Anthroposophie        =           Dreigliederung

Impuls - Reaktion - Inkarnation   1919 - 1969 - 2019    Geschichte - Quellen - Material

II,6 Die ätherische Wiederkunft in Amerika

   Was einem bald auffällt, wenn man eine längere Zeit in Amerika lebt und das spirituelle, religiöse Leben beobachtet, ist, daß es sich viel selbstverständlicher darlebt und viel regsamer ist, manchmal zu viel helleren Flammen entfacht werden kann, als in Europa. Es stimmt durchaus, was Dr. Will Herberg, Philosoph und Historiker, in der Zeitschrift "U.S. News & World Report" schrieb: "Die geschichtlichen Tatsachen zeigen, daß Amerika um das Jahr 1800 die wenigsten Kirchgänger von allen westlichen Ländern hatte. Annähernd 10-15 % aller Amerikaner gehörten damals zu Kirchen. Sogar 1900 waren es nur 35 %. Heute hat Amerika die meisten Kirchgänger im Wesen - eine ungeheuere Revolution." Niemals wäre in Europa eine solche religiöse Bewegung in der Jugend entstanden, wie die "Jesus people", gleich wie man sie beurteilt. Das sind Zeichen, wie stark heute das Religiöse hier in den Seelen lebt. S26

   Deshalb ist es auch kein Wunder, daß hier alles, was mit der Wiederkunft des Christus zu tun hat, viel lebendiger ist als in Europa. Einige Zeugnisse der verschiedensten Art möchte ich davon bringen. Ich will diese Zeugnisse nicht beurteilen, sie sollen nur zeigen, wie der Gedanke der Wiederkunft des Christus lebendig ist.

   Billy Graham gab ein Buch heraus: "Meine Antworten". Die letzten Antworten auf gestellte Fragen in diesem Buch beziehen sich auf die Wiederkunft des Christus. Eine Frage lautete: "Glauben Sie, daß Jesus Christus physisch sichtbar zur Erde zurückkehren wird? Antwort: Ja, ich glaube es mit meinem ganzen Herzen, nicht weil andere auch der Meinung sind, sondern weil es fest gegründet ist in dem, was die Bibel so deutlich darüber sagt." Billy Graham gehört zur Baptistischen Bewegung. Es gibt um 30 Millionen Baptisten verschiedener Richtungen in den USA. Bei den Mormonen spielt natürlich das Wiederkommen des Christus eine wichtige Rolle. Einem Ausspruch ihres Propheten Joseph Smith im Jahre 1843 folgend, wird heute das Erscheinen des Christus in das Jahr 2020 gelegt. In einer Ansprache, die gedruckt von der "Unification Church" herausgegeben wurde, sprach Sun Myung Moon in der George Washington University über das Wiederkommen des Christus: "Die 'Unification Church' ist als eine Bewegung der Jugend bekannt. 99 % unserer Mitglieder sind junge Menschen. - Wir haben einen Kreuzzug begonnen, eine große Bewegung, um Amerika zum Erwachen zu bringen und vorzubereiten auf das Kommen des Messias.."

   Alice A. Bailey hat ein Buch geschrieben: "Die Wiedererscheinung des Christus". Es ist eine Bewegung, die sich "World Goodwill" nennt und versucht, Buddhismus und Christentum einander nahezubringen. "Der Buddha ist der spirituelle Leiter des Ostens, der Christus der spirituelle Leiter des Westens." Sie schreibt, daß sie schon vor Jahren auf die drei Schritte hingewiesen hat, durch die Christus sein Erscheinen vorbereitet: 1.) Durch das Entfachen eines spirituellen Bewußtseins im Menschen, 2.) durch Erfüllung des menschlichen Geistes mit spirituellen Gedanken durch erleuchtete Menschen, 3.) durch Einwohnung des Christusgeistes im Menschen: "Wie er kommen wird, in welcher Weise, steht nicht fest. Der richtige Moment ist noch nicht gekommen und die Art und Weise seines Erscheinens nicht bestimmt." "Der Sohn Gottes ist auf seinem Weg, und er kommt nicht allein. Seine Pioniere sind schon hier, und der Plan, dem sie folgen müssen, ist schon gemacht und ist klar. Laßt Erkenntnis das Ziel sein. S27   Von Edgar Cayce, der alle seine Offenbarungen während des Tiefschlafs empfängt, aber auf Fragen Antworten geben kann, die dann von seinen Freunden niedergeschrieben wurden, ist auch ein Buch mit seinen Aussagen über Jesus erschienen. Eine Aussage ist: "Und er kommt wieder in den Herzen und im Geiste der Menschen, die versuchen, seine Wege zu erkennen". Auf die Frage: "Wann?" antwortet er: "Wenn diejenigen, die zu ihm gehören, seine Wege klar gemacht haben, gehbar für ihn zu kommen." Auf eine weitere Frage wird klar, daß es bald sein wird. Er schließt mit dem Wort: "Der Herr wird kommen, genau so, wie wir ihn weggehen sahen." Das ist, in den Wolken!

