Hans Erhard Lauer
Die Wiedergeburt der Erkenntnis
in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Erkenntnisstrebens
erschienen im Novalis-Verlag 1946
Dr. Hans Erhard Lauer, geboren 1899 in Schwenningen (Württemberg), besuchte das humanistische Gymnasium in Basel, studierte in Basel, Tübingen, Heidelberg und Wien Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie, promovierte 1922 in Wien mit Dissertation über den Schweizer Philosophen I.P.V.Troxler, seit 1923 in Wien als Schriftsteller, Vortragender, Herausgeber der "Österreichischen Blätter für Freies Geistesleben" tätig, seit 1935 Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich. 1938 Übersiedlung nach Belgrad, 1939 nach Basel, bis 1964 als Lehrer für Geschichte, Literatur- und Kunstgeschichte an den Rudolf-Steiner-Schulen in Basel und Zürich tätig, von 1949 bis 1969 Herausgeber der "Blätter für Anthroposophie", Dozent an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft Goetheanum in Dornach (Schweiz) - aus "Aggression und Repression" Achberg.
Vorwort
S9 Ein Buch über die Geschichte und die Probleme des Erkennens erscheinen zu lassen, könnte als unzeitgemäß empfunden werden in einem historischen Augenblick, der so sehr des Handelns bedarf wie der heutige, - in einer Epoche, die vor so gewaltige praktische Aufgaben sowohl der individuellen wie der sozialen Lebensgestaltung, des kulturellen und wirtschaftlichen Neuaufbaus gestellt ist wie die unsrige. Was läßt sich, so könnte man fragen, für das Leben und seine Forderungen gewinnen durch eine spitzfindige Untersuchung erkenntnistheoretischer Probleme und vergangenen Zeiten angehöriger Philosopheme?
Dieses Buch würde nicht veröffentlicht, wenn sein Verfasser nicht der Überzeugung wäre, daß sein Inhalt einer wahren Lebenspraxis, der Erfüllung der großen Forderungen, welche heute an das menschliche Wollen und Handeln gestellt sind, in hohem Maße dienlich sein kann. Wir leben allerdings in einer Epoche, die dem Handeln den "Primat" vor allen andern Verhaltensweisen des Menschen zuerkennt, - hat doch Goethe seinen Faust, dieses Urbild des modernen Menschen, die Eingangsworte des Johannesevangeliums, wonach im Anfange der Logos gewesen sei, übersetzend umfälschen lassen in den Satz: "Im Anfang war die Tat". Aber dieses Handeln, dem unsere Zeit huldigt, ist - wie wir es ja auch im Faust-Drama sehen - zum weitaus überwiegenden Teil von dumpfen Trieben und Leidenschaften oder aber von illusionären Wunschbildern impulsiert, nicht vom Lichte der Erkenntnis geleitet. Darum hat es schließlich auch in die furchtbare Kulturzerstörung, in das Chaos der Völker Volksgruppen hineingeführt, in dem wir uns heute befinden. Das Erkennen war vom Handeln beiseite geschoben worden und verkümmert.
Deshalb ist das Wichtigste, was heute zu geschehen hat, dieses: das Erkennen wieder so zu beleben und zu erkraften, bis das Gleichgewicht zwischen ihm und dem Handeln wiederhergestellt ist. Wir müssen wieder lernen, die Erkenntnisfragen so ernst und wichtig zu nehmen, wie sie für das menschliche Leben tatsächlich sind. Denn in Wahrheit entspricht doch nur ein aus der Erkenntnis fließendes Handeln voll der Würde des Menschen. Nur ein solches vermag daher auch die Aufgaben zu meistern, die dem menschlichen Leben gestellt sind. Wir werden darum nur in dem Maße, als wir ein unserm Handeln ebenbürtiges Erkennen erringen, aus dem Zerstören heraus und zu einem Aufbauen gelangen können. Diesem Ziele möchte das vorliegende Buch dienen.
