Reife und karmische Forschung
Neue Paradigmen aus der Anthroposophie
Schicksal, das deutsche Wort für Karma, Tyche, Fatum und Kismet wird oft herangezogen als banale Erklärung für ungewollte Gegebenheiten, die man eben hinnehmen muß. Daß es auch Gegenstand einer exakten Forschung sein kann, verdrängt man lieber, weil sonst die Unbefangenheit des Erlebens verlorenzugehen befürchtet wird. Die Fähigkeit karmischer Forschung hängt mit einer Reife zusammen, die wir im Prinzip mit 63 erworben haben können. Wenn wir neun Jahrsiebte gelebt haben und bis dahin die jeweils altersspezifischen Fähigkeiten ausgebildet haben, ohne zu stagnieren, dann sind wir dafür reif (17.1). Das heißt viel, denn jeder muß wohl auf Versäumnisse in seinem Leben zurückschauen, die in der Folge das geistige Vorwärtskommen behindern, selbst wenn noch so viele Lebensleistungen vorgewiesen werden können. Jedes Lebensjahrsiebt wird zum Okular für geschichtliche Entwicklungsstufen. Damit werden wir auch in jedem Jahrsiebt anderen Sphären anverwandt und durchleben mit diesen Erfahrungen dann nachtodlich den siebengliedrigen planetarischen Sphärenkreis. Der Lebenslauf wird selbst zum Instrument der Forschung.
(17.2;LI,3.Teil,4.Kap.S202: III.4 Schichtung der Zeitsysteme)
..."Was ist aber mit all dem eigentlich gesagt? Es ist dieses, daß der eigene Lebenslauf, hinsichtlich seiner inneren Entwicklungsmöglichkeiten bis in seine höchsten Stufen hinauf vollmenschlich durchgestaltet, gewissermaßen zum Okular wird, durch welches man hindurchblickend man erst in die Tiefen und in die innere zeitliche Struktur des gesamten und speziell auch des geschichtlichen Menschheitswerdens hineinzuschauen vermag. Damit ist das Wichtigste und Wesentlichste ausgesprochen, was die methodischen Grundlagen und Prinzipien des in diesem Buche zur Darstellung kommenden Beitrags zur Grundlegung einer Geschichtswissenschaft betrifft... ...Und warum kann er dieses Instrument werden? Weil die Zeitorganismen, um die es sich beim Wesen und Werden des Menschen handelt, alle dieselbe innere Struktur haben. Denn immer haben wir es dabei ja mit dem Menschen zu tun, der die Zeitlichkeit ist. Haben wir diese Struktur einmal an demjenigen Zeitorganismus erfaßt, in welchem sie sich unserem erlebenden Erfahren am unmittelbarsten gegeben ist, dann enthüllt sie sich uns auch an den umfassenderen Zeitorganismen der Geschichte und der gesamtirdischen Menschheitsentwicklung"...(dieses Zitat aus Kap.12 wird hier wegen seiner Bedeutung für die individuell-menschliche Entwicklung herangezogen und noch aus den "Anthroposophischen Leitsätzen" von Rudolf Steiner der 50. Leitsatz:)
"Es ist von ganz besonderer Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, wie die Betrachtung des geschichtlichen Lebens der Menschheit dadurch belebt wird, daß man zeigt, es sind die Menschenseelen selbst, welche die Ergebnisse der einen Geschichtsepoche in die andere hinübertragen, indem sie in ihren wiederholten Erdenleben von Epoche zu Epoche wandeln"
Steiner konnte 63-jährig die Ergebnisse seiner Karmaforschungen mitteilen, ohne daß der ahrimanisch-verdunkelnde Zeitgeist ihn daran hindern konnte (17.3). Denn vor unserem materialistisch- und religiös-gläubigen Paradigma liegen Karmaforschung und Wahn auf einer Linie (17.4). Von kirchlicher Seite wird eingewandt, daß die von Anthroposophen angestrebte Selbsterkenntnis und -entwicklung einer Selbsterlösung gleichkomme, Erlösung sei doch nur durch die christliche Gnade möglich. Sollen wir zum Däumchendrehen animiert werden, wenn es um unsere Stellung in der Welt geht? Eine solche Haltung kann aus dem Vorhergehenden als eine luziferische erkannt werden.
