Quintessenzen
(18.0)
1) Reinkarnationserlebnisse gelten den Psychologen der Schulmedizin als pathologisch, weil sie aus dem biographischen Umkreis nicht erklärbar und ableitbar sind. Steiner hat die europäische Fassung der Reinkarnationslehre geprägt, damit Menschen sinnvoll mit den künftig von selbst auftretenden Reinkarnationserinnerungen umgehen können (18.1). Unter Anthroposophen wird oft ein Mangel selbständig geistig Erlebender beklagt und die geleistete Arbeit dann als spirituelle Schmalspur gegeißelt. Geistiges Erleben wird sich in der Zukunft aber von alleine einstellen. Steiner weist darauf hin. Es wird sogar ein physisches Organ für die Auffassung der Reinkarnationserinnerungen sich bilden, das, wie unser übriges Gehirn die Gedankenwelt auffasst, dann diese Erlebnisse spiegeln wird (18.2a; LI,S 147). Man soll dann gelernt haben, diese Erlebnisse so objektiv zu nehmen, wie man das bei Erinnerungen an die mineralische und pflanzliche Welt kann. Denn in einem früheren Leben war man ein anderes Subjekt, dessen Dasein man zwar von innen aus erlebt, aber anders als bei gefühlstingierter astralischer Identifikation graduell geistiger, objektiver, eben wie ein Zuschauer. "...Das Geschichtserkennen habe so von Wirklichkeit gesättigt zu sein, daß es nahesteht dem Naturgeschehen, dem Naturwerden..."(18.2b)
Daher wird heute auch die Frage gestellt: Was inkarniert sich? Es ist eine Frage nach dem Ich (18.3). Und die Entwicklung desselben ist mitteleuropäisches Anliegen seit der Zeit der Völkerwanderung und auf bewußt reflektierte Weise seit der Epoche der deutschen Dichter und Denker. Der Deutsche ist Kosmopolit, wie das schon Fichte gesehen hat, eben wegen der geistigen Offenheit. Diese läßt sich aber weder von physischen, biologischen, psychischen und auch nicht von den geistigen Gegebenheiten her einschränken, sondern will alle Beziehungen unter dem Signum der Freiheit bilden. Auch die Rezeption fremder Kulturen in dem bunten multikulturellen Treiben im Kiez kann unter diesem Gesichtspunkt konstruktiv verstanden werden, wenn auch unsere Kanzlerin Multikulti gerne als gescheitert abtun möchte und Multikulti auch häufig unter der Gürtellinie angesiedelt ist.
Letztlich ergeben sich 2 Schritte: 1. die geistigen Erfahrungen und 2. ihre Verarbeitung; 1. also das Hellsehen und 2. die Einweihung. Beides kann man systematisch anstreben, ersteres wird sich auch ohne Schulung im weiteren Verlauf des Lichten Zeitalters ergeben (18.4). In einem nächsten Leben können wir die Erinnerung an das jetzige haben. Menschen, die heutzutage ihre Mitmenschen übervorteilen (individuell oder kollektiv, letzteres mittels struktureller Gewalt im nationalen oder globalen Maßstab), bereiten sich damit ein delikates Karma zu. Das Tor, durch das die Gold- und die Pechmarie schreiten, wird dann schon etwas individueller gestaltet sein, wo man nicht von Apparaten gescannt, sondern von den karmisch verbundenen Menschen angeschaut und entsprechend empfangen wird. Voraussetzung für die individuelle Reinkarnationserinnerung ist, das fortwirkend Geistige mit dem vergänglichen Sinnlichen verbunden zu haben. Und das tun wir heute eigentlich laufend, mit jeder Vorstellungsbildung, wo das Ich selbständig eine Wahrnehmung mit ihrem Begriff sachgemäß verbindet, d.h. wo es wirklich denkt. Das ist uns so erst nachchristlich möglich, durch das kosmische Mittlerwesen ICH des Christus Jesus, wo die geistigen Schöpferkräfte mit einem menschlichen Leib sich verbindend und ihn durchdringend die irdische Entwicklung erneuert haben. Auch dafür kann als Zeichen der Davidstern stehen. In der Gnosis war das Hexagramm das Symbol für die Vereinigung Christi und der Sophia, der Vergöttlichung des Menschen.