Damit hängt unmittelbar die Auffassung zusammen, die es auf dem Erkenntnisfelde selbst vertritt. Es ist diese, daß unser modernes Zeitalter - im Großen gesehen - bisher überhaupt noch keine ihm entsprechende Erkenntnis besitzt, eine solche vielmehr erst noch zu entwickeln vermag, wenn es nur den Willen dazu aufbringt. Auch dieser Auffassung werden sich zunächst verschiedene, ja sogar entgegengesetzte Einwände entgegenstellen. Die Einen werden mit dem S10 Hinweis auf die so reichentfaltete und vielverzweigte moderne Wissenschaft die Behauptung als eine freche Anmaßung bezeichnen, daß unsere Zeit keine echte Erkenntnis besitze, und sie werden das, was hier als eine solche hingestellt wird, als eine krause Phantastik abtun, die mit Erkenntnis nichts zu tun habe. Die Andern werden zwar unserer Behauptung von dem "Nichtwissen" zustimmen, aber als eine von unsrer Zeit eben längst überwundene Illusion die von dem Verfasser vertretene Meinung belächeln, daß es einen bestimmten Weg gäbe, zu einem wirklichen "Wissen" vom "Wesen" der Dinge zu kommen, und sie werden in den von ihm geschilderten Erkenntnissen bloße Träume, im besten Falle Glaubensüberzeugungen erblicken. Daß diese beiden entgegengesetzten Einwände dem Buch aus dem heutigen Zustand unsres Geisteslebens entgegentreten können, ja mit einer gewissen Notwendigkeit sich dagegen erheben müssen, bildet jedoch nur einen Beweis dafür, daß dieser Zustand keineswegs ein solcher der in irgendeinem Sinne erreichten Klärung, sondern des vollkommenen Chaos hinsichtlich der Erkenntnisproblematik ist.
Daß unsere Zeit diesem Chaos sich entringen könne, dazu möchte dieses Buch einen bescheidenen Beitrag leisten. Wenn es für dessen Überwindung die entscheidende Tat in der Erkenntnisleistung Rudolf Steiners erblickt, so wird diese Meinung in ihm nicht als eine bloße Behauptung vertreten, sondern es wird ausführlich dargestellt, worin diese Leistung besteht, und eingehend begründet, warum ihr diese Bedeutung zukommt. Wieweit der Leser sich auf diese Tatsachen einlassen will, muß freilich ihm überlassen bleiben.
Die Klärung der Erkenntnisprobleme, die in diesem Buche zur Behandlung kommen, wird im wesentlichen in Form ihrer geschichtlichen Darstellung durchgeführt. Damit ist schon gesagt, daß man es hier nicht mit einer Geschichte der Philosophie überhaupt zu tun hat. Aus dem Gesamtgebiete der philosophischen und wissenschaftlichen Bestrebungen werden nur solche für die Darstellung berücksichtigt, die sich auf das Erkennen als solches beziehen. Ethik, Ästhetik, Naturwissenschaft im Speziellen kommen nicht zur Behandlung. Demgemäß ist auch die Auswahl der hier besprochenen Philosophen erfolgt. Außerdem aber kam es uns überhaupt nicht auf geschichtliche Vollständigkeit an, sondern auf die Erwähnung solcher erkenntnisgeschichtlichen Erscheinungen und Leistungen, welche für die hier behandelten Probleme von besonderer Bedeutung sind. Schließlich wird aus dem Inhalte der Darstellung selbst wohl auch verständlich, warum das 20. Jahrhundert nicht ausführlicher behandelt wurde, als es geschehen ist.
