engeren Sinne nicht zum Thema dieses Buches; in einem weiteren Sinne gehört es doch dazu. Denn die Betrachtung des Erkenntnislebens ist erst dann eine vollständige, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Agnostizismus, indem es in der
neueren Zeit zunächst ersterben mußte, zu seiner Kehrseite dieses hat, daß es aus dem Mittelpunkte des geistigen Lebens, in dem es einstmals gestanden, in eine Ecke desselben geraten und zu etwas geworden ist, für das sich heute nur außerordentlich wenige Menschen und auch diese nicht mit starker innerer Anteilnahme interessieren. Das so gewaltig hypertrophierte "praktische" Leben der neueren Zeit war freilich auch nicht viel glücklicher. Denn wo das Handeln nicht durch eine ebenbürtige Erkenntnis erleuchtet und geleitet wird, da bleibt es dumpf und stumpf, verfällt notwendig entweder Trieben und Instinkten, die nur zerstören können, oder muß sich an überlieferte oder erneuerte Gebote, Sitten, Konventionen usw. halten, die nichts Neues hervorbringen können. Und so haben sich die Kräfte, die der modernen, technisch-wirtschaftlich bestimmten Zivilisation zunächst scheinbar eine blendende Entwicklung verliehen, inzwischen immer deutlicher als solche der Zerstörung enthüllt und ausgewirkt, wogegen man aber da, wo man sich dieses Wirkens bewußt wurde, wieder keinen andern Rat wußte, als alte und älteste Maximen der Lebenspraxis wieder aufzuwärmen. Alles dies haben wir ja gerade im 20. Jahrhundert in ungeheuerlichem Maß erfahren müssen.
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Zu dem Fetisch der "Schwarzen Null" und dem Thema vor Wahlen (Berliner Tagesspiegel + Oliver Welke 12.5.2017): Emmanurel Macron: "...Auch ein Streit mit den Aussagen eines revisionistischen oder negationistischen Historikers muß möglich sein. Es reicht nicht zu sagen, er bewege sich außerhalb des Rahmens, er sei das Böse an sich, es geht darum, seine Argumentation in Bezug auf die Fakten zu dekonstruieren. Das ist es, was Paul Ricoeur (Philosoph/Tutor Macrons) vermittelt: Es gibt einen Gegensatz zwischen der Spur der Geschichte als dem Ausdruck des Faktischen und der Vorstellung, die man sich von der Geschichte macht." "Macrons Pläne für die Kultur lassen ahnen, daß er einem grundlegenden Problem des wachsenden Populismus entgegenwirken will: "Heute ist der Zugang des Publikums zu Kultur und Wissen entscheidend. Aufgabe des Staates ist, diesen Zugang zu ermöglichen, Bücher zu kaufen, ins Theater zu gehen, womöglich zum ersten Mal in ihrem Leben. Finanzieren soll das zu einem Teil der Staat, im Wesentlichen aber die GAFA, die großen Internetkonzerne. (GAFA nennt man in Frankreich die globalen Monopole Google, Amazon, Facebook und Apple. Derzeit sind sie ausschließlich Nutznießer eines digitalisierten Wissens und der so verbreiteten künstlerischen Produktion.) Macron möchte sie für sein Kulturprojekt zu Partnern machen." Dabei sitzt er an der Quelle: die Schlagworte für sein Vorhaben sind gegeben: liberté - egalité - fraternité. Die "liberté" verwirklichen zu wollen, - im Kulturellen - ist der Anfang. Die andern Ideale verwirklicht, wenn erst einmal die Freiheit der Kultur umgesetzt ist, der Staat und die Ökonomie. "Fraternité" im Sinne von ökonomischem Zusammenarbeiten ist in Zeiten der Globalisierung längst Realität. Voraussetzung notwendender Innovation ist heute:
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Ja zum Entwicklungsbedürfnis individueller Menschen!
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8.) - "Nicht schlecht!" - ruft Obama 2016 der sich durchsetzenden Sonne am Brandenburger Tor zu. Die Sonne wird aber auch an den Tag bringen, was jetzt geschieht. Ein Macher - ein homo oeconomicus - hat die weltpolitische Macht ergriffen! Solche Verquickung nennt man neuerdings allgemeinhin "Filz".
Malte Lehming vom Berliner Tagesspiegel am 2.11.16: "Wenn aber Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, empört sind über die Gegenwart, sich so halt- wie ziellos der Zukunft eines Blenders anvertrauen, sind Mächte am Werk, die stärker sind als die Vernunft. Keine guten Mächte". Mächte, die das Licht scheuen!
