I.13 Die alten mexikanischen Mysterien und Amerika
In den Vorträgen "Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit im zweiten Band schildert Rudolf Steiner, besonders im 2.,3. und 5. Vortrag, was sich in den alten Mysterienstätten in Mittelamerika zugetragen hat. Die bedeutendste alte Kultur mit ihren Pyramiden, Tempeln, anderen sakralen Gebäuden und vielen sonstigen künstlerischen Erzeugnissen wurde von den Mayas begründet. Ihre Kultur bestand von etwa 300 Jahre v.Chr. bis zum 15. Jahrhundert n.Chr. Was folgte, war das allmähliche Zuendegehen dieser Kultur. Das Zentrum der Mayas lag in Guatemala und Honduras und wirkte bis in den Süden Mexikos hinein. Die Kultur der Mexiko-Tolteken begann um 200 Jahre v.Chr. Sie breitete sich in Mexiko aus und dauerte bis 1224. Danach folgten die Azteken. In der Zeit von Christi Erdenleben haben wir es vornehmlich S56 mit den Mayas und Tolteken zu tun. Die Bevölkerung war in keiner Weise den Menschen in Europa zu vergleichen, die damals schon begann, Denkkräfte zu entwickeln. Sie bestand aus einfachen Seelen mit alten atavistischen Fähigkeiten; "...aber innerhalb dieser Bevölkerung gab es eine große Anzahl von Menschen, die eingeweiht waren in gewisse Mysterien. Mysterien der allerverschiedensten Art gab es auf dieser westlichen Halbkugel. Mysterien, die breite Anhängerschaften für gewisse Lehren hatten, welche aus diesen Mysterien herauskamen." In den erwähnten Vorträgen wird beschrieben, wie im alten Atlantis ein Wesen verehrt wurde, welches man den "Großen Geist" nannte, und wie er weiterwirkte in der nachatlantischen Zeit. In dem Buch von William H. Prescott: "The World of the Aztecs" wird darüber gesagt: "Die Azteken nehmen die Existenz eines höchsten Schöpfers und Herrn des Universums an. Sie reden ihn in ihren Gebeten als "den Gott, durch den wir leben" an. "Allgegenwärtig, kennt er all unsere Gedanken, schenkt uns alle Gaben", "ohne den wir nicht sind", "unsichtbar, nicht verkörpert, ein Gott von größter Vollkommenheit und Reinheit." Es war der eine Gott, der alle anderen Götter und Menschen, das ganze Dasein einte und in sich trug. Diese Anschauung vom "Großen Geist" überdauerte den Untergang der Atlantis. Es gibt Mythen der Mayas, Tolteken und Azteken, die den Zusammenhang ihrer Herkunft mit der alten Atlantis erkennen lassen. Heute nimmt man an, daß die Ureinwohner Amerikas aus Asien über die Behringstraße nach dem heutigen Alaska und über Kanada kamen. Die alten Mythen leiten ihre Herkunft direkt aus Atlantis ab. So wird auch in den Legenden über die Sintflut aus Mittelamerika Tezkalipoka erwähnt, der nach dem Untergang von Atlantis bewirkte, daß sich die Wasser wieder verliefen. Danach konnte Coxcox oder Teppi, der Noah der Mexikaner, sein Schiff in Amerika landen. In dem Buch: "Atlantis, the antidiluvian World" von Ignatius Donnely, in dem die Sintflutsagen aus aller Welt zusammengetragen sind, befinden sich auch die Legenden, welche unter den Mayas, Tolteken und Azteken lebten. In diesem Buch wird auch Folgendes von den großen Wanderzügen gesagt, von denen Sagen bis heute erhalten blieben: Bancoff berichtet, daß die Tolteken ihren Wanderzug zurückleiteten zu ihrem Ausgangsort, der Azylan oder Atlan genannt wurde. Auch die Azteken scheinen ursprünglich von Azylan zu kommen. Der Name Azteken wurde abgeleitet von Aztlan. Sie waren Atlantier." Mit ihnen zog auch die Anschauung vom "Großen Geist" nach dem Westen. Es entstanden zwei Ströme der Anschauung vom Großen Geist. Ein Strom nahm auf der östlichen Hälfte der Erde einen mehr luziferischen Charakter an, der andere S57 Strom auf der westlichen Hälfte eine ahrimanische Prägung. Die Anschauung vom Großen Geist floß in Amerika durch die nachatlantische Zeit