   Jeane Dixon, die Prophetin, welche den Mord an John F. Kennedy voraussagte, auch den Flugzeugabsturz Ted Kennedy's und den Selbstmord Marilyn Monroe's, schrieb ein Buch: "The Call to Glory". In diesem Buch schrieb sie über Jesus Christus und über ihre Visionen über ihn und die Zukunft. Ihr ist besonders die Jahrtausendwende wichtig: "Das letzte Viertel dieses Jahrhunderts will uns vorbereiten für einen größeren und besseren Lebensbeginn, mit dem neuen Jahrhundert nach 2000." Was wird dort eintreten? "Ich habe angedeutet, im Jahr 2020 werden wir die Zeit erreicht haben, welche durch Matthäus, Daniel, Jesajas, Micha uns verkündet wurde und auch durch Johannes. Das Evangeliums des Matthäus fährt fort: "...solche in Judäa müssen auf die Berge fliehen..." "Wenn einer zu euch sagt in der Zeit: Siehe der Messias ist hier oder er ist da, dann glaubt es nicht. Falsche Messiasse werden erscheinen, offenbarend Zeichen und Wunder, so gewaltig, um auch diejenigen, wenn möglich, zu verführen, welche erwählt sind. Erinnert euch, daß ich alles vorhergesagt habe... Wie der Blitz leuchtet vom Osten bis zum Westen, so wird das Kommen des Sohnes des Menschen sein." Sie sieht das sich verwirklichen von 2020 bis 2037. Vordem aber muß der Kampf mit dem aufsteigenden Tier ausgefochten werden.

   Aus dem Buche von Gerold Frank: "An American Death", welches den Mord an Martin Luther King ausführlich beschreibt, möchte ich einige Sätze übersetzen. <<Es war am Tage vor seinem Mord, an dem er ein Telefongespräch mit Freunden hatte. Marion Logan, mit der er jetzt sprach, sagte plötzlich zu ihm: "Wenn Du da nicht herauskommst, dann werden sie Dich töten, Martin." Er hatte eine schwere Woche hinter sich, mit Ansprachen und Ummärschen, Verhandlungen und vielen Gesprächen, war ganz erschöpft. Er antwortete langsam, fast ein wenig verzagt: "Marion, ich habe versucht Dir zu sagen, ich bin bereit zu sterben." Diese Todesahnung erfüllte ihn den ganzen Tag. Sie kam dann deutlich in der berühmt gewordenen Ansprache am Abend vor seinem Tode zum Ausdruck. Vor ihm saßen an diesem Abend 1500 bis 2000 Menschen, meist Farbige. Draußen tobte ein schweres Gewitter. Er hatte leicht und mit Humor angefangen, S28 das Auditorium hatte herzlich gelacht und oft applaudiert. Nun wurde er ernst und fuhr fort: "Seht, ich weiß nicht, was nun weiter geschehen wird. Wir haben noch einige schwierige Tage vor uns. Aber es hat nichts mehr für mich zu bedeuten"; es folgte eine kurze Pause, dann sagte er mit betonter und doch zögernder Stimme: "Weil ich auf der Spitze des Berges gewesen bin." Seine Stimme zitterte bei dem Wort. Da war ein gewaltiger Applaus, vermischt mit dem Grollen des Donners draußen und dem Aufzucken der Blitze. Als er fortfuhr, bildete das verklingende Donnergrollen eine entsprechende Untermalung seiner Worte: "Und ich habe nichts dagegen", sagte er, "doch gleich jedem anderen... würde ich gern weiterleben... ein langes Leben hat seinen Wert". Er sprach jetzt kühl und bedächtig; er stellte dar, was jeder vernünftig fühlende Mensch gerne sagen würde. "Aber ich bin nun nicht mehr darüber besorgt". Seine Stimme begann sich zu erheben: "Ich wünsche nichts weiter, als Gottes Willen zu erfüllen". Sein Publikum ging ganz mit ihm. "Und er hat mir erlaubt, den Berg zu besteigen." Nun steigerte sich seine Stimme noch mehr, wurde dramatisch: "Und ich habe hinüber gesehen... Ich habe gesehen..." Er zögerte bei diesem Wort, dann wurde seine Stimme tönend, wie die Stimme einer Geige. Sie durchdrang alles: "das verheißene Land". Jubel, Beifall, Schreie im Publikum: "Ich vermag vielleicht nicht mehr mit Euch dahin zu gehen, aber ich wünsche, daß Ihr hier heute Abend wißt, daß wir als Volk in das verheißene Land kommen werden." Jedes Wort war nun betont, Und indem er sich nochmals sammelte, mit sich überstürzenden Worten: "So bin ich sehr glücklich heute Abend und sorge mich um nichts mehr, fürchte keinen Menschen mehr." Dann mit einer Stimme, die alles Vorangehende übertönte: "Meine Augen haben die Herrlichkeit, die Glorie des kommenden Herrn gesehen." Das war gleich einem Donnerschlag, ein Testament, eine Herausforderung, ein Triumph.>> Ich würde die etwas dramatischen Worte hier nicht bringen, wenn es nicht der Tag vor seinem Tode gewesen wäre und er offensichtlich mit Todesahnungen kämpfte, und wenn ich diese Worte, die aufgenommen wurden, nicht selbst auf einer Platte gehört hätte. Caretta King, seine Frau, brachte in ihren Erinnerungen dieselben Worte und sprach unter ihrem Eindruck, sie war selbst nicht anwesend gewesen, von prophetischen Worten. Aber das Bedeutsame war, was aus den Worten tönte.