Ein geometrisches Bild ist zum Verständnis des Zusammenhangs hilfreich: Unser irdisches Leben durchlaufen wir auf der unteren Wellenlinie einer Kurve. In der Biographiearbeit nennt man diese Symmetrielinie scherzhaft: die anthroposophische Badewanne (17.5, LI, 3.Teil,3.Kap.). Nachtodlich steigen wir durch die sieben Planetensphären auf und wieder ab bis zur nächsten Verkörperung. Die Wellenlinie der Kurve nach oben wird mit dem Bogentor von Frau Holle abgeschlossen (zur Frage von oben/unten s. 17.6). Wir brauchen in jeder Sphäre so lange, wie es dort für uns etwas zu tun gibt. Wir steigen auf zu einem äußersten Umkreis, der individuell verschieden ist und nähern uns danach wieder der Erde (17.7). Will also der Karmaforscher einen Menschen in einem früheren Leben auffinden, so muß er in der Lage sein, dessen Sphärenweg zeitlich rücklaufend bis in den weitesten Umkreis und von da weiter zurück wieder bis zur Erde geistig zu begleiten. Ist die Reife nicht gegeben, im geistigen Dasein kontinuierlich in alle Sphären zu gelangen, dann kann das Nachforschen lückenhaft werden und der Gesuchte stellt sich erst später wieder ein. Dann ist es aber nicht sicher, ob es auch derselbe ist. Man hat nicht so etwas wie ein biometrisches Bild, denn es handelt sich nicht um eine äußerliche Anschauung, auch wenn dem Angesicht eines Menschen wesenhafte Züge zukommen, weil der Kopf am ehesten den Bildcharakter der individuell wirkenden Kräfte darstellt. Hier ist wesenhaftes Mitgehen mit dem ganzen Menschen Bedingung, denn bei der hier erforderlichen intuitiven Erkenntnisform (17.8) handelt es sich um eine Wesensverbindung. Und wenn man keinen vollständigen, lückenlosen Zugang zu dem Weg der betreffenden Individualität haben kann, können Verwechslungen passieren. Es gibt ja auch die Geistverwandten. Und es gibt die sogenannten Hüllen oder Leiber des Menschen. Der Astralleib (Sternenleib), der uns durch die seelischen Regionen führt (17.9), hat noch lange ein Eigenleben, auch wenn die Individualität längst nicht mehr an ihn gebunden ist und auch Ätherleib und Physis schon früher abgelegt sind. Beim Abstieg wird früher abgelegtes Astralisches und Ätherisches dann wieder aufgenommen. Das hat zu den irrtümlichen Ergebnissen von Parapsychologie (PSI) und Spiritismus geführt, daß Individualitäten befragt werden sollten und die Antworten z.B. aber nur vom abgelegten Astralleib kamen. Auch dadurch hatte das Ganze einen gespenstischen Anstrich, und Irrtümern war Tür und Tor geöffnet (17.10).
Gesetzt den Fall, es wird leibfrei wahrgenommen, d.h. nicht mit den physischen Sinnen, dann kann das immer noch astralisch sein und nicht unbedingt rein geistig. Der Astralleib ist die seelische Kraft des Menschen, mit der einfühlend alles auf das Selbst bezogen wird und durch den die Gefühlserlebnisse an und mit der Welt entstehen. Wenn man einen Sonnenstich oder eine starke Migräne erleidet, kann u.U. im Astrallicht gelesen werden infolge der Lockerung oder Pressung des Leibesgefüges, ganz abgesehen davon, was wohl alles möglich ist durch den Gebrauch von Drogen (17.11). Man bleibt u.U. nicht auf den Hüter der Schwelle fixiert, wie das oft bei Nahtodeserlebnissen der Fall sein kann. Bei letzteren ist man u.U. mehr leiborientiert, weil man noch im Leib bleiben soll oder will.
Bei einer echten Lockerung erlebt man vielleicht eine frühere Zeit und da z.B. einen Kaiser aus der Nähe und ist so in ihn hineinversetzt, daß bei wiederkehrendem sinnlichen Bewußtsein nicht unterschieden werden kann und man empfindet, der Kaiser gewesen zu sein. Dabei war man vielleicht bloß der "Schubutzer vom Gaiser" (17.12).