Man sollte und kann sich heute bemühen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und damit Vergängliches von Unvergänglichem. 'Erlebtes sinnvoll deutend' ist ein Spruch der Michaelizeit des Jahres, kann aber auch auf die Herbsteszeit der Menschheitsentwicklung bezogen werden und wird so ein Motiv für Geschichtsphilosophen (18.5). Und weil Rudolf Steiner sich in seinem ganzen Werk der naturwissenschaftlichen Methode verpflichtet hat (18.6), reicht es sicher nicht, wenn man dann nur Angelesenes vorzuweisen weiß, wenn vielleicht auch in wissenschaftlicher Manier. Erfahrung gehört dazu. Aber ohne Wissenschaft tappt man bei auftretenden spirituellen Erlebnissen erst recht im Dunkeln (18.7). Wie sehr der Studierende sich der Aufgabenstellung bewußtbleiben kann, sei mit einem Zitat von Steiner belegt:
"...Erst dann wird Geisteswissenschaft eine Lebenssache, wenn wir diese allgemeinen Lehren anwenden können auf die einzelnen Erfahrungen des Lebens, wenn wir imstande sind, unsere ganze Seele sozusagen einzustellen auf den Gesichtswinkel, durch den wir das Leben in einer neuen Art ansehen..." (18.8)
Und wenn man das komplett in diesem einen Leben schaffen will, pflegt man eine Unbescheidenheit spezieller Art, die vielleicht noch keinen hinreichenden Begriff von Geduld und den in Betracht kommenden Dimensionen seelisch-geistiger Entwicklung hat. Lessing meint abschließend zu seinen Untersuchungen:
„Aber warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?“ … „Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?“ (18.9).
Natürlich muß bedacht werden, daß auch der Reigen unserer Verkörperungen sich einmal schließen wird (18.10). Aber ein bisschen Ewigkeit haben wir wohl noch, Steiner weist auf die Tätigkeit des Erzengels Michael, durch deren Wirkung wir geduldig sein dürfen und auf Zukunft hoffen (18.11). Aber der Umgang mit der untersinnlichen materiezerstörenden Kernenergie stellt diese Zukunft infrage. Was werden hier die nächsten Jahre bringen? Hoffentlich den konsequenten Atom-Ausstieg, der ja nicht die aufgehäufte Strahlung verringern kann, aber zumindest keine weiteren hinzufügen wird. Man kann das Zeichen für radioaktive Strahlung auch im Sechsstern finden:
An dieser Stelle kann auch hingewiesen werden darauf, daß Gestaltungskräfte im Werden und Wachsen vieler Kristalle die Form des Sechsecks, das Hexagon hervorbringen. So beim Apatit, Amethyst, Aquamarin, Bergkristall, Beryll, Rubin, Saphir, und Smaragd in allen ihren Varietäten. Warum wurde also als Zeichen für den Zerfall der schweren Metalle wie Uran das Sechseck benutzt?
2) Ein trinitarischer Sachverhalt sei abschließend noch erwähnt. Die Dreigliederung des Sozialen Organismus zu verwirklichen, ist das Herzensanliegen der sog. Dreigliederer. Bei einer Zusammenkunft 1972 im INCA in Achberg am Bodensee z.B. stellte Herbert Hillringhaus (18.12) die ketzerische Frage in den Raum, woher man es denn entnehme, daß jetzt (1972) die Verwirklichung der 'Dreigliederung' fällig sei. Auch in der Französischen Revolution wurde vorausgesetzt, daß da Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verwirklicht werden könne, worauf Friedrich Schiller resümierte: "Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn". Auch auf die Frage der Jünger nach der Wiederherstellung des davidischen Reiches bei seiner Wiederkunft klingt die Antwort des Christus barsch:
"...Es steht euch nicht zu, die Zeitenläufe und die Zeitereignisse voraus zu wissen, die der Vatergott seiner eigenen Macht vorbehalten hat – ihr sollt die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der sich auf euch herabsenken wird..."