herunter bis zur Entdeckung Amerikas und weiter durch alle Indianerstämme bis zu den indianischen Nachkommen in der Gegenwart. In einem Buch schrieb ein 1870 geborener Indianerhäuptling seine Erinnerungen nieder. Ein Kapitel handelt auch über den "Großen Geist". Es beginnt: "Unter den amerikanischen Indianern gab es nur eine einzige religiöse Anschauung, unabhängig vom Stamm und geographischen Ort. Sie glaubten, daß das Endliche und Unendliche Ausdrücke seien des einen universellen, absoluten Wesens, welches die Richtlinien für Moral und Führung unter ihnen aufstellte, und das jedes lebende Wesen erzeuge. Dieses Wesen nannten sie den Großen Geist." ("Die Erinnerungen des Häuptlings Red Fox"). In den Mysterienstätten des Westens, die vor allen Dingen in Mittelamerika gepflegt wurden, wurde ein Nachkomme des Großen Geistes verehrt: "Und gewissermaßen, wie eine einheitliche Macht, der alles gehorchte, der alles folgte, wurde ein gespensterartiger Geist verehrt, der Geist, der ein Nachkomme war des Großen Geistes der Atlantis, der Geist, der aber allmählich einen ahrimanischen Charakter angenommen hatte, indem er mit all denjenigen Kräften wirken wollte, die in der Atlantis die richtigen waren, aber schon in der Atlantis ahrimanisch waren." (Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit" GA171). Rudolf Steiner führte weiter aus, wie diese Nachkomme des Großen Geistes der Atlantis einen Namen trug, der ähnlich dem chinesischen Wort Tao war. Dieser Nachkomme des Großen Geistes im Westen hatte einen Namen wie eine Karikatur des Namens Tao, nämlich "Taotl": "Taotl, das war also eine ahrimanische Abart des Großen Geistes, eine mächtige, nicht bis zur physischen Inkarnation kommende Wesenheit." Um welche Kräfte handelt es sich in der alten Atlantis, die damals berechtigt waren, aber nicht mehr in der Zeit dieser westlichen Mysterien? Es waren die Kräfte, welche die Erde, die in der atlantischen Zeit noch nicht so verfestigt war, und die Menschen, die noch weichere und bildsame Leiber hatten, zu einer stärkeren Verfestigung führten. Diese Kräfte wirkten seit der Mitte der Atlantis, als die ahrimanischen Drachenmächte zur Erde gestürzt wurden, immer stärker. Sie wurden in den Mysterien gepflegt: "In die Mysterien des Taotl wurden viele eingeweiht. Aber die Einweihung war durchaus eine solche, die einen ahrimanischen Charakter trug; denn diese Einweihung hatte einen ganz bestimmten Zweck, ein ganz bestimmtes Ziel. Sie hatte das Ziel, alles Erdenleben, auch das Erdenleben der Menschen zu S58 erstarren, zu mechanisieren." "Ein ganz auf Ertötung jeder Selbständigkeit, jeder Seelenregung von innen heraus gerichtetes allgemeines Erdentodesreich, könnte man sagen , sollte erstrebt werden, und in den Mysterien des Taotl sollten diejenigen Kräfte erworben werden, welche die Menschen befähigten, ein solches ganz mechanisiertes Erdenreich herzustellen." Das Wort "mechanisieren" hat bei Rudolf Steiner eine zweifache Bedeutung. Einmal sagt er, daß von dieser Seite aus der Versuch gemacht wird, "eine Kultur zu begründen, die in lauter mechanischen Werkzeugen gegipfelt hätte," und auf der anderen Seite zu einer Kultur, "die auch die Menschen zu lauter Homunkulussen gemacht hätte". Damit meint er im wesentlichen ichlose Menschen, welche in all ihren Handlungen nur von außen her bestimmt werden. Um ein solches mechanisiertes Erdenreich zu begründen, mussten sich die Priester dieser Mysterien ungewöhnliche Fähigkeiten aneignen, die imstande waren, die Kräfte der Erstarrung, der Mechanisierung, des Todes auf der Erde zu beherrschen und zur Anwendung zu bringen. Dazu mussten sie in einer ganz bestimmten schwarzmagischen Weise initiiert werden. Sie mußten sich die Mysterien des Todes in solcher