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9.) Wir waren, besonders in Europa nach 1945, gewohnt, das Gegenteil des "Guten" im Osten zu verorten. Der Westen war für uns die "freie Welt". Dort erstarkt nun der Populismus. Ihm geht es nicht mehr um die Emanzipation des Menschen in einer freien Gesellschaft, sondern um seine Anbindung an eine volkhafte "Identität" und damit an Blut und Boden, - ein Rückfall in vorgeschichtlich-vorchristliche Zeiten, wo die Identität eines Volkes mit sich selbst noch möglich war. Die geschichtliche Entwicklung hat heute dazu geführt, daß die Farben der Menschheit bunt gemischt sind. Und wir sehen uns einem zweifachen "Bösen" gegenübergestellt: Es gibt im Kosmos zwei polare "Widersachermächte" gibt, deren irdische Domäne jeweils der Osten bzw. Westen ist. Goethe hat sie in einer einzigen Person - Mephisto = dem "Verderber" - personifiziert, Das Kampffeld dieser Mächte ist der Mensch und die Menschlichkeit auf
unserem Globus (GA272/3. Lauer "Geschichte III-Schluß): "...Und zum Wesen der Freiheit gehört nun eben einmal das Paradoxon, sich selbst preisgeben zu können. Damit charakterisiert sich das Böse auch dadurch, daß es in der Preisgabe der menschlichen Freiheit seinen Ausdruck findet. Diese Preisgabe stellt gleichsam den Kontakt zwischen ihm und dem Menschen her. Umgekehrt wird das Gute im Verlaufe der Menschwerdung immer entschiedener mit der Ausreifung und Selbstbehauptung der menschlichen Freiheit identisch. Und so ist es - wie die Verbindung des Menschen mit Luzifer oder Ahriman sein irgendwie geartetes Unfreiwerden bedeutet - umgekehrt für den Christus bezeichnend, daß sein Wirken sich dem Menschen nicht aufdrängt, sondern von diesem nur in voller Freiheit ergriffen werden kann, ja daß er, wenn der Mensch seine Kraft in sich aufnimmt, diesen erst im vollen Sinne sich selber schenkt..."
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10.) Die "geistige Waffenrüstung" nach Paulus (Epheser 6,10-17) zeigt, wie sich Menschen, die die Mitte suchen, überall auf der Erde wappnen können. Auch der Leitspruch des Urpazifisten Mani erhält neue Bedeutung:
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11.) "..Eine 'Metamorphose der Welt', eine Verwandlung, nicht nur ein Wandel.." Ulrich Becks neuestes Buch entwickelt Kategorien, mit denen sich die grundlegende Veränderung der Welt beschreiben und verstehen lässt.." Berliner Tagesspiegel am 15.12.16 (S25) über den 2015 verstorbenen Soziologen. Man sieht: Goetheanistische Begriffe greifen die Postmoderne!
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12. ) Wohin driftet die "zivilisierte" Welt? Welcher Geist wird da bedient? Was enthüllt sich in den USA? Populismus schien doch Europas Problem?Identität ist Sache des Einzelnen, Sache des Staates ist rechtliche Gleichheit!" Wo ist der Gesellschaftsentwurf der viel zahlreicheren Pegida-Gegner?" frägt Hannes Heine im Berliner Tagesspiegel vom 17.10.2016. Gegenfrage: Was sind die Werte, welches Menschenbild beherrscht den Globus? Entwürfe für eine menschenwürdige Zukunft brauchen Rücksicht und Rückblick!
Geschichtswissenschaft fördert jene und liefert diesen. Das darwinistische Menschenbild hinterfragen führt zu menschheitlicher Selbsterkenntnis, der Zierde des Menschen, gerade wenn alles zunehmend tierischer wird. Der Sozialdarwinismus kreiert den rücksichtslosen Macher, nun auch als Präsident! Der Kantsche Imperativ dagegen macht aus uns nur Pflichtautomaten. Wir wollen wahre Menschen werden - Motto: "Freiheit, du schöner Name" Suchen wir nach der lupenkleinen Mitte zwischen prärational + postfaktisch!
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13.) Der erste "Dreigliederer" war praktisch Schiller, er erweist sich als moderner Prophet:
..."In den ästhetischen Briefen bezeichnet er die eine Art der Unfreiheit - im Blick auf die orientalischen Kulturen, die sowohl in älterer wie auch in neuerer Zeit die geschichtlichen Repräsentanten derselben darstellen, setzt sich doch in ihren politischen Verfassungen immer wieder das Prinzip eines irgendwie gearteten monarchischen Despotismus durch - als Barbarei. Die letztere dagegen bezeichnet er als Wildheit - im Hinblick auf den "wilden Westen", in welchem sich in neuerer Zeit eine Zivilisation entwickelt hat, deren demokratisch-liberalistische Gesellschaftsordnung weitgehend zur bloßen Spielregel geworden ist, die ein schrankenloses Ausleben des materiellen Egoismus der Einzelnen ermöglicht"... (Hans Erhard Lauer: I,2,I Vorchristliche Ära S64)
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14.) "Der moralische Aspekt der Geschichte"
"...Die moderne Wissenschaft hat sich einer moralischen Betrachtung der Geschichte - von einer religiös orientierten ganz zu schweigen - seit langem entwöhnt. Der Gründe hierfür sind viele. Der wohl hauptsächlichste liegt darin, daß teuflisch-satanische Wesen, wie sie die letztere als Feinde und Verführer des Menschen ständig am Werke sieht, oder auch deren Gegner und Beschützer der Menschheit: der Erzengel Michael nicht der sinnlichen, sondern einer übersinnlichen
Welt angehören oder angehörend vorgestellt werden müssen. Diese Welt ist aber - zufolge der in den letzten Jahrhunderten zu allgemeiner Herrschaft gelangten Meinung - dem menschlichen Erkennen, zumindest einem wissenschaftlich gearteten, nicht zugänglich..."