(18.13). Man möchte meinen: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Denn das Neue Jerusalem wird es zu einer Metamorphose des irdischen davidischen Reiches in ein himmlisches Jerusalem gebracht haben, das ist eindeutig in der Apokalypse dargestellt als mit dem Wirken des Heiligen Geistes zusammenhängend. Der Christus vermittelt zwischen Vater und Heiligem Geist und hat damit die Menschheit auf den Weg der zehnten Hierarchie des Kosmos gebracht. Der Heilige Geist ist uns durch denkende Bemühung zugänglich. So wie mit dem biogenetischen Grundgesetz anhand gegenwärtiger Relikte vergangener Entwicklungen Rückschlüsse gezogen werden können, so können mit dem historiogenetischen Grundgesetz (dem umgekehrten biogenetischen Grundgesetz) gegenwärtig die Keime der künftigen geistigen Wesensglieder der menschlichen Evolution erschlossen werden, die ja aus göttlicher Begnadung in der kosmisch-irdischen Vergangenheit veranlagt worden sind. Nur zeigen sich da nicht leibliche Gestaltungen, sondern geistige (18.14). Die menschliche Zukunft, die Bewußtseinserweiterungen mit sich bringen wird, liegt im geistigen Kosmos, nicht in einem Schwellenübertritt zu einem physisch erweiterten Kosmos, auch wenn Astronomen und Astrobiologen immer wieder Hoffnung auf bewohnbare Planeten in unserer Reichweite -20 und neuerdings sogar 42 Lichtjahre!- machen möchten. Es scheint System zu haben, daß immer wieder solche Meldungen platziert werden, ist aber doch eine furchtbare Illusion, einen Planeten wie zum Beispiel den Mars als Ersatzplaneten aufbauen zu wollen: für Milliarden von Menschen?! Oder will man diese dann auf einem faulenden, modernden und strahlenden Planeten zurücklassen? Die Eroberungen der Postmoderne erfolgen im Geiste, alles andere wird zerstörerisch oder illusorisch. Der Wille im Denken ist heute angesagt, und auch das Herz beginnt, Gedanken zu haben (18.15). Das sind beides geistig fällige Schritte. Sonst würde man auch die ökologische Harmonie weiter bedenkenlos stören, hier hilft nur die Besinnung auf die Liebe zur Erde. Ein Lied der Atomkraftgegner lautete:
..."Nach dieser Erde wäre da keine, die eines Menschen Wohnung wär'
Darum Menschen achtet und trachtet, daß sie es bleibt.
Wem denn wäre sie ein Denkmal, wenn sie still die Sonn' umkreist'?"...
Steiners Ansatz ist, daß die soziale Dreigliederung erst in die Köpfe kommt, um harmonischere Verhältnisse zu gestalten, die dann aber nie einfürallemal geschaffen werden können! Der soziale komme wie der natürliche und der seelische Organismus immer wieder vom gesättigten und geordneten Zustand in den des bedürftigen und ungeordneten. Die soziale Frage müsse also immer wieder neu gelöst werden (18.16). Da geht es um Sozialkunst – vielleicht sogar im Sinne Nestroys: "Kunst ist, wenn man etwas noch nicht kann – denn wenn man es kann, dann ist es keine Kunst". Hier ist natürlich der Komiker herauszuhören. Es kommt für die Harmonisierung des kranken sozialen Organismus aber auf die Vorbereitung an, wenn solche Daten wie 1919, 1968 kommen und vielleicht 2019. Soll die Zukunft freier und sozialer sein, dann müssen Freiheit und Notwendigkeit, individueller Anspruch und Schicksalsgegebenheiten durch die gesamtgesellschaftlichen Gestaltungen in ein gegliedertes Verhältnis gebracht werden. Im 'Wilhelm Meister' (18.17) wird ein Kreis von Menschen vorgestellt, der sich um eine behutsame Führung des jungen Menschen bemüht. Auch nach Rudolf Steiner sollen Lehrer, Arzt und Priester zusammenwirken, wenn es darum geht, daß ein junger Mensch seinen Platz im weiteren Leben finde. Diese Menschen haben am ehesten auch ein Organ für das Freiheitsstreben des jungen Menschen, bevor dieser, mündig geworden, seine Freiheit selbst ergreifen kann (18.17a).