Andere Irrtümer können entstehen, wenn z.B. gefragt wird: „Kehren die Opfer des Holocaust wieder“? (17.13) Eine inkarnierende Seele kann 1940/50 die eben entkörperten Seelen quasi im Gegenverkehr, im gegenseitigen Durchdringen auf derselben Wegeshöhe erlebt haben. Im Falle des Holocaust können also außerordentlich schwerbeladene Seelen von Opfern und Tätern und deren Erlebnisse im eigenen späteren Leben auf sich bezogen werden. Dann wähnt man im Holocaust inkarniert gewesen zu sein. Der Astralleib hat dafür nicht das Unterscheidungsvermögen, nur die Persönlichkeit mit hinreichenden Begriffen bei bewußtem Nachdenken, gestützt durch die Wissenschaft vom geistigen Leben. Ein genaues Unterscheidungsvermögen ist gefordert, wenn Karmaforschung betrieben werden soll. Steiner hat vom Freiherrn von Unterscheidungsvermögen gesprochen (17.14a). Und wenn dann noch mit gedämpftem Bewußtsein, in Trance oder mit Hypnose und Suggestion usw. gearbeitet wird, dann können auch atavistische d.h. vorzeitliche Seelenhaltungen aktiviert werden. Nur kommen dann nicht nur individuell-geistige Erfahrungen zum Vorschein, sondern auch blutsgebundene und völkische Geschehnisse, die heute an die niedersten Beweggründe gebunden sein können. Und wer einen Geistheiler aufsucht, weiß auch noch nicht, womit dieser umgeht und wer ihm eigentlich zu Diensten steht. Diese wissen es ja meist selbst nicht. Faust war auch Arzt – er wußte aber, mit wem er es des weiteren nach seinem Pakt zu tun hatte, der ihn zu den Quellen des Lebens führen sollte.
Vielleicht wird aus all dem deutlich, daß eine hohe Reife erforderlich ist, wenn es anknüpfend an Rudolf Steiners Forschungen um Karmaarbeit gehen soll. Das heißt nicht, daß der Berufene schon 63 Jahre alt sein muß. Bekanntlich hat Rudolf Steiner schon 42-jährig Karmaübungen angeboten (17.15). In diesem Alter kann ein Geisteswissenschaftler die Reife für ein öffentliches Auftreten schon haben (17.16). Steiner hat wohl die erforderliche Reife für Karmaforschung schon mitgebracht, obgleich er von sich selbst sagt, daß er damals etwas naiv gewesen sei. Er meinte damit aber den sozialen Zusammenhang, den er vielleicht überschätzt hatte (17.17). Auch muß die unterschiedliche Reife von Menschen bedacht werden, die sich dadurch ergibt, daß die Menschen verschieden oft inkarniert waren (17.18). Am schwersten zu verstehen ist die Kontinuität des Bewußtseins, die dem Geistesforscher möglich und die für echte Karmaforschung erforderlich ist (17.19). Das bedeutet nichts weniger, als das individuelle Bewußtsein ohne Sinnestätigkeit aufrechterhalten zu können, auch wenn sich der physische Leib in der Ruheposition befindet, die wir gemeinhin Schlaf nennen. Auch dazu ist in der Bibel ein Hinweis zu finden:
Man trivialisiert diese Texte aber, wenn man sie als Schilderung einer Liebesbeziehung nimmt, denn bei Salomo handelt es sich um einen biblischen Eingeweihten (17.20a).