Hans Erhard Lauer:
"Denn unter allen Forderungen unserer Zeit ist die Geschichtserkenntnis selbst die Urforderung"
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Freiheit scheint unvereinbar mit sozialem Dasein. Wer deswegen Freiheit und Brüderlichkeit als "Antagonismus" zementiert, übersieht die lebendig verbindende und ausgleichende Mitte: die freien Vereinbarungen im sozialen Leben, das er ignoriert - und die Gesetze, die er fürchten muß, siehe Panama. Das Auseinanderdriften in den Gemeinschaften weist auf die geschichtlich gewachsene Dominanz des Individuellen vor dem Sozialen. (s.a.3a-f Das individuelle Prinzip) Das luziferische Pendant zur ahrimanischen Managerkrankheit, die ganze Unternehmen in den Sand setzt und sich dann noch die Nase vergolden
läßt, ist die astronautische Beinfreiheit in spirituellen Bewegungen, die keine irdischen Zwänge kennt. Im Sozialen kommt es aber nicht auf hehre Absichten an, sondern auf Wirkungen. Das übersieht der Fundamentalist, der Realo dagegen frägt nicht nach der geistigen Golddeckung. Beide bilden die rechten und linken Flügel in allen sozialen Bewegungen. Paradigmatisch benannt wurden "Fundis" + "Realos" bei den "Grünen", die aus den Achtundsechzigern hervorgegangen sind. Sie prangerten den Filz im Staate an. "Entfilzen" heißt die Alleinstellung und Entzerrung unterschiedlicher Qualitäten:
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1.) Individuelle Freiheit in Kultur und Religion
2.) gleiche Augenhöhe in rechtsstaatlichen Angelegenheiten
3.) kooperatives Arbeiten im Wirtschaften
Das nannte Rudolf Steiner "Dreigliedern"*. Auch das Ziel des "Prager Frühling" war der "freie Sozialismus mit dem Antlitz des Menschen". Das waren schon die Ideale der Französischen Revolution: "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit". Aber immer wurde die Gliederung des sozialen Organismus in Kopf, Herz und Rumpf übersehen. Stattdessen gab es die makabre Gliederung mit der Guillotine, die heute unblutig und geräuschlos arbeitet mit gleichem kopflosen Ergebnis. Wozu braucht auch der Bauch einen Kopf? Es geht alles auch mit Infusion! Im Sozialen nennt man das Lobbyismus.
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Auch für die Bewältigung der Fluchtkatastrophe, die mit den einheitsstaatlichen Geostrategien offen-geheimer Dienste entstanden ist, will differenziert sein. Wegen der entstandenen Verworrenheiten wehren sich die mißtrauisch gewordenen Bürger. Aber nicht die Presse lügt - die Begriffe selbst greifen nicht mehr, weil Routine, Konvention und Phrase dominieren. Zuzeiten von Schiller/Goethe flüchteten Deutsche in den Folgen der Französischen
Revolution. Der eine behandelte das in seinen "Briefen", der andere imaginativ in seinem "Märchen"*. Fazit: Der Mensch darf nicht eingeengt sein durch materiell-stoffliche oder rationale Grenzen und Zwänge. Heute sind auf dem Globus die Grenzen längst fließend, auch Kultur und Religion kennen keine staatlichen Grenzen mehr. Der Einheitsstaat hat längst abgedankt! Schon Wilhelm von Humboldt hat den Staaten ihre wahren Grenzen aufgezeigt!*
Das entgrenzte Europa tümelt nach rechts, statt zwischen Ost und West zu vermitteln. Die Mitte bleibt die Aufgabe - im Sozialen wie im Menschlichen. Auch Nichtregierungsorganisationen, die global die Menschenrechte einfordern, sind ohne den realen Einsatz dafür unglaubwürdig. Es ist eine klingende Schelle, "Menschenwürde" an seine Fassade zu malen, wenn dahinter Ehrgeiz + Filz walten.
Das gilt für alle: den Einzelnen, die Institutionen und Staaten!
Und Amerika? - Es stand immer schon am westlichen Rande des Globus.
Ex oriente lux - Aus dem Osten kommt das Licht!
Ex occidente? Was steht da zu erwarten?
(*Steiner: Die Kernpunkte der Sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft --- *Humboldt: Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit der Staaten zu bestimmen --- *Goethe: Das Märchen von der Lilie und der grünen Schlange --- *Schiller: Briefe zur ästhetischen Erziehung des Menschen --- *Rohen: Die funktionale Struktur von Mensch und Gesellschaft --- *Spitta: Die Staatsidee Wilhelm von Humboldts)
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"Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit"
den Inhalt von Anthroposophie und Dreigliederung finden Sie auf den folgenden Seiten, geschichtsphilosophisch, soziologisch - im Zeichen von Religion und Rosenkreuz - aus der Sicht eines Achtundsechzigers - mit Literatur und Literaturangaben
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