Auch die Soziale Frage kann heute nicht mehr ohne pädagogisches und therapeutisches Know-How gelöst werden, sie gerät mehr und mehr zu einer Aufgabe nicht nur für Michaeliten und Urieliten, sondern für die heilenden Raphaeliten (18.18). Und man kann durch Besinnung auf Entwicklungsnotwendigkeiten darauf geführt werden, daß erst durch die volle geistige Entfaltung des Individuums materiell eine brüderliche Ordnung möglich wird. Es muß eben gegliedert werden. Das 6-eckige Hexagramm steht auch für eine Zukunft, deren brüderliche Verfassung den individualisierten Menschen voraussetzt, das Philadelphia der Apokalypse. Wer in diesem Zeichen nur seine leibliche Verfassung in Harmonie bringen will, oder es gar auf die Geschlechter bezieht, der weiß nichts von seiner sozialen Bedeutung, auch wenn er es bedeutungsvoll von Christian Rosenkreutz herleitet. Er hampelt dann im höheren Sinne nur herum. Denn die soziale Bedeutung besteht im Ausgleich individueller und kollektiver Kräfte und der Gesundung deren Verhältnisse. Das Grundeinkommen wird dann nicht mehr diskutiert werden müssen (18.19). Die sympathische Margot Käßmann ist der Ansicht, daß die Gesellschaft eher Visionäre braucht als Pragmatiker. Leider nennt sie sie im gleichen Atemzug auch Träumer, Hoffende und Gutmenschen. Dem darf entgegengehalten werden: Ein Elias, Johannes der Apokalyptiker, Raffael und Novalis haben große Zukunftsbilder geschaffen. Elias mit seiner Formgebung für die israelische Mission, Johannes der Apokalyptiker mit der Formgebung der christlichen Zukunftsentwicklung, Raffael mit der Disputa, Schule von Athen und Himmelfahrt sowie den zahllosen Madonnenbildern; Novalis mit seinem Essay 'Europa oder die Christenheit' und den 'Hymnen an die Nacht'. Da kann deutlich werden, daß menschheitliche Entwicklung nicht beliebig ist und langfristige Entwürfe die Entwicklungskräfte focussieren können. So erweisen sie sich als die wahren Realisten (18.20). Frau Käßmann könnte mit moderner Geisteswissenschaft in ihren Gutmenschen mehr als Träumer sehen (18.21).
Dabei gilt: Vorsicht vor der Verfrühung brüderlicher Strukturen! Denn die Zahl 6 ist auch die Zahl des Fenriswolfes der nordischen Apokalypse (18.22a). Verfrühungen machen die erstrebten Entwicklungen zunichte und nützen nur den Lokomotiven, die einen entsprechenden Anhang für ihre eigenen Ziele brauchen und gebrauchen. Wenn in Philadelphia einmal volle Brüderlichkeit unser aller täglich Brot sein wird, wird es nicht mehr möglich sein, sich für eine individuelle Entwicklung von anderen abzugrenzen. Auch für Philadelphia kann der Sechsstern stehen, man kann in ihm sogar die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem suchen. Und die Erde, die durch das bisherige Walten der Kyriotetes ein Planet der Weisheit wurde, soll in unserer planetarischen Zeit zu dem Kosmos der Liebe werden (18.22b).