Einleitung
S11 Innerhalb der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Erkennens wird der Übergang vom 19. zum 21. Jahrhundert einer künftigen Zeit als einer der wichtigsten Wendepunkte erscheinen. Als dasjenige Ereignis aber, welches diesem Wendepunkt in allererster Linie die Signatur gibt, wird sie die damals erfolgte Begründung der Anthroposophie durch Rudolf Steiner erkennen. Was dieser Tat ihre überragende Bedeutung verleiht, ist dieses, daß durch sie innerhalb der neueren Zeit, deren Grundcharakter in erkenntnismäßiger Beziehung bis dahin der Agnostizismus - das Nicht-Erkennen - bildete, zum erstenmal eine echte Erkenntnistätigkeit im vollen Umfang der in der menschlichen Wesenheit liegenden Möglichkeiten entwickelt und ein umfassender Organismus von Erkenntnissen errungen worden ist. Bei dieser Leistung handelt es sich keineswegs darum, daß Rudolf Steiner bestimmte Erkenntnisarten und -inhalte, die in früheren Zeiten einmal lebendig gewesen, dann aber verloren oder auch überwunden worden waren, erneuert hätte. Die von ihm entwickelte Art des Erkennens ist vielmehr eine völlig neue, die es früher, wenigstens in diesem Umfang der Ausgestaltung, niemals gegeben hat. Freilich hat die Menschheit in älteren Epochen Erkenntnis in der einen oder anderen Art gepflegt. Diese älteren Arten des Erkennens aber sind durch den Verlauf, den die menschliche Geistesentwicklung genommen hat, wenigstens für diejenigen Teile der Menschheit, welche diese Entwicklung mitgemacht haben, für immer erstorben. An ihre Stelle trat der Agnostizismus in der Art, in der er der neueren Zeit seither das Gepräge gegeben hat. Von Rudolf Steiner aber ist der Agnostizismus durch die Begründung einer ganz neuen Art des Erkennens überwunden worden.
Wer sich in die Geschichte des menschlichen Erkenntnislebens vertieft, wird sich allerdings zu einer noch genaueren Kennzeichnung des hier vorliegenden Tatbestandes genötigt sehen. Er wird nicht nur zwischen alter und neuer Erkenntnis - im obigen Sinne - unterscheiden, sondern sogar für jedes der großen Zeitalter der menschlichen Geistesentwicklung einen eigenen, spezifischen Erkenntnisbegriff bilden müssen. In den alten Kulturen des Orients besaß die Menschheit - wie man gerade in unsrer Zeit immer mehr anzuerkennen gelernt hat - zweifellos eine Summe von grandiosen Erkenntnissen bzw. Weistümern. Doch kann man diesen nur gerecht werden, wenn man berücksichtigt, daß dort und damals "Erkenntnis" etwas ganz anderes bedeutete und auf ganz andere Art gewonnen wurde als etwa bei uns Heutigen im Abendlande. Wiederum entfaltete sich im alten Griechentum ein großartiges Erkenntnisleben. Um dieses würdigen zu können, wird man jedoch einen anderen Erkenntnisbegriff zugrunde legen müssen, als er dem vorgriechischen Orient angemessen ist. Andererseits wird man aber finden, daß sich der Erkenntnisbegriff des Griechentums bis zu einem gewissen Grade auch noch auf die S12 philosophischen Bestrebungen des Mittelalters anwenden läßt. Die Erkenntnisentwicklung von etwa dem 8. vorchristlichen bis zum 15. nachchristlichen Jahrhundert schließt sich von diesem Gesichtspunkt aus zu einer gewissen Einheit zusammen. Dagegen kommt man mit dem für diese Epoche gültigen Erkenntnisbegriff nicht mehr zurecht, wenn man an die Erkenntnisbemühungen der neueren Zeit herantritt.
Es könnte als dem Wesen der Erkenntnis bzw. der Wahrheit widersprechend empfunden werden, wenn so für jede Epoche ein eigener Erkenntnisbegriff geltend gemacht wird. Man könnte dagegen einwenden, daß Wahrheit, wenn es sich wirklich um solche handelt, zu allen Zeiten und an allen Orten dieselbe sein müsse. Ein solcher Einwand entspränge einer ganz abstrakten Auffassung der Sache. Erkenntnis als ein Glied des menschlichen Lebens ist selbst etwas ganz Lebendiges. Und wie alles Lebendige stetiger Wandlung unterliegt, durch die hindurch es sich aber doch als ein Identisches erhält und gestaltet, so auch das Erkennen. Ich kann denselben Erkenntnisinhalt einmal in sinnbildlicher, einmal in begrifflicher Gestalt darstellen, ich kann ihn entweder dadurch wissen, daß ich ihn selber gefunden habe, oder aber dadurch, daß er mir mitgeteilt wurde. Ich kann schließlich von ihm, wenn er ein sehr umfassender ist, einmal den einen, ein andermal einen andern Teil ins Auge fassen. Alle diese Unterschiede kommen im wirklichen Erkenntnisleben vor und sind von unendlicher Bedeutung, - und doch widersprechen sie in keiner Weise der Forderung, daß die Wahrheit mit sich selbst gleich sei.