Weise aneignen, daß sie zu Herren der Todeskräfte werden konnten. Die Priester dieser Tempelstätten verübten zu diesem Zwecke Ritualmorde, um einen Zugang zu ihnen zu finden. In der alten Zeit gab es, wie man historisch weiß, in vielen Tempelstätten Mittelamerikas Tempelopfer, bei denen Menschen von den Priestern getötet wurden. Die Europäer, die mit Cortez nach Mexiko kamen, erlebten noch zu ihrem Entsetzen diese von Priestern vollzogenen Morde. Durch diese Morde sollten, besonders in den Mysterien des Taotl, bestimmte Empfindungen erweckt werden, welche die Priester zu Herren der Todeskräfte in der Welt machen könnten. Geschichtlich bekannt sind die Morde, bei denen der Priester die Opfer dadurch tötete, daß er ihnen das Herz aus der Brust schnitt. Man kann noch heute auf alten Steintafeln Bilder dieser Ritualmorde sehen. Man sieht z.B. das Opfer auf einem Opferstein liegend, festgehalten von vier Gehilfen, mit schon geöffneter Brust, das Herz in der rechten Hand des Priesters, der es zur Sonne emporhebt. Rudolf Steiner spricht davon, daß den Opfern der Magen ausgeschnitten wurde. Davon ist geschichtlich wohl kaum etwas bekannt. Dieser Zwiespalt kann einem zum Rätsel werden, aber es löst sich vielleicht, wenn man beachtet, daß er ausführte, daß die Mysterien des Taotl, in denen diese Opfer vollzogen wurden, ohne jedes Wissen der Außenwelt streng geheim ausgeführt wurden. Es kann etwas Einleuchtendes haben, daß in diesen Mysterien der Eingriff in den Menschenleib S59 nicht im rhythmischen, sondern im Stoffwechsel-Willensmenschen erfolgte, denn man wollte ja in die Willenssphäre des Menschen eindringen, den Kern des westlichen Menschen, um ihn zu ihrem Werkzeug zu machen. In den besprochenen Vorträgen wird ebenfalls dargestellt, daß es neben diesen furchtbaren Mysterien auch andere gab, die versuchten, gegen diese grausamen Menschenmorde anzugehen. So bildete sich um die Zeit des Mysteriums von Golgatha in Mexiko eine neue Bewegung, die mit entschlossenem Ernst den Kampf gegen die ahrimanischen Mysterienstätten aufnahm. Aus ihr ging ein hoher Initiierter hervor, den Rudolf Steiner Vitzliputzli nannte. Und damit kommen wir zu einem der merkwürdigsten, aber für Amerika wichtigsten Berichte der Geisteswissenschaft. Schon aus der Beschreibung dieses hohen Initiierten geht seine Größe und Bedeutung hervor: "Nun ereignete sich in einem bestimmten Zeitpunkt dieses, daß ein Wesen geboren wurde, welches sich eine bestimmte Aufgabe setzte innerhalb dieser Kultur, ein Wesen, das im heutigen Mittelamerika geboren wurde. Die Mexikaner, die alten Ureinwohner von Mexiko, knüpften an das Dasein dieses Wesens eine bestimmte Anschauung. Sie sagten, dieses Wesen sei dadurch in die Welt gekommen, daß eine Jungfrau einen Sohn bekommen habe, eine Jungfrau, welche in Jungfrauenschaft empfangen hat durch überirdische Mächte dadurch, daß ein gefiedertes Wesen der Befruchter dieser Jungfrau war, ein aus dem Himmel gekommenes gefiedertes Wesen. Wenn man mit okkulten Mitteln, die einem zur Verfügung stehen, den Dingen nachgeht, so sieht man, wie dieses Wesen, dem die Altmexikaner Jungfrauengeburt zuschrieben, ungefähr ein Lebensalter von 33 Jahren erreichte, und es wurde geboren um das Jahr 1 unserer Zeitrechnung." Es ist, glaube ich, recht bedeutsam, sich klar zu machen, daß in demselben Jahr, als in Palästina in dem Jahr 1 eine Jungfrauengeburt stattfand, auch in Amerika sich eine Jungfrauengeburt vollzog, die Geburt eines hohen Eingeweihten. Und daß dieser Eingeweihte dasselbe Alter wie der Christus-Jesus erreichte. Er zog sich mit 33 Jahren wieder in die geistige Welt zurück. Das sind überraschende Parallelitäten! In Vitzliputzli verehrten diese Leute also ein Sonnenwesen, welches von