   Ich möchte am Ende dieses Kapitels noch ein interessantes Symptom aufführen, das in dieser Art wohl nur in Amerika möglich ist. Eine Studentin, die Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft ist und Waldorfschullehrerin werden wird, machte ihr Master-Degree über die "Wiederkunft Christi". Sie S29 schrieb ihre Thesis an der Sacramento State University über: "A Comparison Of Some Philosophical Views Of W.B.Yeats And Rudolf Steiner With Emphesis On The Second Coming" (Vergleich einiger philosophischer Ansichten bei W.B.Yeats und Rudolf Steiner mit besonderer Berücksichtigung des Wiederkommens Christi). Sie beschreibt, wie beide Persönlichkeiten Ähnlichkeiten in ihrem Schicksal aufweisen, wenn auch einer (Yeats) in Irland, der andere (R.Steiner) in Österreich geboren wurde. Beide hatten eine spirituelle Weltanschauung. Beide gingen durch die Theosophische Gesellschaft, beide kannten H.Blavatzki, A.Besant und andere führende Mitglieder dieser Gesellschaft persönlich, waren aktiv in ihr tätig, und beide hatten ihre besonderen, wenn auch sehr verschiedenen Anschauungen über das "Second Coming" im 20. Jahrhundert. Die Studentin schildert in ihrer Arbeit die oft traumhaft-visionären Anschauungen Yeats' und die klaren, bewußten geisteswissenschaftlichen Gedanken Rudolf Steiners. Sie beschreibt, wie Rudolf Steiner aus eigenen geistigen Wahrnehmungen und durch einen spezifisch abendländischen Erkenntnis- und Einweihungsweg seine Anschauungen erwarb und sie auch innerhalb der östlich orientierten Theosophischen Gesellschaft vertrat. Sie beschrieb, weshalb Yeats die Gesellschaft verlassen mußte und sich dann mehr den rosenkreuzerischen Gedanken widmete, und weshalb Rudolf Steiner sie verlassen mußte, weil er die Anschauung, daß Christus heute in einem Hinduknaben wiedererscheinen würde, nicht billigen konnte. Rudolf Steiner sprach nie von einer physisch-leiblichen Wiederkunft des Christus, sondern von einer geistig-ätherischen. Er begründete nach seinem Austritt aus der Theosophischen Gesellschaft die Anthroposophische Gesellschaft. Yeats nahm in seinen jungen Jahren an, daß am Ende des 20. Jahrhunderts ein spirituelles Zeitalter anbrechen würde. Das konnte er in seinen älteren Jahren nicht mehr aufrechterhalten. Er sprach dann von einem Wiederkommen der bösen Weltmacht, dem Antichristen. In seinem Gedicht: "Second Coming" schrieb er, immer wenn er an das Wiederkommen denken würde, dann beunruhige ihn ein Bild aus der Akasha-Chronik (das Weltgedächtnis), nämlich: Das dämonische Tier. Nach 20 Jahrhunderten seit Christus wird dieses Tier in unserer Zeit geboren werden. Es wird am Ende dieses Jahrhunderts auf Erden geboren werden. Im Zunehmen der Unmoral, einer materialistischen, geistleugnenden Weltanschauung, in dem Ansteigen der Gewalttaten usw. sah er die Symptome des sich nähernden Tieres.