In diesem Sinne zeigt das menschliche Erkenntnisleben in den verschiedenen Epochen der Geschichte in der Tat ganz verschiedene Charaktere. So sehr sich nun aber auch die Erkenntnisbegriffe der aufeinanderfolgenden Zeitalter voneinander unterscheiden, so haben doch gegenüber demjenigen unsrer Zeit die Erkenntnischaraktere aller früheren Epochen wieder eine gewisse Ähnlichkeit, - so daß wir schließlich, aber nun in einem konkreteren Sinne, doch wieder auf die zuerst gemachte Einteilung in "alte" und "neue" Erkenntnis zurückgeführt werden. In allen früheren Zeiten erwuchs nämlich - wo wollen wir es vorläufig einmal bezeichnen - Erkenntnis, so verschieden sie auch sonst sein mochte, der Menschheit in einer gewissen elementarischen Art, aus bestimmten Begabungen heraus, gleichsam wie ein Naturgebilde. Wie jede dieser Epochen ihre eigene Art der Religion, ihren eigentümlichen Kunststil hervorbrachte, so auch entwickelte sie ihre spezifische Art des Erkennens. Und der Übergang von der einen zur andern vollzog sich jeweils so, daß die älteren Formen in neue sich umbildeten, indem sie von neuen Gestaltungskräften ergriffen wurden. So sieht man z.B. deutlich - worauf wir noch genauer hinweisen werden -, wie sich in der vorsokratischen Philosophie des Griechentums eine ältere, aus Vorderasien überkommene Art des Erkennens in eine neue Schritt für Schritt umbildet, indem die spezifischen Anlagen des Griechentums ihrer Entfaltung zustreben. Dadurch aber entstand in der Erkenntnisentwicklung äußerlich niemals ein Unterbruch, auch wenn innerlich, dem Wesen nach, ein "Sprung" erfolgte, - vergleichbar demjenigen, den die Natur macht, wenn sie in der Entwicklung der Pflanze vom grünen Laubblatt zum farbigen Blütenblatt übergeht.
S13 Das gegenüber allen früheren Zeiten völlig Neue der modernen Erkenntnis besteht darin, daß sie nicht mehr in ähnlicher Art wie in Hellas oder im Orient naturhaft erwächst, sondern nur in dem Maße entsteht, als sie vom einzelnen Menschen als das, was sie sein soll, bewußt hervorgebracht wird. Hierin liegt die Ursache dafür, daß in den ersten Jahrhunderten unserer Epoche zunächst das "Interregnum" des Agnostizismus eintritt. Die alte Art des Erkennens stirbt in dieser Zeit ab. Die neue aber kann zunächst noch nicht oder nur in einzelnen Ansätzen begründet werden. Über solche Ansätze hinaus ist die unsrer Zeit entsprechende Art des Erkennens in der ihr möglichen Totalität erstmals am Beginn unsres Jahrhunderts in Rudolf Steiner hervorgetreten. Hierdurch ist die eigentümliche Gestalt und Entstehungsweise dieser Erkenntnis bedingt, wie sie von Rudolf Steiner ausgestaltet wurde. Sie wächst nicht mehr in naturhaft-elementarischer Art heran. Sondern an ihrem Ausgangspunkte steht als ihr erster Inhalt die Erkenntnis vom Wesen der Erkenntnis selber. Rudolf Steiner begann seine wissenschaftliche Leistung mit der Begründung einer Erkenntnistheorie: einer Lehre vom Wesen der Erkenntnis. "Die Grundfrage der Erkenntnistheorie. Prolegomena zur Verständigung des philosophierenden Bewußtseins mit sich selbst" lautet der Titel der Schrift (in seiner ursprünglichen Gestalt), die den Grundstein seines gesamten Erkenntnisgebäudes bildet. Und aus der Weiterentwicklung der in dieser ersten Erkenntnis geübten Erkenntnisbetätigung sind alle die andern Erkenntnisformen und -inhalte hervorgegangen, die er weiterhin errungen hat.