Das Gute wird dann darin bestehen, Geisteswissenschaft schon heute trotz aller Zugehörigkeiten, Bindungen und Mitgliedschaften selbständig studiert zu haben, denn das ist es wohl, was die Glieder einer neuen Arche erst zusammenbindet. So entsteht eine Gemeinschaft freier Geister - aber keine Gemeinde und auch keine Gemeinheit. Nicht umsonst spricht ein aufgeklärter Anthroposoph heute vom Abschied von der Gemeinde (18.23). Es geht um die Mitte zwischen blinder Gefolgschaft und egozentrischer Selbstverwirklichung. Die Gefolgschaft, die geblendet auf die Lügen der Fenriswölfe hereinfällt, ist heute schon gezwungen, bei allem immer dagegen zu sein, dies aber im blinden Vertrauen auf ihren Leitwolf und sie merkt nicht, daß die nur ihre eigene Selbstverwirklichung betreibenden Wölfe Kreide gefressen haben, um Vertrauen einzuflößen, weil sie ihre eigene Sphäre mit Leben erfüllen müssen, wenn sie im Weltgeschehen weiter ihr dämonisches Dasein haben sollen. Sie können und wollen aus sich heraus die kosmische Entwicklung nicht erfüllen. Und da die Entwicklung auf dem Siebenersystem beruht, ergibt sich als Signum für diese Wesen die Entwicklungszahl 666. Es ist eine Unvollkommenheitszahl und wird 6+6+6 nicht im Dezimalsystem, sondern im Sext-System gelesen. 666 plus 1 ergibt da die Zahl 8. Die erste 6 kennzeichnet 6 erfüllte Zeiträume. 6 + 1 spielt sich dann schon im 7. Zeitraum ab. Zur Erfüllung der 7 und damit dem Erreichen der Oktave sind nach 6 erfüllten großen Zeiträumen (Äonen) weitere 6 mittlere (planetarische) und dann noch 6 kleine Zeitkreise (Kulturepochen) zu absolvieren. Nach diesen 6+6+6 ist nur noch ein kosmisches Quäntchen nötig, das aber den Übergang in einen höheren Zustand mit sich bringt (18.24). An einem solchen Übergang im Individuell-Menschlichen steht Mephistopheles an Faustens Sterbemoment bereit und sucht, zusammen mit den Lemuren, dessen Seele zu erhaschen. Menschheitlich wird es zu diesem Zeitpunkt um Erlösung im kosmischen Ausmaß gehen, wo dem christlichen Geschehen hoffentlich die zentrale Rolle zukommen wird (18.25). Auch hier gilt es eine Mitte zu finden, die zwischen Verfrühung und Verspätung. Letztere wird darin bestehen, sich materialistisch-sinnlich an das physische Dasein zu klammern, während dieses allmählich in andere Zustände übergeht. Das himmlische Jerusalem ist kein geographischer Ort, sondern steht für eine verwandelte Erde der Zukunft (18.26). Paulus nennt die Verklammerung an die physische Leiblichkeit im Sterben den zweiten Tod. Man kann auch sagen: "Wehe, wenn Du ein Vater geblieben und nicht zum Jünger geworden bist" (18.27)
3) Eine letzte Frage schließt sich an, nachdem das Sechseck in vielen seiner Bedeutungen betrachtet wurde: Die Lilie - das Lebens-Zeichen Gabriels, die im strömenden, quellenden Lebensbereich sich verkörpert, ist auch ein Zeichen für die Sechszahl. Dies aber deutlich auf der Basis von 2 x 3, denn es gibt 3 innere und 3 äußere Blütenblätter. So kommt der Davidstern auch bei der Verkündigung zum Tragen: Es ist die eigentliche israelische Mission seit Abrahams und Davids Zeiten, welch letzterer der erste König Israels gewesen ist, daß hier die Geburt des Sohn Gottes verkündigt wird, den Pilatus dann 33 Jahre später als den König der Juden bezeichnen wird und den Judas mit seinem Verrat dazu bringen wollte, daß er doch endlich seine Weltherrschermuskeln spielen läßt. Durch das dann aber folgende Geschehen wird die Menschheit wieder mit dem Vatergott verknüpft und dem Heiligen Geist zugeführt, auf andere Weise als ein materialistischer Judas sich das ausdenken konnte. Die Trinität äußert sich in der Menschheitsentwicklung in einem absteigenden Strom der Schöpfung und in einem aufsteigenden Strom: "Siehe, ich mache alles neu", worauf der Menschheitsrepräsentant als seine Mission hinweist. Beim Apokalyptiker kann deutlich werden, daß mit all dem Maria - die Mutter Gottes, und im Innermenschlichen das 'Geisteskind im Seelenschoß' (18.28) zu tun hat. Maria und damit die menschliche Seele sieht sich mit dem Drachen konfrontiert, der auf der Zahl 6 beharrt und sich von der 3 - der Trinität - lossagen möchte (18.29). In der Apokalypse tritt da ein weiterer Erzengel - Michael - auf, der, anders als Gabriel, kämpferische Qualitäten ins kosmische Spiel einbringt (18.30).