einer Jungfrau geboren ist. "Er ist", sagt Rudolf Steiner, "der unbekannte Zeitgenosse des Mysteriums von Golgatha auf dder westlichen Halbkugel." Wir erinnern uns, daß zur Zeit des Mysteriums von Golgatha alle, die zu Michael gehören, auf der Sonne vereinigt waren. Von der Sonne kam dieser hohe Eingeweihte, und er hatte sich eine bestimmte Aufgabe in Amerika gestellt! S60 Zur selben Zeit mit ihm war einer der größten Schwarzmagier aus den beschriebenen ahrimanischen Mysterien hervorgegangen, der durch viele Inkarnationen und Morde sich vorbereitet hatte: "Es war dieser einer der größten, wenn nicht der größte schwarze Magier, den die Erde jemals über sich hat schreiten sehen, derjenige schwarze Magier, der sich daher die größten Geheimnisse angeeignet hatte, die es auf diesem Wege anzueignen gibt. Er stand unmittelbar vor einer großen Entscheidung, als das Jahr 30 heranrückte; vor der großen Entscheidung, durch fortdauernde Initiation wirklich als einzelne Menschenindividualität so mächtig zu werden, daß er das Grundgeheimnis gekannt hätte, durch das er der folgenden menschlichen Erdenevolution einen solchen Anstoß hätte geben können, daß wirklich die Menschheit im 4. und 5. nachatlantischen Zeitraum so verfinstert worden wäre, daß zustande gekommen wäre das, was die ahrimanischen Wesen für diese Zeiträume angestrebt haben." Wäre dem Schwarzmagier in der Zeit des Mysteriums von Golgatha gelungen, was er sich vorgenommen hatte, dann wäre nicht nur der 4. nachatlantische Zeitraum verfinstert worden, sondern auch der 5., also unser Zeitraum. Das hätte bewirkt, daß der geistige Durchbruch, den wir heute in der Anthroposophie erleben, nicht hätte stattfinden können, daß jedoch die ahrimanischen Wesen in ihren Absichten erfolgreich gewesen wären. So hängen die Geschehnisse, die auf der westlichen Halbkugel der Erde vor sich gehen, mit Mitteleuropa und mit der ganzen Welt zusammen. Es lebte damals also der größte Schwarzmagier im Westen, der je über die Erde gegangen ist. Auch die Apokalypse kennt einen solchen größten Magier. Es ist der "Falsche Prophet", der im Dienste des Tieres steht, dem eigentlichen antichristlichen Widersacher. Am Ende der Erdenentwicklung wird das Tier und der falsche Prophet überwunden: "Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tut vor ihm durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und die das Bild des Tieres anbeten" (Apokalypse 20). Sollten wir hier in Mittelamerika auf eine Erdenspur von ihm gestoßen sein? Daß dasjenige, was in einem Kontinent geschieht, und wenn er noch so fern liegt, Bedeutung hat für die ganze Menschheit, kann einem besonders klar werden, wenn man sich den gewaltigen entscheidungsvollen Kampf vergegenwärtigt, den der große Eingeweihte der Sonne gegen diesen Schwarzmagier zu führen hatte. Er dauerte drei Jahre, nämlich vom Jahre 30 bis 33 (3.Vortrag GA171). Das ist genau die Zeit von der Jordantaufe bis zum Golgatha-Geschehen, d.h. genau die Zeit, in welcher die Christuswesenheit auf der S61 Erde weilte. Als Christus auf Golgatha den Tod überwand, gelang es dem Sonneneingeweihten, von dem Rudolf Steiner auch sagte, er sei ein Sonnenwesen in Menschengestalt, den schwarzen Magier zu überwinden, ihn ans Kreuz zu schlagen. Damit wurde die Macht dieses Magiers und damit auch die Macht Ahrimans gelähmt. Gibt es bei der Tat Christi auf Golgatha eine Parallele, die diesem Ereignis in Mexiko entspricht? In den beiden Vorträgen mit dem Titel "Die Christustat und die widerstrebenden geistigen Mächte" (GA107) lesen wir im letzten Vortrag: "So ist es mehr als eine bloße Redeweise, daß nach dem Ereignis von Golgatha, in dem Moment, als auf Golgatha das Blut aus den Wunden rann, der Christus in der jenseitigen