In Steiners Vortrag vom 4.4.1912 finden sich folgende Ausführungen (17.20b):
"...Der Mensch würde nämlich, wenn sein Ich schlafend bliebe, während sein astralischer Leib schon aufgewacht ist, seinen inneren Zusammenhang verlieren und würde sich zerspalten wie Dionysos vorkommen in der ganzen astralischen Welt der Erde, welche aus den Geistern der Umlaufzeiten besteht. Bei einer richtigen esoterischen Entwicklung werden also Maßregeln getroffen, daß dies nicht geschieht. Diese Maßregeln bestehen darin, daß man Sorge trägt, daß derjenige, welcher durch Meditation, Konzentration oder durch andere esoterische Übungen bis zur Hellsichtigkeit getrieben werden soll, in das ganze Gebiet der hellsichtigen, der okkulten Beobachtung hinein zwei Dinge behält, zwei Dinge ja nicht verliert. Das ist außerordentlich wichtig, daß in jeder esoterischen Entwicklung alles so eingerichtet wird, daß zwei Dinge nicht verlorengehen, die der Mensch im gewöhnlichen Leben hat, die er allerdings leicht verlieren kann in der esoterischen Entwicklung, wenn sie nicht richtig dirigiert wird. Wird sie aber richtig dirigiert, dann wird er sie nicht verlieren. Das erste ist, daß der Mensch nicht verliert die Erinnerung an alle Erlebnisse der gegenwärtigen Inkarnation, wie er sie sonst hat in seinem Gedächtnis. Der Zusammenhalt des Gedächtnisses darf nicht zerstört werden. Mit diesem Zusammenhalt des Gedächtnisses meint man auf dem Gebiet des Okkultismus noch viel mehr als im gewöhnlichen Leben. Im gewöhnlichen Leben versteht man unter diesem Gedächtnis eigentlich nur, daß man zurückblicken kann und wichtige Ereignisse seines Lebens nicht gerade aus dem Bewußtsein verloren hat. Im Okkultismus meint man unter richtigem Gedächtnis auch noch, daß der Mensch mit seiner Empfindung, mit seinem Gefühl nur auf das etwas gibt, was er schon in der Vergangenheit geleistet hat, so daß sich der Mensch keinen anderen Wert beimißt als den Wert, den ihm die Taten seiner Vergangenheit geben.
Verstehen wir uns da nur ganz richtig, meine lieben Freunde! Es ist damit etwas außerordentlich Wichtiges gesagt. Wenn ein Mensch durch seine okkulte Entwicklung dahin getrieben würde, sich plötzlich zu sagen: Ich bin die Verkörperung dieses oder jenes Geistes -, ohne daß irgendwie eine Berechtigung dazu vorliegen würde durch alles das, was er bisher geleistet hat, was schon da ist in dieser physischen Welt von ihm, dann würde im okkulten Sinn sein Gedächtnis unterbrochen sein. Ein wichtiger Grundsatz in der okkulten Entwicklung ist der, sich keinen anderen Wert beizumessen als denjenigen, der da kommt aus den Leistungen in der physischen Welt innerhalb der gegenwärtigen Inkarnation. Das ist außerordentlich wichtig. Jeder andere Wert muß erst auf Grundlage einer höheren Entwicklung kommen, der sich erst dann ergeben kann, wenn man zunächst feststeht auf dem Boden, daß man sich für nichts anderes hält, als was man in dieser Inkarnation hat leisten können. Es ist das auch natürlich, wenn man die Sache objektiv betrachtet, denn das, was man geleistet hat in der gegenwärtigen Inkarnation, ist das Ergebnis auch der früheren Inkarnationen; es ist das, was Karma bisher aus uns gemacht hat. Was Karma noch aus uns macht, müssen wir erst machen lassen, das dürfen wir nicht in unseren Wert hineinrechnen. Kurz, wir werden, wenn wir uns selber bewerten sollen, dies bei der beginnenden esoterischen Entwicklung nur in der richtigen Weise tun, wenn wir uns unseren Wert nur von dem beilegen lassen, was sich in der Erinnerung als unser Vergangenes darbietet. Das ist das eine Element, das uns erhalten bleiben muß, damit unser Ich nicht einschläft, während unser astralischer Leib aufwacht.