   Die Studentin stellt dann in ihrer Arbeit ausführlich die aus der modernen Geisteswissenschaft, der Anthroposophie, kommenden Anschauungen über das Erscheinen des ätherischen Christus dar, und was Rudolf Steiner im Gegensatz S30 zu Yeats über die Inkarnation Ahrimans im Westen sagte. Sie belegte es mit den Zitaten Rudolf Steiners. Diese Arbeit wurde angenommen, und sie erhielt ihr Master-Degree. Gerade in Kalifornien ist eine erstaunliche Offenheit für spirituelle Anschauungen vorhanden. Das macht wohl, daß hier der Osten mit den verschiedensten spirituellen Überzeugungen vertreten ist. Das hat natürlich auch seine Schattenseiten. Die Menschen kennen bereits alles, was sie leicht verhindert, auf das echte Geistige gründlicher einzugehen. Wenn aber echte Geisterkenntnis fehlt, dann wächst die Gefahr, daß man an die Stelle des wiedererscheinenden Christus eine andere Wesenheit setzt. Hellsichtige Kräfte wachsen in natürlicher Weise im Menschen heran, sie können zu Christus führen, sie können auch durch Ahriman mißbraucht werden. Aber die Kräfte, die Ahriman in Schranken halten könne, gab uns die Geistige Welt mit dem größten spirituellen Ereignis nach dem Mysterium von Golgatha: Das Geisteswirken des wiedergekommenen Christus.

   Stellen wir uns einmal vor Augen, was dieses gewaltige, alles überstrahlende Ereignis des ätherisch Wiederkommenden bewirkte und was aus ihm werden kann, wenn es sich frei entfalten könnte. Als das Christusbewußtsein in der ätherischen Welt erlosch, erwachte es als ein neues Bewußtsein, als lebendiges Denken im Menschen. Dieses Denken begann wirksam zu werden auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst, der Religion, des sozialen und pädagogischen Lebens. Für jeden, der etwas tiefer schaut, ist das eine reale Wirkung des wiedererscheinenden Christus. Wir stehen in der Morgenröte eines neuen Bewußtseins. Könnte sich dieses Bewußtsein frei und ungehemmt in der Menschheit entfalten, dann würde daraus bald eine neue spirituelle Kultur erblühen. Der Mensch würde dadurch sein kosmisches Wesen erkennen und in seinem kosmischen Menschen das Geistes-Ich, welches durch alle Inkarnationen geht, erfahren. Ihm würde seine Verantwortung gegenüber dem Werden der Welt deutlich werden. Auf der einen Seite würde er Erdenmensch sein, auf der anderen Seite den kosmischen Menschen mit seinen höheren Kräften immer stärker erleben. Dieses Stehen zwischen zwei Welten, zwischen dem irdischen Menschen und dem Erleben des kosmischen Menschen, wird nicht immer leicht zu ertragen sein: "So wird die Lösung sein der bedeutsamsten Disharmonie, die jemals im Erdendasein hervorgetreten ist: der Disharmonie des menschlichen Fühlens als eines irdischen Wesens und seiner Erkenntnis, daß er ein überirdisches, ein kosmisches Wesen ist. Die Erfüllung dieses Dranges wird ihn dazu vorbereiten, zu erkennen, wie aus grauen Geistestiefen heraus sich ihm offenbaren wird dieses Christuswesen, das nun geistig zu ihm sprechen wird, wie es im Physischen während der Zeit des Mysteriums von Golgatha zu ihm gesprochen hat. Es wird der Christus nicht kommen S31 im geistigen Sinn, wenn die Menschen nicht dazu vorbereitet sind. Aber vorbereitet können sie dazu nur sein durch die Art, wie ich es eben auseinandergesetzt habe, indem sie die geschilderte Diskrepanz empfinden können, indem der Zwiespalt furchtbar auf ihnen lastet" ("Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des 20. Jahrhunderts" GA200). Von diesem Druck können sich die Menschen befreien, wenn sie die Wege Luzifers gehen und selig in ihrem kosmischen Erleben werden, oder die Wege Ahrimans, wenn sie sich nur in ihrem irdischen Menschen erleben. Da wir aber in der Gegenwart der ahrimanischen Gefahr am stärksten ausgesetzt sind, wird die Anziehungskraft der Erde dem Menschen am gefährlichsten werden, und da kann die ahrimanische Weltenmacht ansetzen, um die ätherische Wiederkunft des Christus unwirksam zu machen. Ahriman sieht deutlicher als die Menschen, welche Möglichkeiten das Erscheinen des Christus für die Menschheit bedeuten kann. Er erkennt mit aller Klarheit, daß dieses Ereignis die größte Gefahr birgt für alles, was er mit der Menschheit vor hat.