Welt, in dem Schattenreich erschien und Ahriman in Fesseln legte. Wenn auch der Einfluß Ahrimans blieb, und im Grunde auf ihn alle materialistische Denkweise der Menschen zurückzuführen ist, - wenn auch der Einfluß nur dadurch paralysiert werden kann, daß die Menschen das Ereignis von Golgatha in sich aufnehmen, so ist doch dieses Ereignis das geworden, aus dem die Menschen die Kraft saugen, um dadurch wieder hineinzukommen in die geistige Welt." Es geschieht also die Überwindung des ahrimanischen Eingeweihten in vollkommener Übereinstimmung mit dem Christusgeschehen in Palästina. Man kann erahnen, daß die Kräfte, die durch Christus in drei Jahren auf der Erde entwickelt wurden, überflossen auf den Sonneneingeweihten, der als ein Initiierter das Geschehen von Golgatha stets vor Augen hatte, um seine Taten mit ihm in Einklang zu halten. Es sind die Kräfte, die ihn befähigten, den Schwarzmagier zu besiegen, wodurch verhindert wurde, daß die Verfinsterung, die von dem Sieg des schwarzen Magiers hätte ausgehen können, Europa in voller Stärke ergriff. Die Auswirkung Ahrimans wurde weitgehendst abgedämpft und in Amerika, soweit sie noch wirksam sein konnte, zurückgehalten, so daß die 4. Kulturepoche sich richtig entfalten konnte und ebenso das Einsetzen der 5. Kulturentwicklung. Ahriman wurde der Platz zugewiesen, wo er wirken darf, im Inneren der Erde und in der anorganischen Welt. Was ist das ganz Erstaunliche dieses Vorganges in Amerika? Daß trotz des Mysteriums von Golgatha in Amerika eine solche Überwindung der ahrimanischen Macht noch notwendig war! Warum mußte ein solches Ereignis noch im Westen stattfinden? Genügte die Christustat in Palästina nicht? An dieses Rätsel muß man behutsam herangehen. Vielleicht werden wir es viel später durchschauen. Aber etwas anderes ist ebenso wichtig und vielleicht noch wichtiger als die Überwindung des Schwarzmagiers. Und das ist, daß der Sonneneingeweihte durch seinen Sieg über den Magier die Christuskräfte direkt dem amerikanischen Kontinent einpflanzen konnte. Seine Tat war ein Christusgeschehen! S62 Vielleicht nähert man sich der Lösung dieser Rätselfrage etwas, wenn man sich vergegenwärtigt, was mit dem folgenden Wort alles gemeint sein kann. Rudolf Steiner sagt von dem Wirken der ahrimanischen Mysterienstätte: "Dadurch, ist der westlichen Welt, insofern das Elementarische eben in Betracht kommt, der Impuls einverleibt worden, der gerade von dieser Seite ausgehen sollte: der ahrimanische Impuls." Aus dem Inneren der Erde steigen im Westen die elementarisch-ahrimanischen Gewalten auf, stärker als in jedem anderen Teil der Erde. Um das zu verstehen, muß man sich eine wichtige Tatsache, die mit der Tätigkeit ahrimanischer Mächte zusammenhängt, wieder zum Bewußtsein bringen. Nicht nur einmal, sondern einige Male braucht Rudolf Steiner in diesen Vorträgen dafür ein Bild. Dieses Bild, sagt er, geht einem erst allmählich auf, wenn man eine längere Zeit darüber meditiert. Er sagt vom heutigen Menschen: "...der moderne Mensch hat in seiner Seele nur schwache Reflexe dessen, was treibt und quillt in der untersinnlichen Natur, die höchstens zuweilen in erschreckenden Traumbildern, aber da auch nur schwach, dem modernen Menschen heraufschauern. Was da geschieht, das weiß der moderne Mensch nicht." Um das zu erklären, was da in der untersinnlichen Natur des Menschen geschieht, gebraucht er das Bild: "Es ist gerade so als ob das, was der moderne Mensch in seiner Seele erlebt, so wäre, daß man es vergleichen kann mit der Welt, die man erlebt, wenn man auf einem ganz vulkanischen Boden steht. Da kann es zunächst ganz beruhigend aussehen; aber man braucht nur ein Papier in die Hand zu nehmen und es anzuzünden, so quillt überall der Rauch heraus. Und