Das zweite, was uns als gegenwärtiger Mensch auch nicht verlorengehen darf, ist der Grad unseres Gewissens, den wir in der äußeren physischen Welt besitzen. Hier ist wiederum etwas, was außerordentlich wichtig ist, zu beachten. Sie werden schon öfter erfahren haben, daß da oder dort irgend jemand eine okkulte Entwicklung durchmacht. Wenn sie nicht in der richtigen Weise gelenkt und geleitet ist, dann kann man oftmals die Erfahrung machen, daß der Mensch die Dinge in bezug auf Gewissensfragen leicht nimmt als vor seiner okkulten Entwicklung. Vorher haben ihn Erziehung, sozialer Zusammenhang geleitet, daß er dies oder jenes tun oder nicht tun durfte. Nach Beginn einer okkulten Entwicklung fängt sogar mancher, der früher nicht gelogen hätte, zu lügen an, nimmt die Dinge in bezug auf Gewissensfragen leichter, als er sie früher genommen hatte. Keinen Grad des uns angeeigneten Gewissens dürfen wir verlieren. Gedächtnis so, daß wir uns unseren Wert nur geben lassen aus der Betrachtung dessen, was wir schon geworden sind, nicht durch irgendeine Anleihe auf die Zukunft, auf das, was wir noch tun werden. Gewissen in dem Grade, wie wir es uns erworben haben in der ganz gewöhnlichen physischen Welt bisher, das müssen wir uns erhalten. Wenn wir diese zwei Elemente in unserem Bewußtsein erhalten, unser gesundes Gedächtnis, das uns nicht vorgaukelt, etwas anderes zu sein als das, was sich als in unseren Leistungen gelegen ergeben hat, und unser Gewissen, das uns die Dinge moralisch nicht leichter nehmen läßt, als wir sie bisher genommen haben, womöglich noch schwerer -, wenn wir uns diese erhalten haben, dann kann niemals unser Ich einschlafen, wenn unser astralischer Leib aufgewacht ist. Dann tragen wir den Zusammenhalt unseres Ich hinein in die Welt, in der wir aufwachen mit unserem astralischen Leib, wenn wir gleichsam schlafen, wenn wir unser Bewußtsein hinüberretten in den Zustand, in dem wir mit unserem astralischen Leib von dem physischen und ätherischen Leib befreit sind. Und dann, wenn wir mit unserem Ich aufwachen, dann fühlen wir nicht nur unseren astralischen Leib verbunden mit all den geistigen Wesenheiten, die wir heute geschildert haben als die Geister der Umlaufszeiten unseres Planeten, sondern dann fühlen wir in einer ganz eigenartigen Weise, daß wir eigentlich nicht mehr eine unmittelbare Beziehung haben zu dem einzelnen Menschen, der dieses physischen Leibes, dieses ätherischen Leibes ist, in dem wir uns gewöhnlich befinden. Wir fühlen sozusagen alles dasjenige, was nur als Eigenschaften unseres physischen Leibes, unseres ätherischen Leibes sich ergibt, wie von uns genommen. Wir fühlen daher dann auch von uns genommen alles das, was nur äußerlich leben kann auf irgendeinem Territorium unseres Planeten, denn was auf einem Territorium unseres Planeten lebt, hängt eben zusammen mit den Geistern der Umlaufzeiten. Jetzt aber fühlen wir, wenn wir mit unserem Ich aufwachen, nicht nur uns ergossen in die ganze Welt der Geister der Umlaufszeiten, sondern wir fühlen uns eins mit dem ganzen einheitlichen Geist des Planeten selber; wir wachen in dem einheitlichen Geist des Planeten auf. ..." (17.20b)
*
Es schließt sich hier der Kreis, denn Karmaforschung und Geschichtsforschung fallen hier in eins zusammen. Wer das Karma eines Menschen erforschen will, bekommt es mit Menschheitsgeschichte zu tun. Und wer Geschichte erforschen will, der wird auf das Wirken von Einzelmenschen verwiesen: "Willst Du Dich selbst erkennen, so schau in die Welt - willst Du die Welt ergründen, dann blicke in Dein eigenes Innere". Diesen Spruch kann man bei Rudolf Steiner in vielen Varianten finden. Er bildet auch die Quintessenz der Arbeit von Andre Bartoniczek über imaginative Geschichtserkenntnis (17.21). Hier kann zu einem Symbol gegriffen werden, das diese Selbsterkenntnis ausdrückt und deutlich macht, worauf in Kapitel 1b schon hingewiesen wurde: Soll Biographiearbeit Sinn machen, ist sie zu erweitern auf die Suche nach dem Zusammenhang, den man als Einzelmensch mit der Menschheitsgeschichte hat. Das braucht Zeit, schafft aber auch Zeit im Sinne der Perspektive:
"Jede Idee, die dir nicht zum Ideal wird, ertötet in deiner Seele eine Kraft; jede Idee, die aber zum Ideal wird, erschafft in dir Lebenskräfte" (17.23)
Leben verläuft in der Zeit, Ideale schaffen somit Zukunft. Die Erkenntnis, die die Schlange in paradiesischer Urzeit brachte, wird hier auf eine Selbsterkenntnis erweitert, die schließlich das höhere Selbst findet - im Bilde: sie beißt sich in den Schwanz. Das ist auch ein Bild für die Kontinuität des Bewußtseins: Inne-Sein - man gerät nicht mehr außer sich, wenn man in die Welt schaut und in ihr handelt.