In diesem Tatbestand aber liegt zugleich auch die Schwierigkeit begründet, die einem Verständnis der Anthroposophie für unsre Zeitgenossen im Wege steht. Diese Schwierigkeit kommt in der Tatsache drastisch zum Ausdruck, daß heute, nachdem bereits zwanzig Jahre seit dem Tode Rudolf Steiners vergangen sind, sein Werk von der zeitgenössischen Wissenschaft noch immer so gut wie völlig ignoriert wird. Unsre Zeit hat nicht nur keine Erkenntnis, d.h. betätigt nicht nur kein wirkliches Erkennen, sie weiß auch nicht, wie Erkennen und Erkenntnis im Sinne der Forderungen der Gegenwart überhaupt beschaffen sein müßte. Und gerade in dem letzteren Nichtwissen liegt der Grund für all ihr übriges Nicht-Wissen. Denn das Wissen um das Wesen der Erkenntnis ist heute die unerläßliche Voraussetzung für die Erlangung jedes sonstigen Wissens.
Eben darum aber vermag unsre Zeit zunächst auch gar nicht zu sehen, daß in dem Schaffen Rudolf Steiners wirkliches Erkennen - im Sinne ihrer eigenen Forderungen - vorliegt. Und deshalb vermochte sie sein Werk bis heute auch noch kaum für ihr Erkenntnisstreben fruchtbar zu machen. Es liegt im wesentlichen noch immer ungenützt, unwirksam da. Sie vermöchte all dies erst, wenn sie einmal wüßte, was Erkennen im Sinn unsrer Epoche eigentlich ist oder sein muß. Aus diesem Grunde sieht sich derjenige, der dieses Werk für sein eigenes wissenschaftliches Streben fruchtbar machen oder für ein Verständnis desselben in der Gegenwart wirken will, immer wieder genötigt, zunächst, gewissermaßen als Vorbereitung hierfür, eine Verständigung - mit sich selbst und mit andern - über das Wesen und die Bedingungen des modernen Erkennens herbeizuführen. Dies kann selbstverständlich in der verschiedensten Weise geschehen. Rudolf Steiner selbst hat, wie schon erwähnt, eine solche Verständigung am Ausgangspunkte seines Wirkens in der Grundschrift, der er S14 später den Titel "Wahrheit und Wissenschaft" gab, in rein erkenntnistheoretischer Art vollzogen. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, aus einem Überblick über die Erkenntnisentwicklung der letzten zweieinhalbtausend Jahre die Erkenntnisidee, die Rudolf Steiner aufgestellt hat, und die Erkenntnistat, die er jener Idee gemäß vollbracht hat, als die unserm Zeitalter angegemessenen hervorgehen zu lassen. Es wird also für diese Darstellung - was Rudolf Steiner in seinen erkenntnistheoretischen Schriften noch nicht konnte - die später von ihm entfaltete Erkenntnispraxis nach ihrem vollen Umfange ebenso berücksichtigt wie seine Erkenntnistheorie. Indem sie speziell auf das Problem des Erkennens als solches hinorientiert ist, unterscheidet sich diese Betrachtung auch von den "Rätseln der Philosophie", in welchem Werke Rudolf Steiner selbst die menschliche Geistesentwicklung vom Griechentum bis zur Gegenwart im Spiegel der Philosophie dargestellt, dabei jedoch gleichmäßig die erkenntnistheoretischen, psychologischen, ethischen, naturwissenschaftlichen usw. Auffassungen berücksichtigt hat.
_______________________________________
nächste Seite: Die Antike Philosophie