würde man in diesem Rauch noch sehen, was da unten quillt und brodelt, so würde man wissen, auf welchem Boden man eigentlich steht." Auch in der Apokalypse steigt das zweihörnige Tier, die eigentliche antichristliche Macht aus der Erde auf. Aber wie konnte es im Westen so stark werden? Damit haben die furchtbaren ahrimanischen Mysterien zu tun und was sie auf Erden bewirkten! Vielleicht wäre in Amerika keine Möglichkeit einer Errettung aus dem Zugriff ahrimanischer Mächte möglich gewesen ohne die Christustat des Sonneneingeweihten. Vielleicht braucht man hier diesen ganz besonders starken Christusimpuls, der gegen die aus den Tiefen der Erde wirkende Macht ankommt. Das führt uns zu der Frage, was gerade die Aufgabe des Westens ist, die er für die Gesamtmenschheit zu leisten hat. Erkennt man sie nicht in voller Klarheit, dann schmiedet man sich nur ein Schattenschwert, welches in Wirklichkeit nichts ausrichten kann gegen die gewaltige Machtentfaltung Ahrimans in diesem Teil der Welt. In den hier besprochenen Vorträgen S63 wird auch von einem Ansturm ahrimanischer Kräfte auf das damalige Römische Reich gesprochen, die einen ersten praktischen Versuch unternahmen, ein ganz mechanisiertes Staatswesen zu gestalten, in das Menschen und Völker so eingegliedert werden sollten, daß sie nur Räder einer großen Staatsmaschine würden: "Denn die ahrimanischen Mächte haben darauf gerechnet, daß durch das Römertum auf der Erde eine gewisse Erstarrung entstehe in einem ganz blinden Gehorsam und in einer blinden Unterwerfung unter das Römertum." Es sollte ein Reich entstehen, "welches alle menschliche Betätigung in sich fassen sollte, welches mit strengstem Zentralismus und ärgster Machtentfaltung von Rom aus dirigiert werden sollte." Es ist wichtig, dieses als ein zentrales Streben der ahrimanischen Mächte auf Erden festzustellen, weil, wie Rudolf Steiner ausführte, nach dem Untergang des Römischen Reiches der Geist Roms gespensterhaft weiterwirkt und versucht, was ihm nicht in Rom gelungen ist, doch noch in der Welt zu verwirklichen. Er wird es immer wieder und wieder versuchen. Er strebt danach, sich wieder zu inkarnieren. Und konnten wir das nicht zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg sehen? Diese Versuche werden fortgesetzt mit immer stärkerem Einsatz. In Rom konnten die ahrimanischen Mächte, wie schon gesagt, ihre Ziele nicht erreichen, weil der natürliche Egoismus der Römer sich dagegen auflehnte, aber auch durch die Völkerwanderung, die alles Geformte zerbrach. Rudolf Steiner faßte was er so über das Römische Reich sagte, zusammen: "Und die römische Geschichte ist nicht etwa - und ich bitte das ausdrücklich zu beachten - eine Offenbarung ahrimanischer Mächte; die stehen dahinter; die römische Geschichte ist ein Kampf gegen die ahrimanischen Mächte." und so ist es im Westen! Er sprach weiter über die Bedeutung der Entdeckung oder Neuentdeckung Amerikas. Vorausgegangen war in Europa der Vorstoß der Mongolen unter Dschingis Khan. Auch in Asien war ein Nachfolger des Großen Geistes der Atlantis tätig, der aber luziferische Züge angenommen hatte. Ihm diente dort ein mächtiger, eingeweihter Priester. Dieser Priester wählte Dschingis Khan als sein ausführendes Werkzeug. So zog Dschingis Khan auf dem alles verheerenden Mongolenzug durch Rußland nach Mitteleuropa. Er überrannte jeden Widerstand, der sich ihm entgegenstellte. Er kam bis Liegnitz, siegte auch dort. Dann geschah das Merkwürdige, daß er sich nach seinem Sieg zurückzuziehen begann. Doch der luziferische Große Geist, dessen Werkzeug Dschingis Khan durch den Priester geworden war, konnte nun, trotzdem die Mongolen S64 zurückgingen, mit all seinen luziferischen Bildern und Kräften weiter in das Abendland