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Die nachstehende Photographie zeigt einen Davidstern, der vermutlich aus Mogador-Essaouira in Marokko stammt. Nach der Vertreibung aus Spanien im 15. Jahrhundert flohen viele sephardische Juden über Nordafrika in Richtung Israel. Sie assimilierten sich z.T. unterwegs und auch schon in Nordwestafrika, das an dieser Stelle nur einen Katzensprung von Europa entfernt ist. Bei der gezeigten Kupferschale handelt es sich um eine sehr schöne kunsthandwerkliche Arbeit. Wie bei den langobardischen Kreis-Viereck-Siegeln im christlich-germanischen Raum verlaufen hier die Linien wie Flechtbänder jeweils so, daß sie sich wechselseitig unter- bzw. überlaufen. Es entsteht dabei nicht eine Überlagerung des einen geometrischen Motivs über das andere, sondern eine Verwobenheit, die der gemeinten Bildaussage auch entsprechend ist, denn es entsteht in der Betrachtung ein plastisches Bild. Der dargestellte Davidstern entsteht aus drei, in der Mitte nach innen geknickten Rauten (also hier nicht aus 2 x 3, sondern aus 3 x 2), wodurch im Gesamtbild ein inneres, kleineres Sechseck entsteht. Die Spitzen der Rauten werden weitergeführt und umgestülpt, so entsteht jeweils eine gerundete Ausstülpungen. Diese werden wiederum begrenzt durch die Rundung der Schale, wodurch im Ganzen gesehen ein Kreis um den Davidstern erscheint. Ganz außen erscheint ein filigranes Wellenband und der Abschluß der Schale mit dem hochgezogenen Rand ist fein gelöchert, was z.B. in der Romanik Wellenbänder symbolisiert, und das Ganze ist mit einem wiederum filigranen Blumen/Blatt-Muster abgeschlossen. Der äußere Stern wird von spitzbögigen Rundungen durchwoben, wodurch seine Spitzen wie in einen gerundeten Raum hineinragen. An sich stellt der Davidstern schon ein Symbol des Mikro/Makrokosmos dar, hier aber noch mit einer zusätzlichen Darstellung des Mikrokosmos durch den inneren Stern. Es handelt sich also eigentlich um einen doppelten Sechsstern. Durch die klare Zentrierung kann deutlich werden, daß hier nicht, wie bei ornamentalen Arabesken üblich, ein endlos verfließendes Muster entsteht, das keine individuelle bzw. einmalige Gestaltung zulässt. Sondern hier gibt es ein klares, abgegrenztes Zentrum. Trotz des durchlaufenden Spitzbogenkreises mit den Halbmonden, die an den inneren Spitzen wie Klammern für die Rauten erscheinen, weist dieses Kreis-Dreiecksiegel auf eine Herkunft aus dem jüdischen Raum, dessen historische Mission ja in der Vermählung von Mikro- und Makrokosmos gipfelt, oder anders ausgedrückt, mit der Geburt des Sohnesgottes aus dem Vatergott. Nicht zu vergessen ist, daß der Gott der jüdischen Volkes, Jahve - einer der sieben Elohim - mit dem Mond in Beziehung gebracht wird, wie später dann Christus von der Sonne her kommend gesehen wird. Ein Rätsel kann das vierblättrige Kleeblatt in der Mitte werden, das zu der Zahlensymbolik noch die Zahl 4 hinzufügt. (Die Schale befindet sich in Privatbesitz).