   Schon seit dem Beginn der neueren Zeit, also seit Jahrhunderten, wirkt Ahriman daran, den Durchbruch der Menschen zum Geiste unter der Führung des ätherischen Christus, in dessen Dienst Michael steht, zu verhindern, zu verhindern durch die Erhaltung des Denkens, das den Menschen vom Geiste abschneidet, sein Denken, Fühlen und Wollen verhärtet, um dadurch den Materialismus auf der Erde zu festigen. Ahriman sieht die Aufgeschlossenheit z.B. Amerikas für das Erscheinen des Christus deutlicher als die Menschen. Er wird versuchen, die Kräfte der Erwartung auf sich und sein Erscheinen zu richten. Er wird in dieser Zeit die Menschen sogar hellsichtig machen - aus seinen Kräften. Aber diese Menschen werden dann nicht den Christus, sondern Ahriman sehen. Seine Vorbereitungen dafür werden wohlüberlegt, gründlich und äußerst wirksam sein.

   Wir sollten nicht scheuen, die Enttäuschung Rudolf Steiners wahrzunehmen, wenn er auf die Schwäche der Mitglieder sah, das Erscheinen des Christus vorzubereiten, der Wirksamkeit Ahrimans von der geistigen und von der irdischen Seite aus entgegenzutreten. Er hatte im letzten Vortrag der Reihe: "Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des 20. Jahrhunderts" (GA200) von der ätherischen Erscheinung des Christus gesprochen. Am Ende dieses letzten Vortrages sagte er: "Es ist nicht leicht, diese Dinge in aller Stärke zu durchschauen, denn man sieht dann immer auch, wie wenig die Menschen der Gegenwart geneigt sind, mit solchem Durchschauen zu rechnen. Die Gegner stehen auf ihrem Posten. Die Gegner entwickeln alle Intensität des Kampfes; unser Kampf, dasjenige, was wir vermögen, ist schwach, und unsere Auffassung der S32 Anthroposophie ist in vieler Beziehung schläfrig, recht schläfrig. Das ist der große Schmerz, der sich heute ablagert auf den, der die Dinge voll durchschaut.

   Rudolf Steiner versuchte, auf den Ernst dieser neuen Christuserfahrung hinzuweisen: "Unsere sozialen Lösungen werden in demselben Maße sich ergeben als die Menschen den Christusimpuls in ihrer Seele werden empfinden können. Alle anderen sozialen Lösungen werden nur in Zerstörung und Chaos hineinführen. Denn alle anderen Lösungen gehen darauf aus, den Menschen als irdisches Wesen zu beschreiben. Aber der Mensch wächst heraus - gerade in unserem Zeitalter wächst er heraus - aus jener Seelenverfassung, die ihn in seinem Bewußtsein für sich selbst ein bloß irdisch-physisches Wesen sein läßt. Aus der Stimmung der Menschenseele und aus der Not heraus wird sich das neue Christuserlebnis bilden. - Umsomehr aber muß hingesehen werden auf alles, was das Herankommen dieses neuen Christus-Erlebnisses verhindert."


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