eindringen und es durchsetzen. Die Entdeckung Amerikas wurde von der Weltenführung bewirkt, um ein Erdengegengewicht gegen diese große luziferische Versuchung im Abendland zu schaffen. So kam in Europa, durch die Entdeckung Amerikas, ein heilendes Gegengewicht zur Geltung, ein zur Erde gerichtetes Streben. Durch das Zusammenwirken beider Ströme entstand in Mitteleuropa, was in der Mitte sich entwickeln sollte. Und in bezug auf Amerika fügte Rudolf Steiner hinzu: "Ich bitte Sie, nun durchaus nicht zu erzählen, daß ich heute etwa die Entdeckung Amerikas als eine ahrimanische Tat hingestellt habe, sondern ich habe das Gegenteil davon gesagt. Ich sagte, daß Amerika entdeckt werden mußte, gefunden werden mußte, daß das ganz notwendig war im fortschreitenden Weltengang; nur daß sich hineingemischt haben ahrimanische Mächte, die Anstürme sind gegen das, was im fortschreitenden Weltengang geschehen soll." Schaut man also auf Amerika, dann muß man unterscheiden, was Amerika im spirituellen Weltenzusammenhang bedeutet, und die ahrimanischen Wesen, die dagegen anstürmen. So muß man auch von Amerika sagen, was Rudolf Steiner von Rom sagte, und ich beziehe diese Aussage jetzt einmal auf Amerika: "Die Geschichte Amerikas, des westlichen Teils der Erde ist nicht etwa, ich bitte Sie, das ausdrücklich zu beachten - eine Offenbarung ahrimanischer Mächte; die stehen dahinter - sie ist ein Kampf gegen die ahrimanischen Mächte." Hier hat nicht nur Ahriman seine Hauptwirkensstätte errichtet, sondern hier hat auch der Sieg eines hohen Christusträgers über die ahrimanischen Mächte stattgefunden! In diesem Kontinent sind nicht nur ahrimanische Gegenmächte wirksam, sondern auch die todüberwindenden Auferstehungskräfte des Mysteriums von Golgatha. Stellen wir noch einmal vor unsere Augen, daß der größte Schwarzmagier der Erde zur Zeit des Mysteriums von Golgatha in eine entscheidende Inkarnation eintrat, die ihm ermöglichen sollte, eine solche Weisheit und Macht zu erlangen, daß er mit Hilfe der mit ihm wirkenden ahrimanischen Macht die Erdenentwicklung hätte in eine andere Bahn zwingen können. Er konnte jedoch von dem Sonneneingeweihten, der sich im engsten Einklang mit dem Christusgeschehen in Palästina hielt, überwunden werden, so daß der ahrimanische Gegenstoß, um die Auswirkungen des Golgathageschehens zunichte zu machen, fehlschlug. Nicht, daß damit die Macht Ahrimans gebrochen wäre. Er erreichte immerhin, daß das Golgathaereignis an vielen Menschen spurlos vorbeiging. Er versuchte, das Römische Reich zum Werkzeug seiner Ziele zu S65 machen. Das scheiterte an dem natürlich-instinkthaften Egoismus der Römer. Aber Ahriman versucht stets von neuem und mit immer stärkerem Einsatz sein Ziel zu erreichen. In unserer Zeit stehen wir vor seinem größten und entscheidendsten Vorstoß, denn es besteht kein Zweifel, daß in der Zeit, wo Christus sein zweites Golgatha durchmacht, wo er den Bewußtseinstod in der ätherischen Welt erleidet, der aber in steigendem Maße zur lichtvollen Auferstehung des Christus im Bewußtsein der Menschen führen wird, die ahrimanische Gegenmacht zum gewaltigsten Schlag ausholen wird. In unserer Zeit wird die Entscheidung fallen, ob die Menschheitsentwicklung im Sinne des Mysteriums von Golgatha fortgesetzt werden kann, oder ob Ahriman ihr die Richtung geben wird. Das Zentrum, von dem dieser Gegenschlag ausgehen wird, wird in Amerika liegen. Diesen Boden haben sich die ahrimanischen Mächte seit langem vorbereitet. Sie haben aber nicht die Absicht, ihr Wirken nur auf den Westen zu beschränken, sondern es auf der ganzen Erde, besonders aber in der Mitte, wo das Tor zu einer neuen Geisterkenntnis geöffnet wurde, zur Geltung zu bringen. Wenn schon die Tat eines Menschen, auch