Rudolf Steiner erwähnt in seinen Mitteilungen über Christian Rosenkreutz, daß dieser "...in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts nach dem Orient gegangen ist, um den Ausgleich zu finden zwischen der Initiation des Ostens und derjenigen des Westens. Eine Folge davon war die definitive Begründung der Rosenkreuzerrichtung im Westen nach seiner Rückkehr..." (18.31) Dabei habe Christian Rosenkreutz eine Auseinandersetzung mit dem Bösen durchgestanden. Bedenkt man nun, daß das Hexagramm ein ausgesprochenes rosenkreuzerisches Zeichen ist, und gleichzeitig die Zahl 6 eine okkulte Zahl des Bösen, dann kann geahnt werden, wie hier unterschieden werden muß - wie wirklich eine Scheidung stattfindet - letztlich eine Scheidung der Geister!
Aus der Erfahrung des Bösen erwächst die Erkenntnis der Mittelstellung des Menschen. Und die letzte Quintessenz ist die des Mani: "Liebt das Böse gut". In heutigem Deutsch kann man auch sagen: Mach's gut! Rudolf Steiner formuliert das in seiner ihm eigenen differenzierten Sprache so:
"Daß gut werde, was wir aus Herzen gründen, aus Häuptern zielvoll führen wollen" (18.32)
Darin besteht die reale Gesellschaftsveränderung. (18.33) Als in spiritueller Weise unerläßliche Ergänzung und als Hinweis auf weite Hintergründe allen weltgeschichtlichen Geschehens sei noch auf Ausführungen Rudolf Steiners hingewiesen, die er über Christian Rosenkreutz gegeben hat. Aus ihnen wird eine Aussage verständlich, die beim Propheten Hosea verortet wird und alle möglichen Interpretationen erfährt. In den hier vorgelegten Abklärungen eines Achtundsechzigers sind diese Zusammenhänge immer wieder gestreift worden, eine Klärung erfahren sie durch Rudolf Steiner:
"Wer Wind sät, wird Sturm ernten"
(siehe auch Hermann Beckh: Zarathustra)
4) ein Zusammenhang der apokalyptischen Bedeutung des Sechssterns, der auch der Schlüssel Davids genannt wird:
In dem Buch "Im Geiste an des Herren Tag" über das Schaffen Erich Zimmers (1924-1976), sind in farbigen Pastellen auf schwarzer Pappe 30 Motive der 'Apokalypse des Johannes' dargestellt. Seine Frau Hella Krause-Zimmer (1919-2002), die 1986 diese Pastelle herausgegeben hat, stellt den Zusammenhang her zu der Apokalypse und Ausführungen Rudolf Steiners über diese. Darüberhinaus fügt sie eigene Bildbesprechungen an. Zu dem Sendschreiben an die Gemeinde zu Philadelphia bemerkt sie, daß der 6-Stern immer schon als Schlüssel Davids betrachtet wurde und als Symbol für die erstarkte Ichkraft steht: 'Niemand schließt ohne unseren Willen auf!'. Wie eine Bestätigung des oben Ausgeführten über die Zahl 666 kann diese Aussage betrachtet werden.
(In Zimmer - Apokalypse sind die Blätter inclusive der Besprechungen durch Hella Krause-Zimmer einzusehen und nachzulesen)
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Im Folgenden die Abbildungen, die in dem kleinen Büchelchen von Hermann Beckh zu finden sind und dazu von Diamant- und Goldkristall: Für die zugehörigen Texte anklicken: Alchymie 1, Alchymie 2-3 + Alchymie 4-5. Dann sei auf ein Buch hingewiesen, in dem die "Geheimen Figuren der Rosenkreuzer" abgebildet und besprochen werden:
"Die Lehren der Rosenkreuzer aus dem 16.+17. Jahrhundert"
Verlag Engel & Co, Stuttgart 2006. (Auch sei hingewiesen sein auf die Ausführungen von Fred Poeppig zu dem alchimistischen Verständnis im Rosenkreuzertum: "Ursymbole der Menschheit" unter Anhang 18 Poeppig: Symbole)
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Prof.Dr. Hermann Beckh
'Vom Geheimnis der Stoffeswelt - Alchymie':
Erstauflage 1931
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