wenn er ein schwarzmagischer Eingeweihter war und die Macht Ahrimans hinter ihm stand, solche Folgen hätte haben können, wie sie geschildert wurden, so darf man sich nicht darüber täuschen, daß die Auswirkungen viel größer und mächtiger sein werden, wenn Ahriman selbst von der Erde aus diesen Angriff führen kann. Seit dem 15. Jahrhundert bereitet Ahriman sein Kommen in Amerika vor. Das auch der Grund, weshalb man gerade hier viel tun kann, um sich der Absichten der ahrimanischen Wesen, und wie sie es anfangen, ihre Ziele zu verwirklichen, bewußt zu werden. Solches Bewußtwerden ist nicht nur eine Gedankenangelegenheit, es ist das Wirksamste, was man in unserer Zeit tun kann. Ist es nicht anzunehmen, daß der Sonneneingeweihte, der in Mexiko den Schwarzmagier besiegte, mit großem Ernst gerade auf das Ringen um eine solche Bewußtwerdung helfend schaut? Was der Menschheit bevorsteht, kann einem vor Augen treten, wenn man die folgenden Worte durchdenkt: "Und in der Zeit, die jetzt kommen wird, werden sich hineinschleichen in die Bewußtseinsseele und damit in das, was man menschliches Ich nennt - denn das Ich geht in der Bewußtseinsseele auf - diejenigen geistigen Wesenheiten, die man die "Asuras" nennt. Die Asuras werden mit einer viel intensiveren Kraft das Böse entwickeln als selbst die satanischen Mächte der atlantischen oder gar die luziferischen Geister der Lemurischen Zeit" ("Die Christustat und die widerstrebenden geistigen Mächte" GA107) S66. In der Wende der Zeiten schickte die geistige Welt den Eingeweihten, der aus der Sonne kam, in den Westen, um die drohenden Folgen der ahrimanischen Mysterien in Amerika, soweit es möglich ist, zum Guten zu wenden. Im Römischen Reich verhinderte der Mensch instinktiv und unbewußt das Entstehen einer Staatsmaschinerie, in der Menschen und Völker nur willenlose Räder im Staatsgetriebe gewesen wären. In unserer Zeit, der Zeit der Bewußtseinsseele, muß der Mensch vollbewußt mitwirken: "Wie Sie wissen, haben wir seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in einer Zeit gelebt, in der es notwendig ist, daß die Menschheit mehr und mehr in den Besitz der vollen Kraft des Bewußtseins kommt. Es ist von der größten Bedeutung, daß die Menschheit der kommenden Verkörperung Ahrimans mit vollem Bewußtsein dieses Ereignisses entgegengeht. Die Inkarnation Luzifers konnte nur durch die prophetische Einsicht einiger Priester der Mysterien erkannt werden. Die Menschen waren auch sehr unbewußt gegenüber der wirklichen Bedeutung des Mysteriums von Golgatha. Aber sie müssen der Verkörperung Ahrimans, inmitten der erschütternden Ereignisse, die sich auf dem physischen Plan vollziehen werden, mit vollem Bewußtsein entgegenleben" ("Der Einfluß Luzifers und Ahrimans", 3.Vortrag GA195 und GA193, 10.Vortrag). Und etwas weiter steht: "Eine Aufgabe der Menschheit während der nächsten Zeit wird es sein, der Verkörperung Ahrimans mit solch wachem Bewußtsein entgegenzugehen, daß seine Verkörperung in Wirklichkeit einer höheren spirituellen Entwicklung dienen wird". Allein schon eine solche Möglichkeit vor sich zu sehen, bedeutet für jeden geistig strebenden Menschen eine unendliche Ermutigung. Verhindern kann man die Verkörperung Ahrimans nicht, aber man kann durch die volle Bewußtwerdung all der Tatsachen, die mit der Verkörperung Ahrimans zusammenhängen, aber auch mit denen der ätherischen Wiederkunft des Christus in unserer Zeit, etwas ganz Entscheidendes tun. Welchen Kurs die Entwicklung im neuen Jahrhundert nehmen wird, das wird zu einem großen Teil vom Menschen abhängen. Der Mensch kann durch sein Ringen um ein immer klareres Bewußtsein die durchchristeten michaelischen Engel herbeirufen!
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